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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition)
Autoren: Leslie Tentler
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seines Jobs hätte heimreisen müssen, wäre er nicht hier. Trevor dachte an das Haus, in dem seine Schwester wohnte. Wie schaffte sie es bloß, anscheinend ganz problemlos mit den Geistern der Vergangenheit umzugehen? Nur die Narben an ihren Handgelenken bewiesen, dass seiner Schwester das offenbar nicht immer so mühelos gelungen war.
    Er sah sich im Hotelzimmer um. Es war sauber und auch preisgünstig genug, um auf der vom FBI genehmigten Liste für Reiseaufwendungen zu stehen. Der dunkle Teppich war verschlissen, auf der Kommode gegenüber vom Doppelbett stand ein Fernseher. Eine Glastür führte auf einen Balkon, von dem aus man den Innenhof des Hotels und den Swimmingpool überblicken konnte. Trevor trat hinaus, lehnte sich an die Brüstung und starrte auf das sacht plätschernde Wasser im Pool.
    Fünf Frauen, gefesselt und gefoltert, die Kehle mit gezieltem Schnitt durchtrennt. Er rieb sich mit den Händen übers Gesicht. Seine Unfähigkeit, diesen Psychopathen zu fangen, hatte zu einem weiteren Todesfall geführt. Sein Chef bei der Violent Crimes Unit , Special Agent in Charge Johnston, hatte Trevor die Untersuchung der sogenannten Vampir-Morde, die sich seit einiger Zeit in verschiedenen Bundesstaaten ereigneten, als Sonderauftrag übergeben. Der Ablauf war beinahe zur Routine geworden: Manchmal mit, manchmal ohne Partner reiste Trevor in die Stadt, in der ein Mord, der ins Schema passte, stattgefunden hatte. Er sammelte Informationen und bearbeitete den Fall. Sobald sich die Spuren verloren, reichte er das Material an dieörtliche Außendienststelle des FBI weiter.
    Und bisher war das so ziemlich alles, was er hatte – kalte Spuren. Es gab keine Zeugen, keine DNA-Übereinstimmungen in der ViCAP-Datenbank und die weit auseinanderliegenden Tatorte führten dazu, dass die Behörden vor Ort die Morde als Einzelfälle behandelten. Nur die Abteilung für Gewaltverbrechen, die VCU, hatte Übereinstimmungen festgestellt, was der Grund dafür war, dass sich die Abteilung in die Aufklärung der Mordfälle eingeschaltet hatte.
    Während Trevor noch immer nichts über den Gesuchten in Erfahrung gebracht hatte, war der Täter in der Zwischenzeit aktiv geworden und hatte Trevor seinerseits unter die Lupe genommen. Der Unbekannte hatte den Kontakt gesucht – handgeschriebene Nachrichten, Souvenirs von seinen Taten, die er mit der Post zustellen ließ –, doch bislang war das alles nicht zurückzuverfolgen. Es sollte offenbar nur beweisen, dass der Vampir seinem Jäger haushoch überlegen war.
    Unfähig, seinen Frust abzuschütteln, ging Trevor zurück in sein Zimmer und zog sich seine Laufshorts, ein graues T-Shirt und Tennisschuhe an. Sein iPod hatte den Geist aufgegeben, also hatte er ein kleines Transistorradio mit Ohrstöpseln mitgenommen, das ihn auf seinem üblichen Acht-Kilometer-Lauf begleiten sollte. Trevor nahm es von der Kommode. Er hoffte, dass er mit der Musik die Stimme in seinem Kopf zum Schweigen bringen konnte, die ihm unentwegt Zweifel und Selbstbeschuldigungen einflüsterte. Nachdem er die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, ging er die Treppe hinunter. Im schwachen Schimmer des Pools machte er einige Dehnübungen und lief dann in Richtung French Quarter. Trotz der hohen Luftfeuchtigkeit, die auch lange nach Einbruch der Dunkelheit noch in den Straßen hing, achtete er darauf, in einem gleichmäßigen Tempo zu joggen. Das Radio hatte er an seinem Oberarm befestigt. Die Musik war das einzige Geräusch, das er hörte.
    Im French Quarter wurden die Touristenströme, die während des Tages durch die Straßen drängten, langsam weniger.Aber noch immer bevölkerten Leute die engen Gassen. Viele von ihnen hatten Pappbecher in der Hand und schlenderten an den Bars und Stripclubs in den heruntergekommenen Häusern vorbei. Als er von der Chartres auf die Dumaine bog, schaltete Trevor auf einen anderen Sender, ohne das Tempo zu verlangsamen. Der Empfang des Classic-Rock-Senders, den er im Hotel eingestellt hatte, wurde schlechter. Immer wieder wurde Sympathy for the Devil von den Rolling Stones von Rauschen unterbrochen. Während er weiterjoggte, suchte er einen anderen Sender. Doch auch der Jazz-, der Blues- oder der Cajun-Zydeco-Sender waren nicht besser zu hören. Plötzlich drang die Stimme eines jungen Mädchens über den Äther.
    „Wer ist er, dass er glaubt, mir vorschreiben zu können, was ich mit meinem Körper machen darf und was nicht? Er ist ja nicht mal mein richtiger Dad.“
    „Wie alt
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