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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
Autoren: Amy Cameron
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Worte. Ihr Vater besaß eine für einen Mann ausgesprochen geschwungene Handschrift. Bedauernd teilte er seiner Tochter mit, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu den Feierlichkeiten kommen könne. Er habe einen wichtigen Termin mit einem Kunden in Inverness, der es ihm wohl nicht möglich mache, pünktlich zur Aufführung in Edinburgh zu sein, und dann lohne es sich doch gar nicht mehr, wenn er käme. Man sehe sich doch bald in den Ferien, versuchte er sie zu trösten, doch das half alles nichts. Isobel war außer sich vor Enttäuschung.
    »Ich werde nicht tanzen heute Abend. Ich bin sowieso nicht gut. Und jetzt, wo Daddy nicht einmal zuguckt …«, schluchzte sie zum Herzerweichen. Lili suchte nach tröstenden Worten, doch ihr fiel nichts Passendes ein, denn es war nicht das erste Mal, dass der Vater des Mädchens Termine im Internat kurzfristig absagte. Auch wurde Isobel stets von den Eltern anderer Mädchen aus den Highlands in die Ferien abgeholt, sodass Lili ihn auch noch niemals persönlich zu Gesicht bekommen hatte. Er war einer der wenigen Väter, die sie nicht kannte. Bevor Lili aber etwas sagen konnte, schwebte Mademoiselle Larange in den Saal, die elfengleiche, nicht mehr junge ehemalige französische Primaballerina, die früher um die ganze Welt gereist und umjubelt worden war.
    »Was ist denn ier los?«, fragte sie in ihrem unvergleichlichen Singsang.
    Lili hob die Schultern. »Ihr Vater wird höchstwahrscheinlich heute Abend nicht kommen, und jetzt will sie den Tanz nicht aufführen.«
    Mademoiselle Larange kräuselte ihr schmales Näschen zum Zeichen, dass sie Isobels Verhalten ganz und gar nicht guthieß. »Mein liebes Kind, du biest ein begnadete Tänzerin, wir aben mit disch bis zum Umgefallen geübt und n’est pas fair aus persönlische Gründe alles werfen hin. Ein große Künstlerin braucht nischt nur Talent, sondern auch Durschaltevermögen und die Fäischkeit, bei die Sache zu bleiben. Wie stellst du disch das vor? Eute Abend wird erwartet, das jemand den Gillie Callum tanzt. Das ist der Öepunkt! Wir aben zwar nischt verraten, wer der ist, Mais pardon, wer außer disch kann das?«
    Lili musste sich ein Grinsen verkneifen. Mademoiselle Larange sprach mit dem schrecklichsten Akzent, den Lili je gehört hatte, aber dafür mit Händen und Füßen. Und ihr Appell schien Früchte zu tragen, denn Isobels Tränen waren versiegt.
    »Qui, du ast ein Pflischt. Und nun, Mademoiselle Cambelle, gehen Sie an der Piano!«
    Lili folgte der Aufforderung der Tanzlehrerin und nahm auf ihrem Hocker Platz. Dass der Gillie Callum heute Abend am Klavier begleitet wurde, war eine Seltenheit. Gewöhnlich spielte ein Dudelsackspieler die alte Melodie, doch Isobel wollte unbedingt, dass Lili am Klavier dabei war.
    Während die Tanzlehrerin ihren Platz im Zuschauerraum einnahm, drapierte Isobel mit äußerster Konzentration ihre zwei Breitschwerter auf dem Boden. Sie mussten so übereinander gelegt werden, dass zwischen den Klingen vier gleich große Felder entstanden, denn den Höhepunkt der Darbietung stellten die Schritte dar, die zwischen den Schwertern getanzt wurden.
    Lili wartete, bis Mademoiselle ihr das Zeichen gab, und begann dann mit dem Klavierspiel. Mit einem Seitenblick musste sie feststellen, dass Isobel nicht bei der Sache war. Und schon wurde das Mädchen streng unterbrochen, und eine einzige Schimpftirade in schrecklichem Kauderwelsch prasselte auf die Unglückliche nieder. Mademoiselle Larange war auf die Bühne gesprungen und hielt Isobel eine Standpauke. Sosehr Lili vorhin die Worte der Kollegin befürwortet hatte, so übte sie ihrer Meinung nach nun viel zu viel Druck aus, der bei Isobel nichts als Trotz hervorrief.
    Mit verschränkten Armen stand das Mädchen vor der Lehrerin und hatte die Lippen fest zusammengepresst. »Ast du nischt geört? Isch sagte, du sollst noch einmal machen!«, befahl Mademoiselle Larange mit schriller Stimme, doch Isobel rührte sich nicht. Die Französin warf ihrer Kollegin am Klavier einen hilflosen Blick zu. Lili dachte kurz nach, dann erhob sie sich.
    »Komm, Bella!«, sagte sie mit weicher Stimme. »Wir unternehmen einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft.« Sie blickte von ihrer Schülerin zur Tanzlehrerin. »Entschuldigen Sie uns, wir sind gleich wieder da!«
    »Soit! Mais vite, vite!«, knurrte Mademoiselle Larange. Lili schlüpfte hastig in ihren Mantel und machte Isobel ein Zeichen, ihr nach draußen zu folgen. Der Wind hatte etwas
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