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Mrs. Murphy 19: Mausetot

Mrs. Murphy 19: Mausetot

Titel: Mrs. Murphy 19: Mausetot
Autoren: Rita Mae Brown
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Frist für Steuererklärungen ablief. Ein weiterer Gesichtspunkt war, dass es morgens noch recht kühl war – sieben bis zwölf Grad, oftmals bis auf achtzehn Grad steigend –, das ideale Wetter für einen Lauf.
    Die Geländeläufer-Teams aller Highschools nahmen teil. Die Universität von Virginia war ebenfalls dabei, sofern keine Leichtathletikveranstaltung der Atlantic Coast Conference stattfand. Charlottesville verfügte über einen engagierten Läuferverein, dessen Mitglieder vollzählig antraten. Nadine »Noddy« Cespedes empfahl allen Mitgliedern des Heavy-Metal-Fitnessstudios mitzulaufen. Der Wettlauf war jedes Jahr ein Großereignis und als eine der ersten Frühlingsfeiern bei den Zuschauern besonders beliebt. Die Straßen der Stadt wurden für drei Stunden gesperrt, die Leute säumten die Gehsteige, viele hielten Getränke und Handtücher bereit. Freiwillige nahmen den Läufern beflissen Handtücher und leere Flaschen ab, wenn Läufer sie loswerden wollten. Alle hatten das Gefühl, Teil des Ereignisses zu sein. Bei der Polizei wie auch beim Sheriffrevier war der Lauf gern gesehen.
    Die Stadt Charlottesville unterhielt ein eigenes Polizeirevier, der Bezirk Albemarle ein Sheriffrevier. Die jeweilige Polizei von Stadt und Bezirk waren strikt getrennt. Sie arbeiteten zusammen, doch in vieler Hinsicht standen die zwei Gesetzeshüter-Gruppen vor unterschiedlichen Problemen. Die Stadtpolizei bekam es mit zahllosen Blechschäden zu tun, weil der Verkehr von Jahr zu Jahr dichter wurde. Gewisse »Geschäftsleute« aus anderen Ländern zogen zu, um harte Drogen zu verkaufen. In einer wohlhabenden Stadt mit 42 000 Einwohnern war das kaum überraschend. Dennoch hatte die Stadt ihre Armenviertel mitsamt den Problemen, die allgemein mit Armut in Verbindung gebracht wurden. Die Polizei hatte nie genug Geld, was nicht verwunderlich war.
    Der Bezirkssheriff hatte dasselbe Problem. Geld war stets knapp, trotzdem benötigten die Leute mehr Dienstleistungen. Allerdings sind die Menschen auf dem Land meist nicht so anspruchsvoll wie die Stadtbewohner. Sheriff Rick Shaw und seine Beamten hatten es auch mit Verkehrsproblemen zu tun, bei denen aber oftmals Wild ebenso beteiligt war wie Menschen. Und allzu oft fand so mancher betrunkene Raser auf den schmalen gewundenen Straßen den Tod. Bedauerlicherweise rissen diese Säufer oft Unschuldige mit sich.
    Meth war ein weiteres bezeichnendes Problem im Bezirk. Die Droge war hier stärker im Umlauf als in der Stadt. Die Labors konnten im Laderaum eines Lieferwagens eingerichtet werden, sofern die »Kocher« ihr Handwerk verstanden. Es spielte keine Rolle, dass Apotheken den Verkauf von Sudafed oder ähnlichem Zeug einschränkten, in dem das zur Herstellung von Meth verwendete Pseudoephedrin enthalten war. Den Herstellern schienen die Vorräte nie auszugehen. Daneben gab es wegen des reinen Wassers, das von den Blue Ridge Mountains kam, zahllose illegale Brennereien. Albemarle County konnte sich mit etlichen Leuten brüsten, die Schnaps schwarzbrannten, und auch Nelson County war stolz auf seinen erstklassigen Mondscheinbrand.
    Wenn die Leute des Sheriffs nicht hinter Hustensaft – ein anderer Name für schwarzgebrannten Schnaps – her waren, hatten sie es mit dem üblichen Quantum an häuslicher Gewalt, Selbstmord und Diebstahl zu tun. Wer Schwarzgebrannten als illegal bezeichnete, gab sich als Außenseiter zu erkennen. Was hieß, er konnte es sich nicht leisten, den Schnaps zu kaufen.
    Darüber amüsierte man sich auf dem Polizeirevier genauso wie auf dem Sheriffrevier. Früher oder später kam die hervorragende Qualität der heimischen Erzeugnisse dem einen oder anderen Neuankömmling zu Ohren. Sie wollten ein Schlückchen, konnten aber keins auftreiben. Wenn feststand, dass sie weder Gesetzeshüter noch Spitzel waren, fand gewöhnlich ein großherziger Einheimischer einen guten Tropfen für sie. Ein Stammkunde war geboren.
    Vielleicht machte all dies den harmlosen Fünf-Kilometer-Lauf zu einer Sache, die bei beiden Gesetzesvollzugsbehörden gern gesehen war. Die Straßen abzusperren war angenehmer als ihre normalen Aufgaben. Ein weiterer Grund, warum sie den Lauf mochten? Zahlreiche Beamte liefen mit.
    In diesem Jahr hatte Deputy Cynthia Cooper – »Coop« für ihre Freunde –, Harrys unmittelbare Nachbarin,
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