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Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Mythor - 044 - Piraten der Wüste

Titel: Mythor - 044 - Piraten der Wüste
Autoren: Werner K. Giesa
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weiß«, nickte Jassam bedächtig. »Aber in diesem Fall werdet ihr eine Ausnahme machen. Ihr braucht dafür auch keine Wildkaninchen auszuweiden.«
    »Du Mann«, zischte Aieta und wandte sich um. Sie winkte den beiden anderen herrisch. »Kommt. Er weiß nicht, was er sagt.«
    Ashorro grinste. »Sie werden dreist«, behauptete er.
    Jassam winkte ab. »Ich glaube kaum, dass sie diese freie Rede riskieren würden, wenn sie in Horai, Logghard oder sonst wo leben würden und nicht bei uns. Dort geht es nämlich ein wenig anders zu, dort hat die Frau auf ein Fingerschnipsen des Mannes zu gehorchen. Und immerhin haben sie sich uns freiwillig angeschlossen und müssen sich damit abfinden, dass der Anführer zuweilen auch weniger angenehme Befehle gibt.«
    »Der Anführer…«, murmelte Ashorro. »Du sprichst, als ob…«
    Jassam unterbrach ihn barsch. »Der Anführer ist immer noch Tashan, und ich bin sein Stellvertreter. Aber Tashan würde keine anderen Befehle erteilt haben. Was glaubst du, warum er mich zu seiner rechten Hand gemacht hat und nicht dich?«
    »Geschenkt«, brummte Ashorro. »Ich neide dir deine Stellung nicht, das weißt du.«
    Jassam sagte nichts. Er war mit seinen Gedanken schon wieder woanders. Wie würde der Gefangenenaustausch ablaufen? Jassam machte sich bereits seine Gedanken, um auch die schlechtesten der Möglichkeiten nicht auszuschließen und für Gegenmaßnahmen zu sorgen.
    *
    Auch Mythor hatte den Abgang der Prinzessin lächelnd verfolgt, inklusive des Protests von Aieta. Er wunderte sich ein wenig, dass Jassam den Launen Shezads nachgab, aber der Pirat schien den Shallad und dessen Macht doch ein wenig zu fürchten.
    Mythor organisierte eine große Schüssel mit Wasser. Es gelang ihm nicht, einen ganzen Bottich voll zu beanspruchen wie die Prinzessin, die darin ein ausgiebiges Bad genommen hatte, aber immerhin reichte es für No-Ango und ihn, um sich ein wenig zu erfrischen und den Wüstenstaub loszuwerden. Er begann zu begreifen, warum die Piraten sich trotz der gegen Mittag durchaus hohen Temperaturen stets dicht einhüllten. Zwar waren die Burnusse dünn, aber dennoch mochte es einem darin ziemlich warm werden. Schlimmer aber war der Salzstaub, der vom Wind herangeweht wurde.
    Shezad selbst hatte das weniger gestört. Sie hatte keinen schützenden Burnus verlangt, sondern zeigte sich nach wie vor in jener Kleidung, mit der man sie aus dem Palast entführt hatte. Ein hauchdünnes Schleiergewand, lediglich um Brüste und Lenden etwas weniger durchsichtig. Sie bot damit zweifelsohne einen reizvollen Anblick, ein Schutz gegen das Salz war diese Art Kleidung indessen kaum. Aber sie hielt sich auch die meiste Zeit in der Grotte auf, die man ihr zugewiesen hatte.
    Mythor sah wieder nach Süden. Die graue Wand türmte sich dort auf wie Nebelwolken und verbarg alles, was sich dahinter befinden mochte. Er fragte sich, was diese Wand nachts zum Leuchten brachte. Er hielt einen vorübereilenden Piraten an.
    Unwillig wand der Mann sich aus Mythors Griff. »Was willst du?« knurrte er.
    Mythor spielte nicht zu riskant. Man hatte ihn lediglich entwaffnet. Eine Fesselung erübrigte sich angesichts der Tatsache, dass er ohnehin den Salzspiegel nicht lebend verlassen konnte. Und inzwischen hatte er festgestellt, dass er umso mehr akzeptiert wurde, je dreister er sich aufführte.
    »Eine Auskunft«, sagte Mythor forsch.
    »Dann frag«, knurrte der Pirat. »Du hältst mich auf.«
    Der Dunkelhaarige nickte. »Ich weiß. Deshalb wirst du mir rasch und eingehend antworten. Du weißt, dass ich aus dem Norden komme und dieses Land und seine Erscheinungen nicht kenne. Die Düsterzone dort, was ist sie, und warum leuchtet es darüber nachts wie ein dunkler Regenbogen?«
    »Frag mich etwas Leichteres«, sagte der Pirat. »Niemand weiß es.«
    »Irgend etwas muss doch dort sein«, beharrte Mythor. »Ist niemals jemand dorthin vorgestoßen?«
    »Man flieht nur von dort, wenn man noch kann«, murmelte der Pirat düster. »Dort endet die Welt. Dort beginnt das Böse und dehnt sich aus. Das ist alles, was man weiß. Frage die anderen, sie werden dir keine andere Antwort geben können als ich.«
    Mythor wandte sich grußlos ab. Er zuckte mit den Schultern und machte seinen Morgenspaziergang durch das Lager. Sie befanden sich jetzt seit einigen Tagen hier, und Mythor hatte sich einen gewissen Rhythmus des Tagesablaufs zu eigen gemacht, der sich zum Teil dem der Piraten anpasste, zum Teil jedoch aus Erkundung und dem
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