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Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Mythor - 084 - Stadt der Amazonen

Titel: Mythor - 084 - Stadt der Amazonen
Autoren: Giesa Werner K.
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aus«, sagte Tertish.
    »Scida ist alt und nicht mehr sehr schnell. Sie kann ihn nichts mehr lehren. Aber auf Burg Anakrom… vielleicht wird er eines Tages fast so gut wie Burra.«
    »Niemand wird so gut wie Burra«, warf die Hexe ein.
    »Fast, sagte ich«, bemerkte Gudun. Ihr Weinbecher war leer geworden, und sie füllte nach.
    »Ihr wißt, daß Mythor für tot gilt. Niemand darf wissen, daß es nicht so ist«, sagte Tertish. »Wie wollen wir ihn deshalb nach Anakrom schaffen?«
    »Nachts«, sagte Gorma.
    »Nicht, wann, sondern wie, fragte ich!«
    »Unbemerkt«, ergänzte Gorma trocken. »Bei Nacht und unbemerkt. Wir bringen ihn in der Dunkelheit von Bord. Diese Nacht ist günstig; kaum jemand ist noch an Bord. Und die Spayolerinnen sind wenig wachsam; unsere Gefährtinnen werden sie in Trab halten.«
    »Dein Wort in Zaems Ohr«, murmelte Tertish.
    »Ein wenig Zauber könnte nicht schaden, Sosona«, fuhr Gorma fort. »Je dunkler die Nacht, desto weniger sieht man.«
    »Und dann, wenn er von Bord ist?« zischte die Hexe unzufrieden. »Anakrom liegt auf der anderen Seite von Ganzak! Wir müssen durch die Domänen der Matria und Kila Halbherz, bis wir Anakrom-Land erreichen! Wie stellt ihr euch das vor?«
    Gudun grinste.
    »Wir haben eine Hexe, die die gelbe Farbe trägt«, sagte sie. »Und sie wird es bestimmt schaffen, Mythor unbemerkt dorthin zu bringen.«
    »Ich bin nicht lebensmüde«, fauchte Sosona. »Und ich…«
    »Du hältst es immer noch für Verrat an Zaem und an Burra«, sagte Gudun. »Sosona, wir sind Burras engste Vertraute. Glaubst du, wir würden sie wirklich verraten?«
    »Ich glaube nur, was ich sehe, und selbst das kann Zauber sein«, flüsterte die Hexe bitter. Sie erhob sich und verließ den Raum, den Gudun allein bewohnte. Die Sturmbrecher war groß genug, einigen ausgewählten Kriegerinnen der Burra, die Verantwortung zu tragen hatten über Schiff und Mannschaft, über Wohl und Wehe, Einzelunterkünfte zu gewähren, in die sie sich zurückziehen und mit sich selbst zu Rate gehen konnten. In der Tür rief Gudun sie an. »Sosona!«
    »Ja, bei der zwölften Zacke des Hexensterns!« zischte Sosona wütend. »Ich tue es. Ich nehme mich der Sache an!«
*
    Starr lag er tief im Bauch des Schiffes, jener Mann, den es in Vanga eigentlich gar nicht geben durfte. Der Mann, der Unruhe in die festgefügte Ordnung brachte, der sich nicht anpaßte und die Welt und die Menschen um ihn her veränderte.
    Der Mann, dem Burra nachgestellt hatte, um ihn für sich zu bekommen als »Männchen für alles.« Der Mann, in dem Zaem eine große Gefahr gesehen hatte und den sie tot glaubte, seit die Klänge des Rysha-Hornes verhallt waren.
    Er war wach und doch nicht wach. In einem abgedunkelten Raum lag er wie ein Stück Holz, starr und unbeweglich. Der magische Bann hielt ihn gefangen, verweigerte ihm jede Bewegung. Er schlief und erwachte, überlegte und dachte über seine Sehnsüchte und Befürchtungen nach. Er dachte an sich und Fronja. Und er schlief wieder. Es war, als sammele sein Körper in diesen Tagen der erzwungenen Ruhe neue Kräfte, und er fühlte sich stark wie selten zuvor. Doch seine Stärke half ihm nicht, denn die Magie war stärker als er. Sie hielt ihn fest.
    In eine Decke gehüllt, lag er da, ohne zu wissen, wohin die Reise ging und wie lange sie währte. Er wußte die Zahl der Tage nicht, die vergangen waren, denn kein Tageslicht drang in diesen Raum, der von niemandem betreten wurde. Er war ein Gefangener, mehr nicht.
    Ein Gefangener, dessen Hände den Griff des Gläsernen Schwertes Alton umschlossen. Das Schwert lag flach auf seinem Körper, und sein Glanz schien erloschen, solange Mythor im Bann gefangen war. Der Griff, den seine Hände berührten, lag über seinem Herzen.
    Wieder einmal war das Gläserne Schwert alles, was ihm geblieben war. Alton, das er seinerzeit als erstes gewann, als er sich auf den langen Weg machte, den die Vorsehung ihm bestimmt hatte.
    Wohin würde dieser Weg führen?
    Er wußte es nicht.
    Er wußte nichts und konnte nur warten, bis jene, die ihn hierhergebracht hatten, sich seiner wieder erinnerten.
*
    Gerrek hob den Kopf. Da war etwas!
    Irgend etwas in dieser Nacht hatte ihn keinen Schlaf finden lassen. Der Beuteldrache war unruhig wie selten zuvor. Es war, als geschähe etwas, das ihn selbst unmittelbar betraf.
    Er sah sich um. Seinen Augen, die nicht mehr die eines Menschen waren, machte die Dunkelheit nichts aus. Er sah fast so gut wie am Tage. Einer der kleinen
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