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Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Titel: Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)
Autoren: Achim Peters
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nicht von allein auf.
    Unser Stressmanagement und unser Körpergewicht hängen also zusammen, jede Veränderung im einen Bereich wird sich auch auf den anderen auswirken – im positiven wie im negativen Sinne. Diese Erkenntnis ist von elementarer Wichtigkeit; sie ist nicht veränderbar oder relativierbar. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Jeder Versuch, mein Körpergewicht zu verändern, jede Diät, jedes Abnehmprogramm und jede Magenoperation nimmt auch Einfluss auf mein Stresssystem.
    Wenn wir einen Menschen fragen, warum er unbedingt abnehmen will, wird er wahrscheinlich ästhetische oder gesundheitliche Gründe anführen oder beides. Mit dem Wunsch nach Schlankheit folgen wir also einerseits den Empfehlungen von Gesundheitsexperten und andererseits einem modischen Schönheitsideal. Interessanterweise gibt es kaum jemanden, der weder das eine noch das andere in Frage stellt. Warum eigentlich?

Leben dicke Menschen länger?
    Wer die schönste Frau der Renaissance besuchen möchte, muss nach Florenz reisen, begibt sich am besten direkt in die Via della Ninna 5 . Hinter dieser Adresse verbirgt sich die Galeria degli Uffizi – eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Die dritte Etage des Gebäudes ist Werken der italienischen Renaissance-Malerei vorbehalten. Dort befindet sich eines der anmutigsten Frauenbildnisse, das je gemalt wurde: Im Format 172 , 5 cm mal 278 , 8 cm wird der Betrachter Augenzeuge der Geburt der Venus. Sandro Botticelli hielt diesen Moment 1485 für die folgenden Jahrhunderte fest und schuf mit seinem Gemälde eine der bedeutendsten Ikonen weiblicher Schönheit in der Kunstgeschichte des Abendlandes: In einer Muschel stehend, lässt sich Venus von göttlichem Atem ans Ufer wehen, um dort in Empfang genommen zu werden. Botticelli stellt die Grazie einer Göttin in Gestalt des nackten Körpers einer jungen Frau dar. Ohne Zweifel, diese Venus spiegelt das Ideal weiblicher Schönheit in der Renaissance wider; aber mehr noch, sie prägte ein Schönheitsideal weit über die Epoche hinaus.
    Schauen wir uns dieses Idealbild einmal etwas genauer an: Die Venus des Sandro Botticelli ist nicht dick, verfügt aber auch nicht über das, was wir im 21 . Jahrhundert unter einer gertenschlanken Figur verstehen würden. Ihre Hüften sind zu rundlich und ausladend, ihr Bauch wölbt sich, Oberarme und Oberschenkel würde man heute, freundlich formuliert, als etwas »moppelig« bezeichnen. Botticelli und seine Zeitgenossen hätten diese Kritik wahrscheinlich anmaßend und unverständlich gefunden. Für sie verkörperte dieses Traumbild einer Frau überirdische Schönheit – ganz sicher aber auch Sinnlichkeit und Gesundheit. Eine deutlich schlankere Frau wäre den Menschen der Renaissance wohl abgehärmt und ausgehungert, also in ihrer Vorstellung eher ungesund erschienen.
    Lassen Sie uns an dieser Stelle gemeinsam ein Gedankenspiel versuchen: Was wäre, wenn sich Botticellis Venus – ins Jahr 2013 katapultiert und durch ein Wunder zum Leben erweckt – als junge Frau bei einer Model-Agentur bewerben würde? Die Agenten würden sich ihre Figur kritisch anschauen und der Venus in etwa sagen: »Du hast eine ganz tolle Ausstrahlung, aber du musst mindestens 10 Kilo abnehmen, dann hast du beim nächsten Casting eine reelle Chance …« Nehmen wir weiterhin an, die Venus ist 19 Jahre alt und 1 , 75 Meter groß (um den Mindestanforderungen fürs Modeln zu entsprechen) – dann hätte sie bei ihrer Statur ein Körpergewicht von geschätzt 77 Kilo. Wenn wir jetzt also anhand dieser Masse den Body Mass Index ( BMI ) 1 von Botticellis Venus berechnen, kämen wir auf einen Wert von 25 .
    Der BMI ist heute medizinisch die relevante Größe, um Körpergewicht in ein Verhältnis zu Gesundheitsrisiken zu stellen; zu hohe oder zu niedrige BMI -Werte werden als gefährlich eingestuft. Für eine 19 -jährige Frau gilt nach der heutigen »Klassifikation« ein BMI von 20 bis 25 als normal gesund. Der BMI der Venus liegt nach dieser Einstufung also genau auf der Grenze zwischen »normal« und »krank«. BMI 25 , das ist zwar noch keine Adipositas ( BMI größer als 30 ), aber immerhin würden manche Ärzte schon von leichtem »Übergewicht« sprechen. Da die Venus noch sehr jung ist, würden sie Bedenken äußern, dass sie in späteren Jahren an Gewicht zunehmen könnte. Spätestens dann würde auch der Hausarzt ihr empfehlen, etwas abzunehmen. Denn dick zu sein, gilt nicht nur als wenig attraktiv, sondern auch als
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