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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
Autoren: Peter Freund
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Ferien trainieren sollten. Aber genau das hatte der Senshei in der gestrigen letzten Unterrichtsstunde bei Niko nicht getan. Er hatte ganz vergessen, ihm die üblichen Anweisungen mit auf den Weg zu geben, und deshalb nun wahrscheinlich nach ihm gerufen, weil er das Versäumte nachholen wollte.
     
    Das klang doch logisch, oder?
     
    Blieb nur noch die Frage, was Herr Noski in diesem heruntergekommenen Laden machte?
     
    Wie auch immer: Niko musste ja einfach nur nachschauen, um die Sache zu ergründen. Außerdem stand die Tür sperrangelweit offen, als würde sie ihn förmlich zu einem Besuch auffordern. Nach kurzem Zögern gab Niko sich einen Ruck und betrat das Geschäft. Wie hätte er auch ahnen sollen, was ihn dort erwartete?
     
     
     
     
     
    D as Große Taglicht stand gleißend hell am wolkenlosen Himmel über Mysteria und schickte seine heißen Strahlen hinunter auf das Dorf der Alwen, das sich, klein und versteckt, an den Saum eines dichten Waldes schmiegte. Es waren kaum mehr als ein Dutzend Hütten, die aus rohen Baumstämmen und ungehobelten Brettern zusammengefügt und mit Stroh und Reet gedeckt waren. Ein paar magere Schafe und Ziegen sprangen zwischen den Gebäuden umher und suchten den schmalen Fahrweg und die begrasten Freiflächen nach Fressbarem ab. Eine kleine Herde Schweine mit hohlen Bäuchen lagerte im Schatten der großen Eiche, die sich auf dem fast kreisrunden Platz in der Mitte der Siedlung erhob. Die Tiere ließen die rosigen Zungen aus dem geöffneten Maul hängen und hechelten nach Abkühlung vor der brütenden Hitze, die auf der Siedlung lastete. Den dürren Hahn, der an der Spitze einer Handvoll abgemagerter Hennen und eines halben Dutzends Küken über den Dorfplatz stolzierte, schien das jedoch nicht im Geringsten zu stören. Mit hoch emporgerecktem Kopf ließ er einen herrischen Schrei erschallen, worauf das Hühnervölkchen eifrig im heißen Sand zu scharren begann und sich mit einer bunten Vogelschar um die paar Körner stritt, die es zutage förderte.
     
    Am entfernten Waldrand fochten einige Jungen laut johlend einen heftigen Kampf mit Holzschwertern aus. Mit erhitzten Gesichtern hieben sie voller Eifer aufeinander ein, als gelte es, einen blutrünstigen Angreifer in die Flucht zu schlagen. Übertönt wurde ihr lautes Schreien nur kurzzeitig vom Kreischen einer Mädchengruppe, die durchs kniehohe Wildgras tollte und sich um einen Ball aus Stofffetzen balgte.
     
    Die Erwachsenen dagegen hatten keine Zeit für müßige Spiele und gingen ihrem Tagwerk nach. Die meisten Männer ackerten auf den ringsum verstreuten Feldern, wo die Getreidehalme sich bereits unter der Last der goldgelben Ähren bogen und darauf hoffen ließen, dass die Zeit des Hungers wenigstens bald ein Ende haben würde. Die Frauen saßen vor den Hütten und putzten das Gemüse aus den Gärten, das infolge der Trockenheit recht kümmerlich ausgefallen war. Andere zerstampften die letzten Körnerreste aus der vorjährigen Ernte zu grobem Mehl, um Brot und Fladen daraus zu backen.
     
    Arawynn stand, nur mit einer knielangen Hose aus ungefärbter Schafswolle bekleidet, vor der elterlichen Hütte am Dorfplatz. Sein Oberkörper glänzte, und auch seine pechschwarzen Haare waren nass vom Schweiß, dessen Salz ihm schon in den smaragdgrünen Augen brannte. Arawynn war erst vierzehn Sommer alt und hatte dennoch keine Zeit, mit seinen Altersgenossen am Waldrand herumzutoben. Seit sein Vater Mayan im letzten Erntemond von den Soldaten des marschmärkischen Herrschers Rhogarr von Khelm gefangen genommen und verschleppt wurde - Mayan hatte sich lautstark über die hohen Abgaben und Tributzahlungen beschwert, die der Tyrann den Alwen abpresste -, hatte Arawynn seinen Vater nicht mehr wiedergesehen und dessen Platz in der elterlichen Schmiede einnehmen müssen. Was wäre ihm auch anderes übrig geblieben? Selbst als die Familie noch vollzählig war, hatten alle - Mayan, seine Ehefrau Maruna, Tochter Ayani und natürlich auch Arawynn - kräftig mit anpacken müssen, damit es zum Überleben reichte. Seitdem der Vater aber im Kerker von Helmenkroon schmachtete, war der Kampf ums tägliche Brot für jeden von ihnen noch härter geworden, und so musste Arawynn trotz seiner jungen Jahre schon genauso arbeiten wie ein erwachsener Mann.
     
    Die körperliche Arbeit allerdings machte Arawynn nichts aus. Es war nämlich längst abgemachte Sache gewesen, dass er einmal in die Fußstapfen des Vaters treten und die Schmiede übernehmen
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