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Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)

Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)

Titel: Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)
Autoren: Julia Malchow
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entgegnete ich mittlerweile routiniert.
    »Dann warten Sie doch, bis Ihr Sohn etwas älter ist. Das ist auch bei warmen Temperaturen viel zu gefährlich mit Baby, was Sie da vorhaben!«
    Meine Frage nach der genauen Art der Gefahr blieb unbeantwortet, und somit vertagte ich wieder einmal verunsichert und verärgert die Suche nach dem perfekten Reiseplaner für uns auf den kommenden Tag.
    Nachts lag ich im Bett und konnte nicht einschlafen. Ein Planungstag war verstrichen. Nichts war gebucht. Dreizehn Planungstage blieben mir. Dreizehn mal nichts blieb nichts. Was mache ich, wenn ich niemanden finde, der mich bei meinen individuellen Reisevorstellungen unterstützt?, dachte ich. Denn ich wollte ja nicht einfach nur mit der Transsib durch Sibirien und die Mongolei nach Peking. Ich wollte unterwegs so leben, wie es mir Spaß machte und guttat: mal mit Rucksack on the road sein, gefolgt von einigen Tagen Relaxen und Genießen in einer kleinen, nach Möglichkeit komfortablen oder auch luxuriösen Unterkunft, mal mit Familienanschluss in das Leben vor Ort eintauchen, um dann mit wechselnden Verkehrsmitteln – statt eines staubigen Linienbusses auch mal mit einem gecharterten Fischkutter – ohne Rücksicht auf andere Gäste und mit einem Fahrplan, der sich nach meinen und Levis Bedürfnissen richtete, weiterzuschippern. Ich wollte Abenteuer, intensives Naturerlebnis, Begegnungen mit Menschen vor Ort, Reduktion auf das Wesentliche kombinieren mit ein bisschen Verwöhnprogramm. Wenn wir durchgefroren aus der Wüste Gobi zurückkommen würden beispielsweise. Oder nach der ersten längeren und, laut Reiseveranstalter, entbehrungsreichen Zugetappe von Sankt Petersburg nach Irkutsk. Auf früheren Reisen ohne Kind hatte ich die Erfahrung gemacht, dass man bei kleinen Verwöhnpausen nicht nur dem Erlebten intensiv nachspüren kann, sondern auch Kräfte und neuen Mut für weitere Abenteuer sammelt. Und Mut brauchte ich laut der Prognosen meiner Freunde, Bekannten und der bisher befragten Transsibexperten für diese Reise. Wobei noch unklar war, wofür genau.
    Welche Unterkunft und welche Erlebnisse könnten mich am Baikalsee nach überstandener erster Transsibetappe wieder aufpäppeln? Gab es in Irkutsk ein kleines Boutiquehotel, in dem ich mich vor dem spannenden und vermutlich auch anstrengenden Erlebnis Mongolei noch mal richtig entspannen konnte, mit Levi? Gab es in der Mongolei familiär geführte Jurtencamps, die einen echten Einblick in das Nomadenleben ermöglichten? Und ein komfortables Jurtencamp, in dem Levi und ich uns nach überstandener erster Mama-Sohn-Etappe in Wohlfühlatmosphäre wieder an Markus gewöhnen konnten? Levis Vater, der uns zur Halbzeit unserer Reise in der Mongolei besuchen wollte. Zum Auffüllen der Windel- und Babygläschenvorräte. Und auch so.
    Meine recht konkreten Reisewünsche ratterten mir durch den Kopf – und immer wieder hörte ich dazu die Kommentare der bisher kontaktierten Spezialreiseveranstalter: »Zu kurzfristig! Alles schon ausgebucht! Sie müssen aus unseren vorgefertigten Programmen auswählen!« Es war zum Heulen. Vielleicht mache ich die Reise doch erst im nächsten Frühjahr? Warum soll ich mir den Stress antun? Reiseplanung soll doch Spaß machen! Mit dem festen Vorsatz, das Projekt Transsib morgen von meiner Agenda zu streichen, schlief ich erleichtert ein. Aber mein Körper sollte die Entspannung nur kurz genießen dürfen.
    Wir wollten ja nicht nur zum Spaß aufbrechen. Wir hatten eine Mission. Eine Lösung fürs Leben musste her. Eine Idee für die Zukunft. Die mir zu Hause, in München, einfach nicht einfallen mochte. Daher musste ich los. Wir. Raus in die Welt. Auf der Suche nach Ja, nach was eigentlich?
    Transsibirische Eisenbahn mit Baby: Meine Antwort auf die gescheiterte »Mission Mutterschaf«
    Kinder waren in meiner Lebensplanung eigentlich nicht vorgesehen. So sehr nicht, dass ich nicht einmal den Gedanken an ein mögliches Leben mit Kindern zuließ. Kinder halten einen vom eigentlichen Leben ab. Von der Verwirklichung der eigenen Träume. Vom Reisen. Von allem halt, was Spaß macht. Dachte ich.
    Doch gerade das Reisen brauche ich wie andere Menschen ihren regelmäßigen Sonntagabendkrimi. Neue Ideen, Antworten auf wichtige Fragen und vieles mehr finde ich nur in der Bewegung, auf Reisen, in der Abgeschiedenheit faszinierender Natur. Wenn ich meine Gedanken fokussieren muss. Auf die Umgebung. Auf den nächsten Schritt. Auf das Wesentliche. All das ist, so dachte
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