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Motiv Angst

Motiv Angst

Titel: Motiv Angst
Autoren: Antje Szillat
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lächelte sie nicht mehr. „Soll ich dem Rektor sagen, dass er deine Eltern anrufen soll?“
    Jan antwortete nicht. Was passiert war, war passiert. Er beschloss es einfach wieder zu vergessen. Peng – gelöscht.
    Nicht der Rede wert, das Ganze.
    â€žJan! Sprich mit mir.“
    Kein Zweifel, langsam wurde sie schlichtweg sauer.
    Sie fasste ihn an den Schultern und begann ihn leicht zu schütteln. Aber Jan ließ nichts raus. Sie schüttelte ihn ein bisschen mehr und ein bisschen fester.
    â€žBist du vielleicht selbst schuld?“, fragte sie.
    Genau. So war es, denn schließlich hätte er ja nicht so trödeln müssen. Dann wäre er Victor auch nicht direkt in die Arme gelaufen. Ganz logisch, also nickte er.
    â€žEs ist also deine eigene Schuld, dass du gegen den Haken geknallt bist? Ganz von selbst, ja?“
    Sie ließ ihre Arme sinken und starrte auf ihre Hände, als hätte sie sie gerade erst entdeckt.
    â€žJan“, jetzt klang ihre Stimme wieder ganz sanft, „ich kann dir doch nur helfen, wenn du mir sagst, was geschehen ist. Frau Bender hat den Namen Victor Wolf erwähnt ... hat er etwas damit zu tun?“
    Von wegen helfen. So wie Nico, was? Erst musste er Nacktschnecken fressen und dank seiner Lehrer und seiner Alten stand er jetzt auch noch auf Victors Prügelliste. Echt klasse. Nee, Leute, nicht mit mir!, verteidigte Jan sein Schweigen vor sich selbst. Und schließlich, was war denn schon passiert? Er war gar nicht tot oder so, alles war gut gegangen. Die kleine Schramme auf seiner Stirn, das war doch echt nichts. Wenn du tot bist, dann ist es richtig schlecht gelaufen. So sah er das. Jan straffte die Schultern und versuchte nicht an seinen dröhnenden Schädel zu denken.
    â€žFrau Gehrmann, es ist nichts passiert. Alles ist gut. Wirklich. Kann ich jetzt bitte wieder zurück in meine Klasse gehen?“
    Er hielt Frau Gehrmanns eindringlichem Blick tapfer stand. Zuckte noch nicht einmal mit den Wimpern. Sie lächelte – ganz traurig lächelte sie.
    â€žBist du dir ganz sicher, Jan?“
    Jan nickte.
    â€žGut, dann geh zurück in deine Klasse. Deine Eltern muss ich aber trotzdem anrufen. Schließlich hattest du einen
Unfall
in der Schule und da ist es meine Pflicht, deine Eltern zu informieren.“
    Das Wort Unfall hatte sie ganz besonders betont. Als Jan ein paar Minuten später das Klassenzimmer der 5a betrat, herrschte absolute Ruhe.
    â€žDa bist du ja schon wieder. Alles okay?“, wunderte sich Frau Bender. Jan nickte und setzte sich neben Tobias auf seinen Platz. Tobias schaute ihn unauffällig von der Seite an, wagte es aber nicht, ihn anzusprechen. In der Klasse wurde angefangen zu flüstern und zu wispern. Einige Kinder warfen Jan immer wieder verstohlene Blicke zu. Manche wirkten fast ein bisschen schadenfroh. Frau Bender war nervös und sah noch immer etwas mitgenommen aus. Milla versuchte sofort die Situation auszunutzen – ja, Milla war auch so eine, dachte Jan bitter. Große Klappe bis zum Gehtnichtmehr und immer auf Kosten der anderen. Jan fing Millas Blick auf, sie grinste ihn frech an und verzog ihr Gesicht zu einer hässlichen Fratze. Dann kritzelte sie etwas auf ein kleines Blatt Papier, faltete den Zettel zusammen und reichte es an Gülschan, die in der Reihe vor ihr saß, weiter. Gülschan entfaltete den Zettel unter ihrem Tisch und begann zu lesen. Ihr entfuhr ein hämisches Lachen, was zur Folge hatte, dass Frau Bender auf den Zettel in ihren Händen aufmerksam wurde.
    â€žGülschan, bring mir bitte den Zettel nach vorne“, forderte sie das Mädchen auf.
    â€žWas für´n Zettel?“
    Gülschan spielte die Ahnungslose.
    â€žBring mir den Zettel!“ Frau Benders Stimme zitterte vor Ärger.
    Gülschan steckte sich das Stück Papier in den Mund und begann darauf herumzukauen, als wäre es ein Kaugummi. Die Klasse brach in Gelächter aus. Aus der hinteren Reihe rief jemand lauthals in das Getöse hinein: „Respekt, Gülschan, der Neuen haste es ordentlich gegeben ...“
    Frau Bender tat so, als hätte sie nichts gehört. Sie knallte das Englischbuch auf das Lehrerpult und versuchte verzweifelt gegen das Gelächter und Stimmengewirr anzukommen.
    â€žSchluss jetzt!“ Aber niemand kümmerte sich darum, was sie rief. Plötzlich stand Frau Gehrmann im Klassenzimmer. In dem wilden Durcheinander hatte keiner bemerkt, dass
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