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Nachricht von dir

Nachricht von dir

Titel: Nachricht von dir
Autoren: Guillaume Musso
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doch! Auch wenn Woodmark unausstehlich ist, bekommen wir von seinem Hof unsere besten Produkte. Wenn du ihn versetzt hast, ist er sicher stocksauer und will uns nicht mehr beliefern. Fahr am Restaurant vorbei, ich bin sicher, dass er die Kisten einfach im Hinterhof abgeladen hat.«
    »Darum kann ich mich allein kümmern«, versicherte Marcus. »Ich bringe euch zuerst nach Hause …«
    »Nein!«, unterbrach ihn Jonathan. »Du bist ein Luftikus, auf den man sich nicht verlassen kann. Also nehme ich die Dinge selbst in die Hand.«
    »Aber der Kleine ist müde!«
    »Nein, nein!«, rief Charly. »Ich will auch ins Restaurant.«
    »Damit ist die Sache klar. Bieg hier in die Third Street ein«, befahl Jonathan und wischte über die beschlagene Windschutzscheibe.
    Doch der alte R 4 mochte keine unvorhergesehenen Änderungen, und bei dem plötzlichen Richtungswechsel geriet der Wagen fast ins Schleudern.
    »Da haben wir es! Du hast also doch keine Kontrolle über deine alte Kiste!«, schrie Jonathan. »Verdammt noch mal, du fährst uns noch in den Tod.«
    »Ich tue mein Bestes«, versicherte Marcus und versuchte, den Wagen wieder in den Griff zu bekommen, während hinter ihm ein aufgebrachtes Hupkonzert entbrannte.
    Auf der Kearney Street hatte er den Wagen wieder unter Kontrolle.
    »Hat dich das Treffen mit meiner Schwester in diesen Zustand versetzt?«, fragte Marcus nach längerem Schweigen.
    »Francesca ist nur deine Halbschwester«, korrigierte Jonathan.
    »Wie geht es ihr?«
    Jonathan warf ihm einen feindseligen Blick zu.
    »Wenn du glaubst, wir hätten uns unterhalten …«
    Da Marcus wusste, wie heikel das Thema war, insistierte er nicht weiter, sondern konzentrierte sich ganz auf den Verkehr. Vor einer Brasserie mit dem Namen French Touch Ecke Union/Stockton Street parkte er sein Schmuckstück.
    Jonathans Vermutung erwies sich als richtig: Bob Woodmark hatte seine Lieferung einfach vor der Hintertür des Restaurants abgestellt. Die beiden Männer nahmen die Kisten und trugen sie in den Kühlraum, ehe sie sich davon überzeugten, dass in der Gaststube alles in Ordnung war.
    French Touch war ein Stückchen Frankreich im Herzen von North Beach, dem italienischen Viertel von San Francisco. Es war ein kleiner Raum, eingerichtet wie ein französisches Bistro der Dreißigerjahre: Holztäfelung, Stuck, Mosaikboden und große Spiegel im Stil der Belle Époque, dazu alte Plakate von Josephine Baker, Maurice Chevalier und Mistinguett. Hier wurde traditionelle französische Küche serviert. Auf der Tafel an der Wand stand: »Schnecken in Honig-Blätterteig, Entenbrust mit Orange, St.-Tropez-Torte …«
    »Krieg ich ein Eis, Papa?«, fragte Charly, während er sich an der glänzenden Zinktheke niederließ, die sich durch den ganzen Raum zog.
    »Nein, mein Liebling, du hast im Flugzeug schon Tonnen von Eis verdrückt. Außerdem ist es spät, und du müsstest längst im Bett sein.«
    »Aber es sind doch Ferien …«
    »Na komm, Jon, sei cool!«, stimmte Marcus ein.
    »Jetzt fängst du auch noch an!«
    »Aber es ist Weihnachten!«
    »Zwei Kinder!«, meinte Jonathan und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
    Er trat hinter den Tresen, der zur offenen Küche führte, sodass die Gäste die Zubereitung der Gerichte beobachten konnten.
    »Was hättest du denn gern?«, fragte er seinen Sohn.
    »Eine Dame Blanche!«, rief der Junge begeistert.
    Der »Koch« gab ein paar Stückchen dunkle Schokolade in eine kleine Kasserolle und ließ sie im Wasserbad schmelzen.
    »Und du?«, fragte er Marcus.
    »Wir könnten eine Flasche Wein aufmachen …«
    »Wenn du willst.«
    Ein breites Lächeln erhellte Marcus’ Gesicht. Er sprang von seinem Hocker, um seinen Lieblingsort aufzusuchen: den Weinkeller des Restaurants.
    Inzwischen gab Jonathan unter Charlys wachsamem Blick zwei Kugeln Vanilleeis und einige Baisers in einen Becher. Als die Schokolade geschmolzen war, rührte er einen Löffel flüssige Sahne unter, dann goss er die warme Schokolade über das Eis und bedeckte alles mit Schlagsahne und gerösteten Mandeln.
    »Lass es dir schmecken«, sagte er und steckte ein kleines Schirmchen in den Sahneberg.
    Vater und Sohn ließen sich nebeneinander auf der weichen Bank an einem der Tische nieder. Mit strahlenden Augen griff Charly nach dem langen Löffel und begann, sein Eis zu essen.
    »Nun sieh dir mal dieses Prachtstück an!«, rief Marcus entzückt, als er aus dem Keller kam.
    »Ein Screaming Eagle von 1997! Bist du verrückt geworden?
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