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Mr Monk und die Feuerwehr

Mr Monk und die Feuerwehr

Titel: Mr Monk und die Feuerwehr
Autoren: Lee Goldberg
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die gleiche Position hatte wie seiner. Ich erklärte ihm, wenn ich das machen würde, wäre ich nicht länger in der Lage, an Dinge wie Lenkrad, Gaspedal und Bremse heranzukommen. Ich schlug ihm zwar vor, seinen Sitz an meinen anzupassen, aber das ignorierte er. Stattdessen machte er sich daran, den rechten Außenspiegel so zu verstellen, dass er passend zum linken Spiegel ausgerichtet war. Vermutlich war das für Monk ein Ausgleich dafür, dass unsere Sitze verschiedene Positionen hatten.
    Ich kann seiner Logik jedenfalls nicht folgen. Darum liegt zur Beruhigung im Handschuhfach immer eine Flasche Advil . Nicht für Monk, sondern für mich.
    Als wir vor meinem Reihenhäuschen im viktorianischen Stil vorfuhren, überließ ich es Monk, die Koffer aus dem Wagen zu nehmen, während ich nach drinnen huschte, um noch schnell ein letztes Mal zu überprüfen, ob ich irgendetwas entdecken konnte, was ihn aufregen würde. Es ist nicht so, als hätte er mich noch nie zu Hause besucht, aber das hier war das erste Mal, dass er länger als nur ein oder zwei Stunden bleiben würde. Kleinigkeiten, die er zuvor noch unter Aufbringung all seiner Willenskraft übersehen hatte, würden nun für ihn vielleicht unerträglich werden.
    Ich stand in der offenen Tür und betrachtete das kleine Wohnzimmer, als mir bewusst wurde, dass mein Haus für einen Mann wie Monk ein Minenfeld war. Das Dekor bezeichne ich gern als Second-Hand-Chic, Möbel und Lampen sind ein bunter Mix aus den unterschiedlichsten Stilen und Epochen. Es gibt Art deco genauso wie Chintz aus den Siebzigern. Ich kaufe nämlich das, was mir ins Auge fällt und was ich mir mit meinem mageren Budget leisten kann. Meine Einstellung zum Thema Inneneinrichtung ist die, dass ich keine Einstellung dazu habe.
    Mit anderen Worten: Mein ganzes Haus – sowie mein ganzes Leben – ist das genaue Gegenteil von Adrian Monk. Ändern ließ sich daran jetzt auch nichts mehr. Ich konnte ihn nur in meinem Zuhause willkommen heißen und mich auf das Schlimmste gefasst machen.
    Und genau das tat ich auch. Er kam herein und sah sich um, als sei er noch nie hier gewesen. Dann lächelte er zufrieden.
    »Wir haben die richtige Entscheidung getroffen«, sagte er. »Das ist viel besser als ein Hotel.«
    Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht damit. »Wirklich? Wieso?«
    »Es fühlt sich … bewohnt an.«
    »Ich dachte, Sie mögen nichts, was sich bewohnt anfühlt.«
    »Es besteht ein Unterschied zwischen einem Hotelzimmer, in dem schon Tausende von Leuten übernachtet haben, und einem Haus, das …« Er ließ den Satz unvollendet, dann sah er mich ein wenig sehnsüchtig an und fuhr schließlich fort: »… ein Zuhause ist.«
    Ich musste lächeln. Auf seine Art war das wohl das Netteste, was er jemals zu mir gesagt hatte. »Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, Mr Monk.«
    Wir gingen durch den Flur, vorbei an Julies Zimmer. An der geschlossenen Tür klebte ein großes gelbes Warnschild mit dem handschriftlichen Hinweis: Privat. Zutritt verboten. Nicht eintreten. Vor dem Eintreten anklopfen. Da außer uns beiden niemand sonst im Haus lebte, empfand ich das Schild als ziemlich übertrieben. Als ich in ihrem Alter war, hatte ich auch solch ein Schild an der Tür, aber ich musste mir damals schließlich meine Brüder vom Leib halten.
    Unter dem Zettel klebte ein kleines quadratisches Plastikschild mit der Aufschrift: Gefahr! Giftmüll!
    Monk sah zuerst das Schild und dann mich an. »Das ist ein Scherz, oder?«
    Ich nickte.
    »Das ist sehr amüsant.« Er versuchte zu lachen, aber es hörte sich eher so an, als würde er röcheln. »Überzeugen Sie sich hin und wieder davon?«
    »Überzeugen? Wovon?«
    »Dass es ein Witz ist«, sagte er. »Kinder können sehr listig sein, wissen Sie? Als ich acht war, habe ich mir mal einen ganzen Tag lang nicht die Hände gewaschen.«
    »Da hatten Sie aber Glück, dass Sie es überlebt haben.«
    Monk nickte seufzend. »Wenn man jung ist, hält man sich für unsterblich.«
    Ich deutete auf den Raum neben dem Zimmer meiner Tochter. »Das ist unser Gästezimmer.«
    Eigentlich war es bis zum Abend davor noch eine Abstellkammer, in der alles landete, wofür sich im Haus kein Platz finden ließ. Das war jetzt alles vorübergehend in die Garage gewandert.
    Monk machte ein paar Schritte in das Zimmer und sah sich die Einrichtung an. Es gab ein großes Bett – das erste, das Mitch und ich damals gekauft hatten –, an den Wänden hingen ein paar billig gerahmte Skizzen von
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