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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose
Autoren: Elizabeth Fenwick
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decken. Niemand der Umsitzenden wagte es, ihr in die Augen zu sehen. Sie wirkten entweder nervös oder erwartungsvoll, je nachdem, welchen Zustand ihr Gewissen aufwies oder ob sie von Natur aus optimistisch waren.
    Nur Alexander schien völlig unberührt. Da seine Mutter sich vor 32 Jahren, als sie mit einem Handelsreisenden durchgebrannt war, sehr unbeliebt gemacht hatte, konnte Alexander wohl keine ernsthaften Hoffnungen auf eine Erbschaft hegen. Obwohl sie einmal die Lieblingsschwester seines Onkels gewesen war, hatte er ihr niemals verziehen, und nun, da sie tot war, hätten alte Erinnerungen umso weniger Bedeutung.
    « Meinem Schwager , Colin Wainwright-McAdam , vermache ich eine Leibrente von zehntausend Pfund sowie das lebenslange Nutzungsrecht von Manor Cottage in Anerkennung seiner Liebe zu meinem Anwesen in Sussex .»
    Colin wurde tiefrot und Julia kreidebleich. Ihre Träume von örtlicher Schirmherrschaft und einem Vorsitz im Wohltätigkeitsverein brachen endgültig in sich zusammen. Zumindest mit dem Anwesen in Sussex hatten sie fest gerechnet. In all den Jahren waren schließlich genügend Andeutungen diesbezüglich gemacht worden. Julia wusste nicht einmal mehr, wie Manor Cottage eigentlich aussah. Colin wusste es dafür umso besser und erkannte die Beleidigung, die damit einherging.
    Alle Augen richteten sich auf Graham, der lässig zurückgelehnt Jennys linken Oberschenkel streichelte, die hinter ihm saß. Jenny lächelte Alexander zu, der neben ihr saß und von alldem nahezu unberührt schien.
    « Meinem Sohn Graham hinterlasse ich die Hälfe meines übrigen Eigentums wie in Anhang I aufgeführt und am 31 . Dezember erstellt sowie meine Hütte in Schottland , die Hälfte des Schätzwertes des Wainwright Familien-Trusts und Kunstwerke seiner Wahl im Wert von dreißigtausend Pfund .»
    Graham machte ein finsteres Gesicht. Er hatte erwartet, alles zu bekommen, wie viel auch immer es war, und mit kaum verhohlenem Ärger wartete er darauf, den Namen der wohltätigen Einrichtung zu erfahren, an die seiner Meinung nach der Rest des väterlichen Erbes fallen sollte.
    «Wie viel ist der Wainwright Familien-Trust wert?», fiel er Kemp ins Wort. Der Rechtsanwalt zog schweigend einen Computer-Ausdruck aus einem Aktendeckel auf seinem Schreibtisch.
    «Die Hälfte des Trusts wurde nach dem letzten Vierteljahresabschluss auf 7.567.308 Pfund geschätzt. Ich habe Ihren Anteil an dem Nachlass auf insgesamt knapp über fünfzehn Millionen Pfund festgelegt.»
    Die Atmosphäre im Raum kühlte sich merklich ab, als Alans Schwester und seinem Schwager klar wurde, in welchem Ausmaß sie hier beleidigt worden waren. Einen Augenblick lang sagte keiner ein Wort. Dann konnten Colin, Julia und ihre Kinder nicht mehr an sich halten.
    «Wie konnte er so etwas tun?»
    «Er muss verrückt gewesen sein.»
    «Eine Frechheit von diesem Mann!»
    «Colin, bitte! Wir sollten uns zumindest wie zivilisierte Menschen benehmen. Jedenfalls werden wir darüber nachdenken müssen, ob wir das Testament nicht anfechten.» Julias kühler, wohl artikulierter Ton brachte die erregten Stimmen zum Schweigen.
    Kemp sprach in die Stille hinein. «Die Wainwright-McAdam-Kinder wurden in dem Testament ebenfalls bedacht.»
    «Wollen Sie etwa behaupten, dass die andere Hälfte des Nachlasses den Kindern zufällt?» Sein Tonfall verriet Entsetzen, doch seine Töchter verstummten abrupt. «Lassen Sie uns weitermachen und uns das Schlimmste anhören.»
    «Ihr Schwager hat genaue Anweisungen hinterlassen, in welcher Reihenfolge das Testament zu verlesen ist.» Kemp räusperte sich und fuhr fort. « Jeder meiner Nichten , den Kindern meiner Schwester Julia Wainwright-McAdam , vermache ich dreißigtausend Pfund sowie Schmuck oder Einrichtungsgegenstände ihrer Wahl im Wert von zweitausendfünfhundert Pfund aus dem Bestand von Wainwright Hall .»
    «Und was ist mit den übrigen fünfzehn Millionen?», fragte Julia indigniert. «O mein Gott, er wird doch nicht alles der Wohlfahrt vermacht haben? Wenn das so ist, dann war er nicht bei klarem Verstand! In seinem ganzen Leben hat er nichts gespendet.»
    Jeremy Kemp fuhr fort, als hätte sie nichts gesagt. « Und schließlich hinterlasse ich mein ganzes übriges Vermögen , wie in Anhang II aufgeführt , einschließlich Wainwright Hall samt Inventar (ausgenommen den anderweitig verfügten Erbstücken) , mein Anwesen in der Karibik , wie in den hierzu angefügten Übertragungsurkunden aufgeführt , sowie die andere
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