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Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Gent wußte durch seine unerschöpfliche Anzahl spannender Storys die ganz Tischgesellschaft bei guter Laune zu halten — und er schien dabei ein unheimliches ,Fassungsvermögen' zu haben.
    Immer mehr Getränke flossen ....
    So war Stunde um Stunde vergangen. Der Umstand, daß dieser äußerlich elegante Mister Tregony, genau wie sie, an diesem Abend ohne Anhang war, brachte sie beide während der Tanzvergnügen der anderen Pärchen mehr und mehr ins Gespräch.
    Cecil Rheithway hatte zu dieser Stunde nicht ahnen können, daß sie für diesen Tregony so etwas wie ein gefundenes Fressen war. John Tregony, das As aus Forrest Bloomedys Bande, einer organisierten Clique von Erpressern, hatte kurz zuvor an diesem Abend eine Panne erlitten. Der Lady, der er an diesem Tage einen dunklen Punkt in ihrem Leben verschaffen wollte, war es nicht möglich gewesen, die Verabredung mit ihm einzuhalten. So kam ihm die auf Zerstreuung ausgehende Cecil Rheithway mehr als gelegen. Mit dem Blick des erfahrenen Schwerenöters hatte er sofort erkannt, das Cecil Rheithway ein lohnendes Objekt seiner gemeinen Handlungen werden konnte. Und dennoch! - Hätte Cecil Reithway nicht mitten in ihrer aufgeräumten Stimmung plötzlich ein starkes Unwohlsein befallen – welches Ihr in der Erinnerung am folgenden Tage mehrere Stunden der Nacht fehlen ließ – so wäre diese ganze Angelegenheit von Southend eine zwar vergnügliche aber trotzdem harmlose Nacht geblieben.
    Allem Anschein nach aber waren die Morgenstunden an Southend nicht so harmlos verlaufen, wie sie es heute wünschte.
    Für Cecil Rheithway hatte der folgende Morgen ein grausames Erwachen gebracht.
    Noch heute erinnerte sie sich genau daran, wie ihr das Herz von Schreck stillzustehen schien, als sie sich in einem fremden Zimmer wiedergefunden hatte...
    Was war in dieser Nacht geschehen?
    Cecil Rheithway hatte in den darauf folgenden Tagen bereits etwas Fürchterliches geahnt. - Gewißheit verschaffte ihr dann ein Bild, das wenige Tage später schon durch die Post in ihr Haus geflattert kam. Die Art des Geschehens im Zimmer von Southend sprach auf dem Bild eine eindeutige Sprache.
    Seit diesem Zeitpunkt zahlte sie große Summen Schweigegeld an den Besitzer der Negative dieser Bilder. Unbarmherzig hatte man ihr mit der Zusendung des ersten Bildes die Pistole auf die Brust gesetzt.
    Der Vorschlag der Gangster hieß: „Entweder für die in ihren Händen befindlichen Kopien der Bilder der Nacht von Southend einen angemessenen Preis zu zahlen, oder
    .... Die Angst vor diesem „oder" hatte sie in der kurzen Zeit an den Rand des körperlichen und vor allem des seelischen Ruins gebracht. Sie war nun finanziell am Ende.
    Wenn ihre Erpresser auch heute noch nicht mit dem soeben überreichten Betrag zufrieden waren, wußte sie nicht, wie es weitergehen sollte.
    Das Wiedererscheinen des Gangsters riß Cecil Rheithway aus ihren qualvollen Gedanken.
    Als sie den widerwärtigen Burschen hämisch grinsend auf sich zuschreiten sah, fühlte sie, wie es sie vor Abscheu schüttelte. Während ihr Herz wie rasend gegen ihre Rippen pochte, begannen vor ihren Augen rote Kreise und wallende Nebel einen hektischen Tanz zu vollführen. Nur mühselig konnte sie sich aufrecht halten.
    „All right, Madam ! — Hier ist der Gegenwert", zischte Dick Parker ihr im Vorbeigehen zu und drückte ihr einen verschlossenen Briefumschlag in die Hand.
    Kein Mensch schien Cecil Rheithway in diesem Augenblick zu beobachten, als sie mit fahrigen Fingern den Inhalt des ihr übergebenen Briefumschlages betastete, ihn zunächst aufzureißen gedachte, es sich dann aber anders überlegte und hastig das Postgebäude verließ.
    Und doch waren ihr zwei Augen gefolgt. Zwei Augen, die gesehen hatten, daß sie einige Zeit wie betäubt an dem Schreibpult gestanden hatte, und daß ihr später ein Fremder etwas zugesteckt hatte, — Ann Martiever!
    Sie war es, die in diesem Augenblick in eine freie Fernsprechzelle stürzte und hastig 999 wählte, die Notrufnummer der Funkstreifenleitstelle der Polizei.
    Als sich schon nach wenigen Augenblicken die Stimme des Beamten im
    Informationsraum meldete, wußte Ann Martiever kein Wort über ihre Lippen zu bringen. Wie ausgedörrt war ihre Kehle. Was sollte sie auch sagen? — Was sie hier in der Post-Office gesehen hatte, war nicht viel. Und was nutzte es jetzt noch, einen Funkwagen der Polizei herbeizurufen?
    Cecil Rheithway und auch der fremde Kerl waren bereits ihren Blicken
    entschwunden.
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