Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachtkalt: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Mark Franley
Vom Netzwerk:
dich dort schon ein wenig umgesehen?«
    »Es ist fast zu perfekt«, bestätigte D. und erzählte, was er bis jetzt herausgefunden hatte.
     
    Als eine halbe Stunde später alles gesagt war, erhoben sich die beiden Männer. Menzel nahm den Koffer, ließ sich die Autoschlüssel für seinen neuen Wagen geben und folgte seinem Auftraggeber hinaus in die leere Werkshalle. An der Tür drehte sich D. um, gab ihm erst die Hand und deutete anschließend auf eine schmale Treppe, die hinunter in die Dunkelheit führte: »Falls du noch etwas Druck ablassen möchtest ... du kannst dir ruhig Zeit lassen, dort unten wird euch keiner stören! Ich werde erst morgen früh jemanden vorbeischicken, der danach etwas aufräumt.«
    Menzel wartete, bis sich die Hallentür geschlossen hatte, und schloss kurz die Augen. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann spürte er, wie sein Körper auf den Gedanken an das, was in diesem Keller wartete, reagierte. Noch gab er sich dem Gefühl nicht völlig hin, sondern stand einfach nur da und lauschte in die Stille dieser einst von Arbeitslärm erschütterten Halle. Erst als er glaubte, einen sehr gedämpften Schrei zu hören, konnte er nicht mehr anders. Wie in Trance folgte er Stufe für Stufe hinunter in den Keller und mit jedem Schritt stieg seine Erregung.
    Wie immer, wenn seine Instinkte derart angesprochen wurden und er seine Überlegenheit in jeder Faser seines Körpers spürte, stimmte er pfeifend die leise Melodie an, mit der er einst seine Schwester trösten wollte.
     
    Das Kellergeschoss erwies sich als recht übersichtlich und da es nur ein einziges, grünlich leuchtendes Notausgangsschild gab, nahm er an, dass er dorthin musste. Er folgte dem Gang aus schmucklosen Betonmauern bis zu der Lichtquelle, die man kaum als solche bezeichnen konnte, und da war es wieder. Dieses Mal war der Schrei wesentlich deutlicher zu hören und selbst die stählerne Brandschutztür konnte die Angst, die darin mitschwang, nicht zurückhalten.
    Ein angenehmes Kribbeln durchzog seinen Körper und ohne es wirklich wahrzunehmen, ließ er den Koffer und seine Sporttasche zu Boden sinken. Auf der Treppe war ihm noch kurz in den Sinn gekommen, seine neuen Gerätschaften gleich hier auszuprobieren, doch jetzt wollte er es noch ein letztes Mal unverfälscht genießen.
    Trotz der relativ niedrigen Temperatur hatten sich Tropfen aus Schweiß in seinem Nacken gebildet, der jetzt auf seinem Rückgrat nach unten perlte. Wichtiger war allerdings der Schweiß derer, die er sich Untertan machen wollte, denn in ihm materialisierte sich all die Angst, die sonst nur in den Gedanken wohnte.
    Noch einmal schloss er kurz die Augen, dann öffnete er die unverschlossene Tür und gestattete dadurch dem fahlen grünlichen Licht sich dort auszubreiten. Der Anblick war atemberaubend. Die kleine Asiatin, vielleicht 20 Jahre alt, stand an einen Stützpfeiler gebunden da und sah ihn mit wildem Blick an. Ihr Zustand war weitaus besser, als die Hilfeschreie vermuten ließen. In ihr steckte noch viel Kraft, Mut und Entschlossenheit ... genau das, was er jetzt brauchte!
    Ihre Augen brauchten einige Augenblicke, um sich an das Licht zu gewöhnen, und da er wie ein ganz normaler Mann aussah, besann sie sich und versuchte ein Lächeln. In relativ gutem Deutsch und mit hoffnungsvoller Stimme fragte sie leise: »Bist du von der Polizei?«
    Er dagegen tat gar nichts. Unbewusst immer noch die Melodie pfeifend, stand er einfach nur da und musterte sie langsam von unten nach oben, wobei sein Blick am längsten auf ihrem Gesicht verharrte. Er war sich noch nicht ganz sicher, glaubte aber einige Schweißperlen unter dem wild zerzausten, pechschwarzen Haar auf ihrer Stirn zu erkennen.
    Die beiden trennten nur wenige Schritte, die er nun so langsam, wie es ihm möglich war, überwand. Nun waren ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt, nahe genug, damit er ihren Atem spüren konnte. Beide Hände zu einer Faust geballt, schaffte er es sich zurückzuhalten und begann erst an ihrer Stirn, dann an ihrem Hals und ganz langsam bis hinunter bis zu ihrem Schritt zu riechen. Fluten kleiner Explosionen vereinten sich zu einem Feuerwerk in seinem Innersten.
    Es dauerte etwas, bis die kleine Asiatin realisierte, dass es sich nicht um einen Polizisten handelte, dann begann ihre Lunge schneller zu pumpen und ihr Körper riss mit der Kraft der Verzweiflung an den Seilen, die sie unnachgiebig an diese kalte Säule pressten. Er war wieder ein kleines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher