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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman
Autoren: H kan Nesser
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mindestens zwei Abende in der Woche hier. Bonger und Wauters sogar noch häufiger ... vier oder fünf Abende. Aber meistens natürlich in der Bar.«
    »Seit wann verkehren sie hier?«
    »Jedenfalls seit ich hier arbeite. Acht Jahre.«
    »Aber gestern haben sie im Restaurant gesessen?«
    Sie drückte die Zigarette aus und überlegte.
    »Ja, gestern Abend, da war etwas Besonderes, wie schon gesagt. Aus irgendeinem Grund hatten sie etwas zu feiern. Ich glaube, sie haben Geld gewonnen.«
    Münster schrieb auf.
    »Wieso glauben Sie das? Und wo sollen sie denn gewonnen haben?«
    »Ich weiß nicht. Fußball oder Lotto wahrscheinlich, die füllen doch immer mittwochs ihre Kupons aus. Aus irgendeinem Grund haben sie lächerlicherweise versucht, das geheim zu halten, haben nur darüber geflüstert, aber man bekam natürlich doch so einiges mit.«
    »Sind Sie sich dessen ganz sicher?«
    Sie überlegte wieder.
    »Nein«, sagte sie dann. »Aber es kann sich kaum um etwas anderes gehandelt haben. Herausgeputzt waren die vier auch. Und haben teure Weine und Cognac bestellt. Alles à la carte . . . aber mein Gott, warum haben sie Leverkuhn umgebracht? Diesen armen alten Kerl. Ist er auch ausgeraubt worden?«
    Münster schüttelte den Kopf.
    »Anscheinend nicht. Nur ermordet. Jemand hat ihn mit einem Messer erstochen.«
    Sie starrte ihn ungläubig an.
    »Aber wer nur? Ich meine ... warum?«
     
    Die allerschlimmsten Verhöre, dachte Münster, als er wieder auf der Straße stand, das sind die, bei denen der Befragte nichts
anderes dazu beitragen kann, als die eigenen Fragen zu wiederholen und zu unterstreichen. Wie in diesem Fall hier.
    Wer nur?
    Warum?
    Nun ja, das Thema Geld war zur Sprache gekommen, und auch wenn es ein paar Jahre her war, seit Kommissar Münster mit dem Marxismus geflirtet hatte, konnte er immer noch sehen, dass fast alle Dinge eine ausgeprägte ökonomische Seite hatten.
    Besonders wenn es um seinen eigenen Arbeitsbereich ging natürlich. Die Schattenseite.
    Qui bono also? Als er mit der Ehefrau gesprochen hatte, war von plötzlichen Spielgewinnen nicht die Rede gewesen. Vielleicht gab es hier einen roten Faden, aber wenn er näher darüber nachdachte, fand er es nicht mehr gar so überraschend, dass die Herren, und hier in erster Linie Leverkuhn, diese Sache lieber für sich behielten. Dafür sorgten, dass das Geld nicht in der Haushaltskasse oder anderen bodenlosen Löchern verschwand.
    Falls es ihnen wirklich gelungen war, etwas einzuheimsen. Warum auch nicht? Die Leute gewannen ab und zu Geld, ihm selbst war das zwar noch nie passiert, aber das hatte sicher seinen wahren Grund darin, dass er äußerst selten spielte.
    Er sah auf die Uhr und beschloss, zurück zum Präsidium ebenfalls zu Fuß zu gehen. Die dahinziehenden Nebelschleier hatten sich zwar inzwischen in einen dünnen Regen aufgelöst, aber die Luft war mild und weich, und schließlich hatte er Mantel und Handschuhe dabei.
    Was er im Polizeipräsidium eigentlich machen wollte, darüber war er sich nicht im Klaren – außer natürlich zu versuchen, Sohn und Tochter zu erreichen. Wenn er Glück hatte, waren inzwischen auch die Berichte des Gerichtsmediziners Meusse und der Spurensicherung eingetroffen, und dann würde es sicher noch ein paar andere Dinge geben, um die er sich kümmern musste.
    Außerdem hatten Jung und Moreno vielleicht etwas bei ihrer
Befragung der anderen Saufkumpane herausgefunden, obwohl er lieber nicht allzu viel davon erwarten sollte. Beide Kollegen hatten müder ausgesehen, als die Polizei erlaubt, als er sie losschickte.
    Aber im besten Fall ... im allerbesten Fall, dachte er, würde ein Zettel auf seinem Schreibtisch liegen, auf dem stand, dass einer der alten Kerle zusammengebrochen war und gestanden hatte. Oder jemand anders, wer auch immer. Und dann ... dann würde ihn nichts mehr daran hindern, nach Hause zu Synn und den Kindern zu fahren und sich für den Rest des Tages seinem Familienleben zu widmen.
    Es war ein schöner grauer Sonntag zum Daheimbleiben. Und es gab immer Gründe, warum es besser wäre, ein entscheidendes Verhör auf den Montagmorgen zu verschieben. Ein demütigender Tag im Polizeiarrest bringt die meisten Täter dazu, schließlich im Großen und Ganzen alles zu gestehen, was von ihnen gewünscht wird.
    Das hatte er schon öfters erlebt.
    Aber wie groß die Chancen waren, dass so ein Täter wirklich auftauchte ... ja, dieser Frage wollte Kommissar Münster lieber nicht näher nachgehen. Sondern
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