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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)
Autoren: Edward Kelsey Moore
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langsam durch meine armselige Ausrede für einen Garten ging. Sie blieb stehen und schüttelte missbilligend den Kopf über die verkümmerten Stängel, das von Insekten angenagte Gemüse und die blassen Blüten, aus denen meine bemitleidenswerten Beete bestanden. Ich wusste schon, was ich bei ihrem nächsten Besuch zu hören bekäme.
    Zurück im Schlafzimmer kletterte ich wieder ins Bett und schmiegte mich eng an meinen Mann. Ich stützte mich auf einen Ellbogen, beugte mich über James und küsste die raue Narbe an seinem Kinn. Er knurrte, aber er wachte nicht auf. Ich legte mich wieder hin und drückte mich an seinen Rücken. Dann schlang ich den Arm um ihn, so dass meine Hand auf seinem Bauch zum Liegen kam. In der Mitte unseres Kingsize-Betts, an meinen Mann gekuschelt schlief ich zum Rhythmus seines Atems ein.
    Das ganze folgende Jahr über dachte ich oft an diesen Sonntagmorgen und daran, wie Mamas Besuch mir Kühlung verschafft und mich aufgeheitert hatte. Auch in den ärgsten Schwierigkeiten, die folgten, musste ich jedes Mal lächeln, wenn ich mich an diesen Morgen erinnerte und daran, wie nett es von ihr war, vorbeizukommen, so hübsch herausgeputzt in diesem reizenden himmelblauen Kleid, das ich nicht mehr gesehen hatte, seit wir sie sechs Jahre zuvor darin beerdigt hatten.

2
    Ich wurde in einem Platanenbaum geboren. Das war vor fünfundfünfzig Jahren und machte mich zu einer kleinen lokalen Berühmtheit. Aber mein Berühmtheitsstatus wurde schon bald übertroffen. Denn in den Monaten nach mir kamen zwei kleine Mädchen auf eine Weise zur Welt, die meinen Platanenbaum-Auftritt weniger erstaunlich erscheinen ließen. Diese beiden Mädchen wurden später meine besten Freundinnen. Ich erwähne den Baum bloß, weil man mir mein ganzes Leben lang erzählt hat, dass er erklärt, wie ich zu dem wurde, was ich bin. Mutig und stark, glaubt man denen, die mich mögen, burschikos und stur, wenn man lieber auf die hört, die es nicht tun. Es erklärt womöglich auch, warum es mich, nachdem der erste Schreck vorüber war, nicht besonders beunruhigte, dass meine tote Mutter auf ein Schwätzchen vorbeischaute.
    Ich begann mein Leben in dieser Platane, weil meine Mutter zu einer Hexe gegangen war. Mama war klug und zäh. Sie hatte jeden Tag ihres Lebens hart gearbeitet, bis sie von einem Schlaganfall dahingerafft wurde, als sie eben dabei war, auszuholen, um einen Stein auf ein Eichhörnchen zu schleudern, das Blumenzwiebeln aus ihrem geliebten Garten ausbuddelte. Doch alle Robustheit war verschwunden, als meine Mutter sich in der Hälfte des zehnten Schwangerschaftsmonats befand und sich fragte, ob dieser Zustand denn niemals enden würde. Sieben Jahre zuvor war Rudy ganz planmäßig zur Welt gekommen. Doch nach meinem Bruder hatte sie drei Babys verloren, von denen es keines schaffte, länger als ein paar Monate im Bauch meiner Mutter zu bleiben. Jetzt war ich unterwegs, und ich weigerte mich einfach herauszukommen.
    Bevor sie zu der Hexe ging, versuchte Mama alle möglichen Sachen, die ihr ihre rustikale Verwandtschaft geraten hatte, um das Baby zu überreden, auf die Welt zu kommen. Meine Großmutter empfahl ihr, scharfe Peperoni zu jeder Mahlzeit zu essen, und behauptete, die Schärfe werde das Kind schon heraustreiben. Also folgte Mama drei Tage lang ihrem Rat und bekam davon so heftige Verdauungsstörungen, dass sie zweimal irrtümlicherweise glaubte, ihre Wehen hätten eingesetzt. Zweimal machten sie und Paps sich auf den Weg in das Krankenhaus für Farbige nach Evansville, und zweimal kamen sie ohne Säugling zurück.
    Die Schwester meiner Mutter flüsterte ihr ein, dass der einzige Weg, das Baby herauszulocken, darin bestand, Sex zu haben. Tante Marjorie begründete das folgendermaßen: »So ist es ja schließlich da reingekommen, Dora. Und deshalb ist es auch der einzig sichere Weg, es herauszubekommen.«
    Mama gefiel die Idee mit dem Sex, und wenn er auch nur dazu gut war, ihr die Wartezeit zu vertreiben. Aber Papa war überhaupt nicht begeistert davon. Sie war schon vor der Schwangerschaft doppelt so schwer gewesen wie er, und als sie sich eines Nachts, als er bereits schlief, rittlings auf ihn setzte und die Erfüllung ehelicher Pflichten einforderte, ließ sie der entsetzte Blick in seinen Augen, wie sie da so auf ihm hockte, von der Sex-Lösung abrücken und doch lieber auf Hexerei setzen.
    Wie schon gesagt, war das im Jahre 1950, und zur damaligen Zeit suchte eine beträchtliche Anzahl von Leuten aus
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