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Nachricht von dir

Nachricht von dir

Titel: Nachricht von dir
Autoren: Guillaume Musso
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Handy und ihre Schlüssel einsammelte.
    Jonathan beugte sich zu seinem Sohn, um ihn zu beruhigen, und hob dann das in Plastik verpackte Sandwich, die Wasserflasche und sein Handy auf.
    »Ich habe den Tisch zuerst gesehen«, empörte er sich. »Wir haben fast schon gesessen, als Sie plötzlich wie ein Wirbelsturm herangetobt sind, ohne auch nur …«
    »Das soll wohl ein Witz sein. Ich habe ihn lange vor Ihnen gesehen!«
    Ihr Zorn ließ den bislang kaum zu bemerkenden, englischen Akzent hervortreten.
    »Wie dem auch sei, Sie sind allein, und ich bin mit einem Kind unterwegs.«
    »Na, das ist ja ein schöner Vorwand! Ich wüsste nicht, warum ein Kind Ihnen das Recht geben sollte, mich anzurempeln und meine Bluse zu versauen«, schimpfte sie, als sie den Weinfleck auf ihrem Ärmel entdeckte.
    Fassungslos schüttelte Jonathan den Kopf und verdrehte die Augen. Doch als er protestieren wollte, kam ihm Madeline zuvor, die gerade Raphael entdeckt hatte.
    »Außerdem bin ich nicht allein!«
    Jonathan zuckte mit den Schultern und nahm Charly bei der Hand.
    »Komm, wir gehen woandershin. Die ist wirklich zu blöd …«, sagte er und verließ das Restaurant.
     
     
    Der Flug Delta 4565 nach San Francisco ging um siebzehn Uhr in New York ab. Vor Freude, seinen Sohn bei sich zu haben, wurde Jonathan die Zeit nicht lang. Seit der Trennung seiner Eltern litt Charly unter panischer Flugangst. Es war ihm unmöglich, allein eine Maschine zu besteigen oder unterwegs zu schlafen. Also verbrachten sie die siebenstündige Reise damit, sich Geschichten zu erzählen, zum x-ten Mal auf dem Tablet- PC Susi und Strolch anzusehen und dabei kleine Töpfchen Häagen-Daz-Eiscreme zu löffeln. Solcher Luxus war normalerweise der Businessclass vorbehalten, doch die verständnisvolle Stewardess hatte Charlys flehendem Blick und dem ungeschickten Charme seines Vaters nicht widerstehen können und gerne eine Ausnahme gemacht.
     
    Der Flug Air France 29 verließ um 17:30 Uhr den Flughafen JFK . In der komfortablen Businessclass – Raphael hatte wirklich an alles gedacht – schaltete Madeline ihren Fotoapparat ein und sah sich die Aufnahmen von ihrem Trip nach New York an. Eng aneinandergeschmiegt durchlebten die beiden Verliebten genussvoll noch einmal die schönsten Momente einer Zeit, die einen Vorgeschmack auf ihre Hochzeitsreise bot. Dann schlief Raphael ein, während sich Madeleine begeistert zum x-ten Mal die alte Lubitsch-Komödie Rendezvous nach Ladenschluss ansah, die als Video on demand angeboten wurde.
     
    Dank der Zeitverschiebung war es nicht einmal einundzwanzig Uhr, als Jonathans Maschine in San Francisco landete.
    Von seiner Angst befreit, schlief Charly beim Aussteigen auf dem Arm seines Vaters ein.
    In der Ankunftshalle hielt Jonathan nach seinem Freund Marcus Ausschau, mit dem er eine kleine französische Brasserie im Herzen von North Beach führte und der ihn eigentlich abholen sollte. Er reckte sich auf die Zehenspitzen, um über die Menge hinwegzusehen.
    »Hätte mich auch gewundert, wenn der pünktlich wäre«, knurrte er.
    Schließlich konsultierte er sein Smartphone, um zu sehen, ob Marcus eine SMS geschickt hatte. Sobald der Flugmodus wieder deaktiviert war, erschien auf dem Bildschirm ein langer Text:
     
     
    Willkommen in Paris, meine Liebe! Ich hoffe, Du hast Dich während des Flugs ausruhen können, und Raphael hat nicht zu sehr geschnarcht. Entschuldige wegen vorhin, ich freue mich wirklich, dass Du heiratest und den Mann gefunden hast, der Dich glücklich machen kann. Ich verspreche Dir, meiner Rolle als Brautjungfer mit Ernst und Anstand gerecht zu werden!
    Deine Freundin fürs Leben, Juliane.
     
     
    Was soll denn der Quatsch?, dachte er und las die Textnachricht noch einmal. Ein schlechter Witz von Marcus? Das war sein erster Gedanke, doch bei genauerer Inspektion des Handys stellte er fest, dass es nicht das Seine war: Modell und Farbe waren zwar gleich, aber es war nicht seins! Ein schneller Blick auf die E-Mail-Funktion offenbarte ihm die Identität der Besitzerin: eine gewisse Madeline Greene, die in Paris lebte.
    Verdammt! Das ist das Telefon der blöden Kuh vom Airport JFK!
     
    Madeline sah auf ihre Uhr und unterdrückte ein Gähnen. Der Flug hatte nur gut sieben Stunden gedauert, aber durch die Zeitverschiebung war die Maschine am Samstagmorgen um halb sieben in Roissy gelandet. Wie in New York herrschte auch hier trotz der frühen Stunde bereits reges Treiben.
    »Bist du sicher, dass du heute arbeiten
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