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Nachricht von dir

Nachricht von dir

Titel: Nachricht von dir
Autoren: Guillaume Musso
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skeptisch.
    »Da gibt es kein ›Hmm‹, Jul. Du kannst also schon mal anfangen, dich nach einem Brautjungfernkleid umzusehen.«
    »Hmm …«, antwortete die junge Engländerin erneut, aber diesmal eher, um ihre Rührung zu verbergen.
    Madeline sah auf ihre Uhr.
    »Gut, wir müssen aufhören, mein Flugzeug geht um halb sechs, und ich warte noch immer auf … meinen Mann!«
    »Deinen zukünftigen Mann«, korrigierte Juliane lachend. »Wann stattest du mir einen kleinen Besuch in London ab? Und warum eigentlich nicht dieses Wochenende?«
    »Das würde ich gern, ist aber leider nicht möglich. Wir landen früh in Roissy, und ich habe dann gerade noch Zeit, zu Hause zu duschen, bevor ich mein Geschäft aufmache.«
    »Du arbeitest nur noch.«
    »Ich bin Floristin, Jul! Die Zeit vor Weihnachten ist sehr lukrativ.«
    »Versuch wenigstens, während des Flugs zu schlafen.«
    »Mache ich! Ich ruf dich morgen wieder an«, versprach Madeline, ehe sie das Gespräch beendete.
     
     
    ER
     
    »Bedräng mich nicht, Francesca. Kommt nicht infrage, dass wir uns treffen!«
    »Aber ich bin nur zwanzig Meter von dir entfernt. Ich stehe hier unten an der Rolltreppe …«
    Das Handy ans Ohr gepresst, trat Jonathan mit gerunzelter Stirn an das Geländer oberhalb der Rolltreppe. Unten telefonierte eine junge dunkelhaarige Frau, die einer Madonna glich. An der Hand hielt sie ein Kind, das in einen zu großen Parka gehüllt war. Sie hatte langes Haar, war in Hüftjeans und eine taillierte Daunenjacke gekleidet und trug eine große Markensonnenbrille mit breitem Gestell, die wie eine Maske einen Teil ihres Gesichts verdeckte.
    Jonathan winkte seinem Sohn zu, der den Gruß schüchtern erwiderte.
    »Schick mir Charly rauf und verschwinde«, befahl er aufgebracht.
    Jedes Mal, wenn er seine Exfrau sah, überkam ihn dumpfer Zorn, vermischt mit Schmerz. Ein übermächtiges Gefühl, das er nicht unter Kontrolle hatte und das ihn aggressiv und zugleich deprimiert machte.
    »Du kannst mich nicht immer so behandeln«, protestierte sie mit einem leichten italienischen Akzent.
    »Wage es ja nicht, mir irgendwelche Lektionen zu erteilen«, tobte er los. »Du hast eine Entscheidung getroffen, und nun musst du auch die Konsequenzen tragen. Du hast unsere Familie verraten, Francesca! Du hast uns verraten, Charly und mich.«
    »Lass Charly aus dem Spiel!«
    »Obwohl er der Hauptbetroffene ist? Wegen deiner Eskapaden sieht er seinen Vater nur noch wenige Wochen im Jahr!«
    »Es tut mir le…«
    »Und das Flugzeug!«, fiel er ihr ins Wort. »Muss ich dich daran erinnern, dass Charly Angst hat, allein zu fliegen, und ich in allen Schulferien quer durchs Land reise, um ihn abzuholen?«
    »Was mit uns passiert ist … ist das Leben, Jonathan. Wir sind erwachsene Menschen, und es gibt nicht auf der einen Seite den Guten und auf der anderen die Böse.«
    »Das war aber nicht die Auffassung des Richters, oder hast du das bereits vergessen?«, bemerkte er mit plötzlichem Überdruss.
    Nachdenklich blickte Jonathan zur Startbahn. Es war erst halb fünf Uhr, und doch würde es bald dunkel werden. Auf der erleuchteten Piste wartete eine eindrucksvolle Reihe von großen Maschinen auf den Abflug nach Barcelona, Hongkong, Sidney, Paris …
    »Gut, das reicht. Die Schule fängt am dritten Januar wieder an. Ich bringe Charly am Vorabend zurück.«
    »In Ordnung«, stimmte Francesca zu. »Noch eine letzte Sache. Ich habe ihm ein Handy gekauft, ich möchte ihn immer erreichen können.«
    »Soll das ein Witz sein? Kommt überhaupt nicht infrage! Mit sieben Jahren hat man kein Handy!«
    »Darüber ließe sich diskutieren«, entgegnete sie.
    »Wenn sich darüber diskutieren ließe, hättest du diese Entscheidung nicht allein treffen dürfen. Wir können später vielleicht darüber reden, aber jetzt packst du dein Spielzeug wieder ein und schickst Charly zu mir!«
    »Na gut«, gab sie nach.
    Jonathan beugte sich über das Geländer und beobachtete mit zusammengekniffenen Augen, wie Charly Francesca einen kleinen bunten Apparat reichte. Dann umarmte der Junge seine Mutter und trat mit unsicherem Schritt auf die Rolltreppe.
    Jonathan drängte einige Reisende zur Seite, um seinen Sohn in Empfang zu nehmen.
    »Hallo, Papa.«
    »Hallo, mein Junge«, rief er und schloss ihn in die Arme.
     
     
    BEIDE
     
    Madelines Finger glitten blitzschnell über die Tastatur. Mit dem Smartphone in der Hand lief sie an den Schaufenstern des Duty-free-Shops vorbei und schrieb sozusagen blind eine
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