Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht

Nacht

Titel: Nacht
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
immer noch nicht klar zu erkennen, aber seine Brustwarzen hoben sich, ebenso wie sein Nabel, als dunkle Punkte von seiner hellen Haut ab. Darunter waren, undeutlich zwar, aber unverkennbar, seine Schamhaare und sein Penis zu sehen.
    Der Fremde stand eine Weile still, und obwohl ich wusste, dass er mich hinter der Scheibe der Glastür nicht sehen konnte, kam es mir so vor, als wolle er, dass ich ihn mir ausgiebig ansah.
    Nach ein paar Sekunden drehte er sich um, und ich konnte ihn von der Seite sehen.
    Meine Angst schnürte mir fast die Kehle zu.

    Was der wohl mit seinem Ding vorhat?
    Gar nichts hat er vor, versuchte ich mich zu beruhigen. Er weiß nicht einmal, dass ich hier bin.
    Hoffentlich! Hoffentlich weiß er das nicht: Denn wenn er es weiß, dann wird er nicht eher gehen, bis er sein Ding in mich reingesteckt hat.
    Der Fremde setzte sich an den Beckenrand, wartete einen Augenblick und ließ sich dann ins dunkle Wasser gleiten.

    Im Wasser
    Leider war der Pool nicht beleuchtet, sodass ich den Mann nur undeutlich sehen konnte. Er schwamm ein paar Züge, und dann sah ich ihn auf einmal überhaupt nicht mehr. Er war verschwunden. Ich starrte auf den Fleck, an dem er ins Wasser geglitten war und konnte ihn einfach nicht mehr finden. Es war, als wäre er unsichtbar geworden.
    Aber er war nicht unsichtbar. Er befand sich bloß in der Dunkelheit.
    Der Pool sah vollkommen leer aus. Aber ich wusste ja, dass er da drin war.
    Ein paar Sekunden lang stellte ich mir vor, wie der Fremde unter Wasser ans andere Ende des Beckens schwamm, dort auftauchte, aus dem Wasser sprang und auf meine Tür losging.
    Die Tür würde ihn zwar aufhalten, aber bestimmt nicht lange.
    Schließlich war sie nur aus Glas.
    Im Geist bereitete ich mich auf einen plötzlichen Angriff vor.
    Bloß nicht schreien. Dreh dich um und renn weg.
    Renn in die Küche.
    Und nimm eines von den großen Fleischmessern.
    Dann sah ich ihn. In der Mitte des Pools tauchte sein Kopf auf und zog auf der Wasseroberfläche eine silbrig glänzende Spur hinter sich her, als der Mann mit langsamen Zügen auf das seichte Ende des Pools zu schwamm. Er schien sein Bad richtiggehend zu genießen.
    Und er kam nicht zu mir.
    Noch nicht.
    Aber der Pool hatte in einer Ecke am flachen Ende geflieste Stufen, und wenn er die erreichte, konnte er in null Komma nichts aus dem Wasser stürmen.

    Ich trat ein wenig näher an die Glastür.
    Er schwamm nicht auf die Stufen zu, sondern hielt sich in der Mitte. Als er stehen konnte, richtete er sich auf. Sein Oberkörper, der von der Hüfte ab aus dem Wasser ragte, glänzte im Mondlicht.
    Die andere Hälfte seines Körpers verschwand unter der dunklen Wasseroberfläche, was ihm das Aussehen eines Torsos gab, dem man mit einem riesigen Schwert die Beine und den Rest des Unterleibs abgehackt hatte.
    Der Säbel!
    Auf einmal fiel mir Charlies Säbel ein, der im Esszimmer über dem Kamin hing. Darunter befand sich ein eingerahmter Sinnspruch, der irgendetwas damit zu tun hatte, dass sein Ur‐Ur‐Großvater im Bürgerkrieg gekämpft hatte.
    Der Säbel war eine Originalwaffe aus dem Bürgerkrieg, aber es war
    nicht
    der
    von
    Charlies
    Vorfahr,
    sondern
    ein
    Weihnachtsgeschenk von Serena.
    Wir alle hatten schon mal damit herumgespielt.
    Er war einen Meter zwanzig lang und scharf geschliffen.
    Draußen im Pool drehte der Fremde sich um und ließ den Körper wieder ins Wasser gleiten, bis nur noch sein Kopf zu sehen war. Und dann setzte er sich in Bewegung und schwamm auf das tiefe Ende des Pools zu.
    Ich trat einen Schritt zurück, drehte mich um und ging los, um den Säbel zu holen.
    Ich hatte vergessen, dass das Licht im Flur an war. Es war zwar nicht hell genug, um das Esszimmer vollständig zu beleuchten, aber einen schwachen Schimmer konnte es vielleicht doch hineinwerfen.
    Und dann fiel mir ein, dass die Vorhänge im Esszimmer völlig offen waren und die eine Wand praktisch vollständig aus Glas, sodass der Mann vom Pool aus einen Blick wie in ein Aquarium hatte. Ich stieß einen kaum hörbaren Fluch aus.
    Um ehrlich zu sein, einen ziemlich derben Fluch. Ich hätte mir in den Hinten beißen können, weil ich bei Einbruch der Dunkelheit nicht die Vorhänge im ganzen Haus zugezogen hatte. Schlimm genug, dass ich mir kein Popcorn hatte machen können, aber dass ich jetzt nicht an den Säbel herankam, war noch viel schlimmer.
    Na schön, herankommen konnte ich ja, wenn ich wollte.
    Aber so dumm war ich nicht.
    Wenn der Mann nämlich bisher noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher