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Mr Monk und die Feuerwehr

Mr Monk und die Feuerwehr

Titel: Mr Monk und die Feuerwehr
Autoren: Lee Goldberg
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Störungen, aber welcher Art weiß ich nicht genau. Schließlich bin ich keine Krankenschwester, im Gegensatz zu seiner letzten Assistentin Sharona. Die hatte Monk von einem Tag auf den anderen verlassen, um ihren Exmann zu heiraten. Wie ich gehört habe, soll der zwar kein besonders toller Kerl sein, aber wenn man erst mal mit Monk gearbeitet hat, dürfte einem das auch nicht mehr viel ausmachen. Hätte ich einen Exmann, würde ich auch zu ihm zurückkehren.
    Eine Ausbildung habe ich nicht, ich nehme die Jobs, wie sie kommen. Zuletzt war ich Barkeeperin, und davor habe ich unter anderem als Kellnerin, Yogalehrerin, Haussitterin und Kartengeberin beim Blackjack gearbeitet. Von Stottlemeyer weiß ich, dass Monk nicht immer so schlimm gewesen ist. Sein Zustand hat sich ganz erheblich verschlechtert, als vor ein paar Jahren seine Frau ermordet wurde.
    Ich kann ihn da nur zu gut verstehen. Mein Mann Mitch war Kampfpilot und kam im Kosovo ums Leben, und danach war ich lange Zeit wie durchgedreht. Natürlich nicht in der Art wie Monk, sondern ganz normal durchgedreht.
    Darum kann ich ihm so einiges nachsehen, aber sogar ich habe meine Grenzen.
    Womit ich wieder an dem Punkt wäre: Wir mussten für Monk ein Hotelzimmer finden. Zunächst einmal konnten wir uns nur 4-Sterne-Hotels ansehen, weil vier eine gerade Zahl ist, und weil Hotels mit nur zwei Sternen niemals so sauber gewesen wären, wie es für ihn nötig ist. Er würde nicht einmal seinen Hund in einem 2-Sterne-Hotel unterbringen – sofern er einen Hund hätte, was natürlich nicht der Fall ist und auch nie sein wird, weil Hunde Tiere sind, die sich selbst lecken und aus Toiletten trinken.
    Als Erstes suchten wir an diesem verregneten Freitag das Belmont am Union Square auf, eines der besten Hotels in San Francisco.
    Monk bestand darauf, sich jedes freie Zimmer im altehrwürdigen Belmont anzusehen, ehe er sich für eines entscheiden wollte. Selbstverständlich sah er sich nur die Zimmer an, die eine gerade Nummer hatten und auf einer Etage mit gerader Zahl lagen. Obwohl alle Räume identisch eingerichtet und die Zimmer auf jeder Etage gleich angeordnet waren, gab es an jedem etwas auszusetzen. Ein Zimmer erschien ihm nicht symmetrisch genug, ein anderes war zu symmetrisch, in einem dritten fehlte jegliche Symmetrie.
    In allen Badezimmern fand sich die gleiche teure italienische Tapete mit Blumenmuster, aber wenn der Ansatz nicht genau beachtet worden war und Blumen und Stiele nicht exakt zusammenpassten, kam das Zimmer für Monk nicht in Frage.
    Als wir im zehnten Zimmer angelangt waren, griff der Hotelmanager in die Minibar, holte mehrere Fläschchen Wodka heraus und stürzte sie hinunter, um seine Nerven zu beruhigen. Ich fühlte mich schon fast versucht, mich zu ihm zu gesellen und seinem Beispiel zu folgen. Monk hatte sich inzwischen im Badezimmer hingekniet und untersuchte die Tapete unter dem Waschbecken, die man niemals sehen würde, wenn man sich nicht im Badezimmer hinkniete. Als er schließlich auf einen »völlig verkehrten Ansatz« der Tapete deutete, platzte mir der Kragen. Ich hielt es nicht länger aus, und ich tat etwas, was mir natürlich nie in den Sinn gekommen wäre, hätte ich nicht unter einem solch extrem emotionalen und psychischen Stress gestanden.
    Ich bot Monk an, bei uns zu wohnen.
    Ich sagte es, um meinem momentanen Leiden ein Ende zu setzen. Aber in diesem Augenblick der Schwäche erkannte ich noch nicht den vollen Umfang der entsetzlichen Konsequenzen meines Handelns. Bevor ich mein Angebot jedoch zurückziehen konnte, nahm Monk es auch schon an. Der Hotelmanager hätte mich vor Dankbarkeit fast geküsst.
    »Aber ich will keine Klagen darüber hören, wie symmetrisch oder schmutzig mein Haus ist, und an wie vielen Stellen die Tapete einen ›völlig verkehrten Ansatz‹ hat«, warnte ich Monk, als wir die Treppe nach unten in die Hotellobby gingen.
    »Ich bin mir sicher, alles wird perfekt sein«, sagte Monk.
    »Genau davon rede ich. Sie fangen ja jetzt schon an.«
    Er sah mich verständnislos an. »Ich habe doch nur gesagt, dass sicher alles perfekt sein wird. Die meisten Menschen würden das als ein ehrliches Kompliment auffassen – so wie es auch gemeint war.«
    »Aber die meisten Menschen meinen nicht ›perfekt‹, wenn sie ›perfekt‹ sagen.«
    »Natürlich meinen sie das«, widersprach Monk.
    »Nein, sie meinen damit, dass etwas angenehm oder nett oder gemütlich ist. Sie meinen es nicht in dem Sinn, dass alles perfekt ist.
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