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Nacht

Nacht

Titel: Nacht
Autoren: Richard Laymon
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Elroys Auto – mit Elroy im Kofferraum – und Judy im Lieferwagen nach Miller’s Woods. Dort ließen wir Elroys Wagen auf dem Parkplatz bei den Picknicktischen zurück und fuhren zusammen im Lieferwagen zu Judys Wohnhaus, wo Tonys Auto noch immer in der Tiefgarage stand. Die Leiche im Kofferraum war anscheinend noch nicht entdeckt worden.
    Wenn ich Tonys Schlüssel noch gehabt hätte, vielleicht hätte ich dann das Auto umgeparkt. Aber ich hatte sie in der vorigen Nacht ins Lagerfeuer geworfen und heute vergessen, sie aus der Asche zu scharren. Eigentlich störte mich das nicht besonders, denn mit Tonys Auto herumzufahren hätte vermutlich eh bloß zu neuen Problemen geführt. Sie wissen schon – die Drähte. Also ließen wir den Wagen dort stehen, wo er war.
    Ich half Judy packen, und wir gingen mehrmals zwischen ihrer Wohnung und der Tiefgarage hin und her, bis wir ihre wichtigsten Sachen im Lieferwagen verstaut hatten und zurück zu Serena und Charlie fahren konnten.
    Wir stellte den Lieferwagen in der Garage ab und Judy half mir packen. Auch ich nahm nur die wirklich wichtigen Dinge mit – unter anderem die Bänder aus den Anrufbeantwortern, die fünftausend Dollar vom armen Murphy und sein signiertes Buch. Nachdem ich die Wohnung zum letzten Mal abgeschlossen hatte, schraubte ich die Nummernschilder von meinem Auto ab und montierte sie an den Lieferwagen.
    Als das erledigt war, gingen wir ins Haus und brachten den Säbel zurück. Draußen ging gerade die Sonne auf, und Judy und ich waren so müde, dass wir fast im Stehen einschliefen. Aber wir konnten es nicht wagen, uns ins Bett zu legen, denn jeden Augenblick konnte man die erste Leiche finden.

    Sie lagen in ihren Kofferräumen in der Stadt und im Wald wie tickende Zeitbomben, die jeden Moment hochgehen konnten.
    Anstatt zu schlafen, putzten wir Elroys Blut im Gästebad weg, und schrubbten die Kacheln, das Klo, die Wanne und den Boden.
    Anschließend versuchten wir unser Glück mit dem Teppichboden.
    Es war hoffnungslos.
    Die Flecken widersetzten sich jedem Versuch, sie zu entfernen.
    Serena und Charlie konnte man ja vielleicht anschwindeln, aber wenn die Polizei käme …
    … wäre ich schon über alle Berge. Sollten sie doch mit den Blutspuren machen, was sie wollten.
    Als wir den Hausputz beendet hatten, war es acht Uhr früh. Wir kochten Kaffee und gönnten uns ein langes, ausgiebiges Frühstück.
    Während Judy das Geschirr spülte, schrieb ich am Küchentisch einen Brief:

    Liebe Serena, lieber Charlie,
    tolle Neuigkeiten! Ein alter Freund, den ich seit Jahren nicht gesehen habe, ist plötzlich hier aufgetaucht.
    Wir haben uns auf Anhieb super verstanden, und jetzt fahre ich mit ihm weg. Alles, was ich hiergelassen habe, gehört euch, auch mein Auto. Nur die Nummernschilder habe ich mitgenommen.
    Ich weiß noch nicht, ob und wann ich wiederkomme. Habt deshalb Dank für alles. Ihr wart großartige Freunde. Ich werde euch und die Kinder immer sehr vermissen. Bitte umarmt Debbie und Jeff ganz herzlich von mir. Ich rufe euch an, wenn wir eine feste Bleibe haben.

    Alles Liebe Eure Alice

    P.S. Entschuldigt bitte die Blutflecken auf dem Teppichboden.
    Ich hatte einen kleinen Unfall mit einer Bierflasche. Jim und ich haben versucht, die Flecken zu entfernen, aber ich fürchte fast, dass ihr einen neuen Teppichboden braucht. Vielleicht verkauft ihr ja mein Auto und verwendet das Geld dafür?

    Den Zettel ließ ich auf den Küchentisch liegen.
    Kurz bevor wir das Haus verließen, säuberte und trocknete ich sorgfältig den Säbel und hängte ihn zurück auf seinen angestammten Platz über den Kamin.
    Dann setzten wir uns in den Lieferwagen und fuhren zu unserer Bank. Dass wir unsere Konten auf derselben Bank hatten, war in einem Kaff wie ehester kaum verwunderlich. Wir betraten den Schalterraum einzeln und im Abstand von zehn Minuten, und lösten beide unsere Konten auf. Das Geld würde uns – zusammen mit Murphys fünftausend Dollar – wohl eine Weile zum Leben reichen.
    Endlich konnten wir die Stadt verlassen.
    Auf unserer Reise erfuhren wir immer wieder aus Zeitungen, Fernsehen und Radio vom Massaker in Millers Woods, wie ein Reporter die Serie von Morden ziemlich bald getauft hatte. Es war eine große Geschichte. Eine riesige Geschichte sogar. Etwas, das in einer kleinen Stadt wie ehester eigentlich nicht vorkommen durfte.
    Zuerst wurde Elroys Leiche gefunden. Dann fingen sie in Miller’s Woods an zu graben und förderten nicht nur die Leichen von
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