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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman
Autoren: H kan Nesser
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sonntagsleeren Straßen, aber der Regen hatte sich langsam zurückgezogen. Das kleine Restaurant lag in der Weiskerstraat, ganz in der Ecke zur Langgraacht, und es war noch geschlossen. Sonntags 12 — 24 Uhr , stand auf einem verblassten Zettel an der Tür, aber er klopfte dennoch an das geriffelte Glas und wurde nach einer Weile eingelassen. Es war eine kräftige Frau in den Vierzigern, die ihm öffnete. Sie war fast genauso groß wie er, trug Jeans, ein Flanellhemd und ein rotes, leicht angeschmutztes Tuch um den Kopf. Ganz offensichtlich war sie dabei, die Räume in salonfähigen Zustand zu versetzen.
    Zu putzen, wenn man so will.
    »Elizabeth Gautiers?«
    Sie nickte und legte einen Stapel in Plastik eingeschweißte Speisekarten auf den Bartresen. Münster schaute sich um, die Beleuchtung war äußerst sparsam. Er nahm an, dass das etwas
mit den Ausmaßen ihrer Putzambitionen zu tun hatte. Ansonsten sah es aus wie üblich. Dunkle Täfelung, dunkle Einrichtung in Braun, Grün und Rot. Der Bartresen in einem Winkel, ungefähr zehn Tische mit einfachen, geradlehnigen Stühlen. Ein Zigarettenautomat und ein Fernsehapparat. In einem Hinterzimmer konnte er weiße Tischdecken und etwas großzügigeren Lichteinfall entdecken – offenbar ein etwas vornehmerer Essensbereich. Aus der Küche waren Stimmen und das Klappern von Töpfen und Pfannen zu hören, es war halb elf, und der Mittagsstress hatte eingesetzt.
    »Sie haben angerufen?«
    Münster zeigte seinen Ausweis und sah sich nach einem passenden Sitzplatz um.
    »Wir können uns da drinnen hinsetzen. Möchten Sie etwas?«
    Sie zeigte auf die weißen Tischdecken und ging durch die Schwingtüren voraus.
    »Kaffee«, sagte Münster, die Tatsache ignorierend, dass er Synn versprochen hatte, seinen Konsum auf vier Tassen am Tag zu reduzieren. Das hier war seine dritte. »Ich meine, nur wenn es Ihnen keine Umstände macht!«
    Das machte es nicht. Sie ließen sich im Schutz eines Benjaminus fikus aus Plastik nieder, und er zog seinen Block heraus.
    »Wie ich schon sagte, es dreht sich um diese Gesellschaft gestern Abend ...« Er ging noch einmal die Namen durch. ». . . Palinski, Bonger, Wauters und Leverkuhn. Alles Stammgäste, wenn ich mich nicht irre? Es sieht so aus, als ob Leverkuhn ermordet worden ist.«
    Offensichtlich war diese Neuigkeit noch nicht bis zu ihr durchgedrungen, denn ihr Unterkiefer fiel herunter, sodass ein leises Klicken zu hören war. Münster überlegte, ob sie wohl ein Gebiss hatte. Aber sie konnte doch nicht viel älter als fünfundvierzig sein? Also ungefähr in seinem Alter.
    »Ermordet?«
    »Daran besteht kaum ein Zweifel«, nickte Münster.
    »Äh ... und warum?«
    »Das wissen wir noch nicht.«

    Sie saß ein paar Sekunden absolut still. Dann nahm sie ihr Kopftuch ab und ließ eine Haarmähne in fast der gleichen Farbe frei. Nur nicht ganz so schmutzig. Trotzdem eine ziemlich schöne Frau, stellte Münster ein wenig verwundert fest. Groß, aber schön, die forderte schon den ganzen Mann. Sie zündete sich eine Zigarette an.
    »Raubüberfall, oder was?«
    Münster antwortete nicht.
    »Ich meine, wurde er niedergeschlagen ... auf dem Heimweg?«
    »Nicht direkt. Können Sie mir sagen, um wie viel Uhr er von hier weggegangen ist?«
    Elizabeth Gautiers dachte nach.
    »Um elf«, sagte sie. »Vielleicht ein paar Minuten danach.«
    »Es war gestern schon etwas außergewöhnlich«, fügte sie nach einer Weile hinzu.
    »Außergewöhnlich?«
    »Na, die waren ziemlich betrunken. Leverkuhn ist unter den Tisch gefallen.«
    »Unter den Tisch?«
    Sie lachte laut auf.
    »Ja, tatsächlich. Er hat die Tischdecke mit sich gezogen, da war reichlich was los. Wir haben ihn wieder auf die Beine gestellt und auf den Weg gebracht ... Sie meinen also, er ist auf dem Weg nach Hause umgebracht worden?«
    »Nein«, antwortete Münster. »In seinem Bett. Gab es irgendwie Streit zwischen den Herren?«
    »Nicht mehr als üblich.«
    »Haben Sie gesehen, wie sie von hier weg sind? Vielleicht haben Sie ihnen ein Taxi gerufen oder so?«
    »Das ist nicht nötig«, erklärte Elizabeth Gautiers. »Hier ist immer ein Auto zu finden. Hinten am Megsje Plejn, nur eben um die Ecke ... Ja, ich glaube, zwei von ihnen haben ein Taxi genommen. Ich bin noch am Fenster stehen geblieben und habe ihnen nachgeschaut. Aber Leverkuhn und Bonger sind wohl zu Fuß gegangen.«

    Münster nickte und machte sich Notizen.
    »Sie kennen die Herren gut?«
    »Das kann man wohl sagen. Die sitzen doch
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