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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition)
Autoren: Leslie Tentler
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ziemlich beschäftigt, also verschonen Sie uns bitte mit Ihren Schwärmereien. Haben Sie etwas zu erzählen oder nicht?“ Als der Anrufer bloß lachte, fügte sie hinzu: „Wie alt sind Sie, Dan? Sie klingen ein wenig reifer als unsere normalen Anrufer.“
    „Man könnte durchaus sagen, dass ich etwas älter bin.“
    „Und wie alt?“
    „Älter, als du es dir wahrscheinlich vorstellen kannst.“
    Trevor war so vertieft in das Gespräch, dass er gar nicht bemerkte, wie schnell er rannte. Die Bar, in der James Rivette arbeitete, lag auf der anderen Seite der Straße. Es war eine schäbigeAbsteige. Ein Werbeschild für Budweiser blinkte in einem der abgedunkelten Fenster.
    „Und, Rain? Mein Name ist nicht Daniel. Ich heiße Dante.“
    Trevor lief auf die Straße, als der viel zu schnelle Cadillac gerade um die Ecke bog und die rote Ampel einfach überfuhr. Die Bremsen kreischten, als der Fahrer versuchte, den Wagen zu halten. Trevor wurde vom Kotflügel erfasst, drehte sich einmal und schlug auf der Motorhaube auf. Mit einem dumpfen Aufprall fiel er auf die ölverschmierte Straße. Schmerz schoss durch seinen Schädel, dann schloss sich Dunkelheit um ihn.

3. KAPITEL
    „Warum, verdammt noch mal, hast du aufgelegt?“
    Rain blickte kurz auf, als David D’Albas Stimme durch die Gegensprechanlage schnarrte. Sie konnte ihn durch das Fenster sehen, das den Produktionsraum vom Studio trennte, in dem sie saß. Er starrte zu ihr herüber. Die Kopfhörer hingen um seinen Nacken, die Hände hatte er auf die schmalen Hüften gelegt. Als sie nicht antwortete, warf er die Kopfhörer auf das Bedienungspult und kam mit großen Schritten zu ihr herüber.
    „Der Typ war zum Gruseln, David.“
    „Und genau darum hättest du ihn in der Leitung halten müssen.“ Er ging zum Monitor, um nachzusehen, wie lange der Song, den sie in den Pausen abspielten, noch lief. Dann schob er ihr Mikrofon beiseite und ließ sich auf der Tischkante nieder. Seine langen Beine streckte er zu beiden Seiten ihres Stuhls aus.
    „Seine Fragen sind vielleicht etwas aus dem Rahmen gefallen“, bemerkte er. „Aber es war genau das Richtige für eine gute Show.“
    „Er hat mich nach Desiree gefragt.“
    David zuckte mit den Schultern. „Jeder fragt dich nach Desiree.“
    „Neben einigen anderen perversen Sachen, die ich lieber nicht wiederhole, wollte er wissen, ob ich harten Sex mag.“
    „Was soll ich sagen? Da draußen laufen offenbar ein paar wirklich perverse Leute herum.“
    „Ich bin Psychologin, David. Ich bin an jedes erdenkliche Gesprächsthema gewöhnt, doch die Regel lautet, dass wir die Probleme des Anrufers diskutieren. Ich spreche in der Sendung nicht über mein Privatleben und schon gar nicht über mein Sexleben.“
    „Vielleicht solltest du das aber.“ Er streckte die Hand aus, um mit einer ihrer rotgoldenen Locken zu spielen. „Es würde unsere Einschaltquoten in die Höhe treiben.“
    Rain rückte vom Tisch ab, stand auf und lief in dem kleinenStudio auf und ab. „Es war nicht so sehr, was der Typ gesagt hat. Es war …“
    „… wie er es gesagt hat?“
    Sie ignorierte das breite Grinsen auf Davids hübschem Gesicht.
    „Okay, der Typ war ein Idiot. Halten wir das mal so fest.“ Er wurde ernst. Dann verlagerte er sein Gewicht und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Rain blieb stehen und lehnte sich an die schalldichte Wand. Im Produktionsraum war Davids Assistentin Ella LaRue gerade dabei, aufzuräumen. Sie trug ein enges, bauchfreies T-Shirt mit dem Logo von D’Alba Enterprises und dazu fast noch engere Jeansshorts. Als sie Rains Blick bemerkte, lächelte sie zuckersüß, doch ihre dunkelbraunen Augen blieben kalt. Sie beugte sich vor, wobei ihr rabenschwarzes Haar über eine Schulter fiel, und drückte den Knopf der Sprechanlage.
    Ellas honigsüße Stimme erfüllte den Raum. „Noch dreißig Sekunden, David. Die Uhr läuft.“
    „Schieb eine Werbung ein. Wir sind hier noch nicht fertig.“ Er blickte Rain an.
    „Meine Hörer sind vornehmlich Teenager und junge Erwachsene“, sagte Rain. „Und ja, manchmal sagen sie Dinge nur so, für den Schock-Effekt. Aber dieser Mann klang viel älter.“
    „Bist du jetzt etwa seniorenfeindlich geworden?“
    „Das meine ich nicht, und das weißt du auch.“ Sie schüttelte den Kopf, unsicher, wie sie die Gefühle, die der Anrufer ausgelöst hatte, beschreiben sollte. Für gewöhnlich war sie in der Lage, die Freaks, die gelegentlich in der Leitung waren, zu verscheuchen. Doch
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