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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
Autoren: Peter Freund
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mehr erschüttert als seine Mutter. Er hatte sich deshalb zusammengerissen und sich endlich mal mehr mit seinen Hausaufgaben als mit seinem Computer beschäftigt. Auch das Training und die Kinobesuche hatte er eingeschränkt. Und das hatte sich tatsächlich ausgezahlt, auch wenn sein Zeugnis nicht gerade überragend war: hauptsächlich Vieren, zwei magere Dreien, eine mickerige Zwei in Kunst und - zu seiner großen Erleichterung - eine einsame Eins in Sport.
     
    Sport war nämlich das einzige Fach, in dem Niko Wert auf eine gute Zensur legte. Dabei war sein Sportlehrer ziemlich streng und knauserte mit den guten Noten. Eine »Eins« bekam nur, wer sie auch wirklich verdiente. Nikos absolute Paradedisziplin war der Hochsprung - was nicht nur daran lag, dass er für sein Alter schon recht groß war. Er verfügte zudem über eine hervorragende Sprungkraft und ein ganz außergewöhnliches Gespür für Bewegungsabläufe, sodass sein persönlicher Rekord bereits bei einem Meter fünfundsechzig lag. Eine ausgezeichnete Leistung für einen Vierzehnjährigen, die selbst der penibelste Sportlehrer einfach mit »sehr gut« benoten musste.
     
    Nikos Körperkräfte dagegen ließen etwas zu wünschen übrig. Da er diese kleine Schwäche jedoch durch seine große Geschicklichkeit ausgleichen konnte, zählte er nicht nur in der Leichtathletik, sondern auch in fast allen anderen Sportarten zu den Cracks des Tolkien-Gymnasiums. Worauf er natürlich stolz war, auch wenn er sich das nicht anmerken ließ. Dabei genoss er es durchaus, dass die anderen Jungs in seiner Klasse ihn deswegen bewunderten - und die Mädchen natürlich auch.
     
    Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf Nikos kupferbraunes Gesicht, als er urplötzlich ins Stolpern geriet und um ein Haar auf die Nase gefallen wäre. Erst im letzten Moment konnte er sich abfangen. Der Schnürsenkel seines linken Turnschuhs hatte sich gelöst, und so war er aus dem Gleichgewicht geraten, als er mit dem anderen Fuß auf das lose Ende getreten hatte.
     
    »Mist!«, rief Niko genervt und kniete rasch nieder, um das Malheur zu beheben. Sicherheitshalber machte er eine Doppelschleife. Er wollte sich gerade aufrichten und weitergehen, als er seinen Namen hörte: »Niko!« Und dann noch einmal: »Niiikooo!« Gleichzeitig verspürte er den unwiderstehlichen Drang, sich dem alten Gebäude zuzuwenden.
     
    Es war viel kleiner als die anderen Häuser und stand auch etwas weiter zurückgesetzt von der Straße. Wie ein abgebrochener Stummel in einer Zahnlücke saß es zwischen den mehrgeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern, die hier sonst zu finden waren. Der Laden befand sich im Erdgeschoss. Er konnte nicht besonders groß sein, denn die beiden Schaufenster links und rechts vom Eingang waren höchstens drei Meter breit. Die Tür stand sperrangelweit offen und gähnte Niko unheimlich an. Erst jetzt bemerkte er die Aufschrift an der Hauswand darüber. Sie war genauso verwittert und lückenhaft wie der Verputz. Einige Buchstaben waren bereits abgeblättert, sodass er die Worte nicht auf Anhieb entziffern konnte: »Schre er Ant aria am alk urm«, murmelte er verwundert vor sich hin.
     
    Was sollte das bedeuten?
     
    Und welche Sprache war das überhaupt?
     
    Niko sann noch darüber nach, als er seinen Namen ein weiteres Mal vernahm, wie aus weiter Ferne, aber dennoch laut und deutlich: »Niiikkooo!«
     
    Kein Zweifel - das war aus der Tür gekommen!
     
    Die Schaufensterscheiben waren ziemlich verstaubt. Dennoch glaubte Niko, einen Mann im Ladeninneren zu erkennen. Obwohl der nur einen Augenblick später bereits wieder vom Fenster verschwand, war Niko sich fast sicher, dass es sich um Herrn Noski gehandelt hatte. Zumindest hatte der Mann die gleiche Statur und trug auch den gleichen schwarzen Pferdeschwanz …
     
    Herr Noski war der Inhaber und Trainer der Kampfsportschule, die Niko schon seit vier Jahren besuchte. Zwei Stunden in der Woche nahm er dort Unterricht in Kendo und Aikido. Vielleicht hatte der Senshei, wie die Schüler den Trainer nennen mussten, ja nach ihm gerufen? Noch im gleichen Moment fiel Niko etwas ein.
     
    Im Sommer schloss Herr Noski das Dojo, wie die korrekte Bezeichnung für eine Kampfsportschule lautete, immer für einige Wochen. Wahrscheinlich fuhr er dann in den Urlaub, auch wenn das niemand so genau wusste. Damit seine Schützlinge in der freien Zeit nicht aus der Übung kamen, stellte er für jeden von ihnen eine Reihe von Übungen zusammen, die sie in den
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