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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman
Autoren: H kan Nesser
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sie mit den Schultern.
    »Ich weiß nicht. Ich muss eine Art Schock gehabt haben ... ich glaube, ich wollte zum Entwick Plejn gehen.«
    »Und warum zum Entwick Plejn?«
    »Zum Polizeirevier. Ich wollte es dort melden ... aber dann wurde mir klar, dass es wohl besser war, anzurufen. Schließlich war es schon spät und die haben dort sicher nur während der Geschäftszeiten offen. Oder?«
    »Ich denke schon«, sagte Münster. »Um wie viel Uhr waren Sie zurück?«
    Sie überlegte.
    »Ich denke, es war so kurz nach halb drei.«
    Münster blätterte in den Papieren. Das schien zu stimmen. Der Anruf war um 02.43 angenommen worden.
    »Ich sehe hier, dass die Wohnungstür nicht verschlossen war, als Sie nach Hause kamen.«
    »Ja.«
    »Ist jemand eingebrochen?«
    »Nein. Es kam öfter vor, dass er vergessen hat, abzuschließen . . . oder sich einfach nicht drum gekümmert hat.«
    »Er scheint auch einiges getrunken gehabt zu haben.«
    Sie antwortete nicht. Münster zögerte eine Weile.
    »Frau Leverkuhn«, sagte er schließlich, während er sich
über seinen Schreibtisch beugte und versuchte, ihren Blick vom Fußboden aufzufischen. »Es stellt vollkommen außer Zweifel, dass Ihr Ehemann ermordet worden ist. Haben Sie irgendeinen Verdacht, wer das getan haben könnte?«
    »Nein.«
    »Nicht die leiseste Ahnung ... jemand, mit dem er sich zerstritten hatte oder so etwas?«
    Sie machte eine kleine verneinende Gebärde mit dem Kopf.
    »Fehlt etwas in der Wohnung? Ich meine, außer dem Messer?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Gibt es irgendwelche Spuren, die auf einen Fremden hindeuten?«
    »Nein.«
    »Etwas anderes, was Ihnen aufgefallen ist, das Ihrer Meinung nach von Bedeutung sein könnte?«
    Ihr Körper wurde von einem Zittern geschüttelt, und endlich hob sie ihren Blick.
    »Nein, es war alles wie immer, alles ... Was sage ich da? Ich meine ...«
    »Ich verstehe«, sagte Münster. »Es stimmt, was Sie sagten, Sie haben einen Schock erlitten. Wir machen jetzt eine Pause. Ich denke, es wird das Beste sein, wenn Sie sich eine Weile hinlegen. Ich werde die zuständige Krankenschwester rufen, die wird sich um Sie kümmern.«
    Er klappte den Notizblock zu und stand auf. Gab Frau Leverkuhn ein Zeichen, ihm zu folgen, und hielt ihr die Tür auf. Als sie dicht an ihm vorbeiging, bemerkte er zum ersten Mal ihren Geruch.
    Naphthalin, wenn er sich nicht täuschte.
     
    Rooth sah ungefähr so aus, wie er sich fühlte.
    »Schon lange auf den Beinen?«
    Rooth rührte seinen Kaffee mit einem Bleistift um.
    »Ziemlich«, nickte er. »Als ich ein Kind war, gab es so was, das hieß Sonntagsmorgen. Wo ist das nur geblieben?«

    »Keine Ahnung«, sagte Münster. »Du bist also da gewesen?«
    »Drei Stunden lang«, sagte Rooth. »Bin gleich nach Krause angekommen. Hab mir eine Stunde lang das Blutbad angeguckt, zwei Stunden die Nachbarn befragt. Krause hat sich um die Frau gekümmert.«
    »Hab ich gehört«, sagte Münster. »Was sagen die Nachbarn?«
    »Alle machen die gleichen Aussagen«, erklärte Rooth und holte ein Butterbrot aus einer Plastikdose auf dem Tisch hervor.
    »Willst du auch eins?«
    Münster schüttelte den Kopf.
    »Gleiche Aussagen? Was, zum Teufel, soll das heißen?«
    Rooth putzte sich die Nase.
    »Es gibt nur sechs Wohnungen in dem Block. Eine steht leer. In drei – inklusive der der Leverkuhns – wohnen alte Leute.
    Ab fünfundsechzig aufwärts. In der vierten wohnt eine dicke Frau mittleren Alters. In der letzten ein junges Paar. Alle waren in der Nacht zu Hause, und alle haben das Gleiche gehört.«
    »Aha. Und was?«
    »Ein junges Paar, das sich im Bett amüsiert hat. Zwischen elf und zwei ungefähr. Es scheint dort reichlich hellhörig zu sein, und sie haben offensichtlich nicht das allerbeste Bett.«
    »Drei Stunden lang?«, fragte Münster.
    Rooth biss in sein Butterbrot und runzelte die Stirn.
    »Ja, und sie geben das auch noch zu. Und der Typ ist nicht mal ein Athlet. Obwohl, er ist farbig. Manchmal fragt man sich wirklich ...«
    »Willst du damit sagen, dass die Alten die ganze Zeit zwischen elf und zwei wach gelegen und dem Liebesspiel zugehört haben?«
    »Nicht die ganze Zeit. Aber ab und zu, zwischendurch sind sie auch eingeschlafen. Übrigens gibt es nur ein Paar. Die Van Ecks im Erdgeschoss. Die anderen sind allein stehend ... Herr Engel und Frau Mathisen.«
    »So?«, sagte Münster und überlegte. »Aber aus Leverkuhns Wohnung haben sie nichts gehört?«

    »Nicht einen Mucks«, bestätigte Rooth und
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