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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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ruhelosen Umherirren? Und jetzt – wie schnell und wie weit musste sie fliehen, um vor dieser letzten Heimsuchung sicher zu sein?
    Hauptmann Vos war ein aufdringliches Scheusal gewesen – für den Kommandanten eines weit vorgeschobenen Grenzforts ein trauriges Beispiel. Der Zufall hatte Sonja – müde und erschöpft vom langen Ritt – zu Vos’ Festung geführt. Der Hauptmann hatte große Augen bei Sonjas knapper Rüstung und ihrem Schwert gemacht, mehr aber noch bei ihren weiblichen Rundungen, die ihre Kleidung noch hervorhob – und er hatte sich Freiheiten herausgenommen. Vos mit dem Schweinchengesicht, dem schütteren Haar, der Selbstherrlichkeit des verzogenen Sohnes reicher Eltern, hatte Untergebenen“ wie Leutnant Keldum, keine Chance zum Aufstieg gegeben. Vos hatte zweifellos den Tod verdient – aber nicht sie hatte ein Ende mit ihm gemacht.
    Sie zweifelte nicht daran, dass der ehrgeizige, eingebildete Keldum Vos umgebracht hatte, um an seiner Stelle Befehlshaber der Festung zu werden. Und genau wie Vos hatte er jede ihrer Bewegungen mit brennenden Augen verfolgt.
    Sonja seufzte und trieb ihren Hengst an. Die Sonne ging allmählich unter, und sie selbst fühlte sich entsetzlich müde. Sie kam zu einem Tümpel mit abgestandenem Wasser, das zumindest ihr Pferd ein wenig erfrischte. Auf der Kuppe eines niedrigen Hügels in diesem braunen Meer windgebeugten dürren Grases hielt Sonja erneut Ausschau nach ihren Verfolgern – und sah sie. Sie schätzte, dass sie noch etwa einen Vorsprung von einem halben Tag hatte.
    Doch wenn sie Keldum und seine Männer erspäht hatte, hatten zweifellos auch diese sie entdeckt.
    Langsam verlor die Sonne sich in den wirren Zweigen fernen Dickichts im Westen. Abendschatten füllten wie dunkles Wasser die Mulden zwischen den Hängen. Der zunehmende Mond ging im Grau des Osthimmels auf und leistete den zaghaft vom Firmament spitzenden Sternen Gesellschaft.
    Doch keine anderen Menschen gab es – keine Hirten, keine Berittenen, keine Karawanen. Auf der weiten Steppe, über die der zeitlose Wind der Erde blies, gab es keine Menschenseele, außer Sonja und ihren Verfolgern in der Ferne. Ein wenig wunderte sie sich darüber. Gewiss, es war ein ungastliches Land, aber doch ausreichend als Weidegrund, und dazu im Westen und Osten von Zamora und Khauran, Turan und Shem umgeben – bedeutende Nationen. Weshalb also keine Spuren von Karawanen oder Nomaden?
    Sehr seltsam! dachte Sonja.
    Wieder blickte sie den Weg zurück, den sie gekommen war, doch in der zunehmenden Dämmerung vermochte sie Keldum und seine Männer nicht mehr zu sehen. Sie fröstelte ein wenig, denn die Luft kühlte immer mehr ab.
    Müde ritt sie weiter. Sie wusste, dass ihr Rotschimmel der Erschöpfung nahe war. Es wäre Quälerei, den Hengst weiter zu treiben. An den schweißnassen Flanken spürte sie seinen angestrengten Atem, und sah, dass er den Kopf müde hängen ließ. Unweit voraus entdeckte sie eine Ansammlung von Dornen- und Beerenbüschen auf einer niedrigen Erhöhung. Viel Schutz boten die Sträucher zwar nicht, aber sie würde dort guten Ausblick in alle Richtungen haben.
    Sie saß ab und führte den Hengst den Hang hoch. Der Mond schien bleich und klar und war hell genug, dass sie schnell vorankam.
    »Schon gut«, tröstete sie ihr Pferd. »Gleich haben wir’s geschafft, dann kannst du dich ein bisschen ausruhen …«
    Sie hatte die Kuppe des niedrigen Hügels erreicht und sah Lichter durch die Büsche.
    Lichter im Süden.
    »Erlik!«
    Viele Lichter waren es, unbewegte, die in Türmen und anderen Bauten einer menschlichen Ansiedlung brannten. Eine kleine Stadt vielleicht? Aber hier? Mitten in einer trostlosen Öde?
    Eine Stadt, wo sie seit mehr als drei Tagen nicht einen einzigen Reiter, geschweige denn einen Trupp oder gar eine Karawane gesehen hatte!
    Sonja führte ihren Hengst zu einem Beerenbusch, band ihn an, entspannte ihre müden Muskeln und strich das zerzauste Haar zurück, ehe sie wieder nordwärts blickte, auf die weite Ebene, die zu überqueren sie drei Tage gebraucht hatte.
    Sie hatte bereits bemerkt, dass das Terrain allmählich sanft angestiegen war, und nun, von dieser Hügelkuppe aus, sah sie, dass es weiter im Süden wieder aufwärts führte, aber etwas steiler. Fast ein Tal sah sie mitten in der Steppe, umgeben von Hügeln und Bergen, ja im Westen war sogar ein offenbar nicht sehr hoher Gebirgszug.
    Ein kleines verstecktes Tal mit einer beleuchteten Stadt in der Mitte!
    »Erliks
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