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Motiv Angst

Motiv Angst

Titel: Motiv Angst
Autoren: Antje Szillat
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mächtiges Theater veranstaltet.“
    Er schaute sich suchend um, bevor er mit gesenkter Stimme fortfuhr. „Victor und seine Gang haben es wohl auf ihn abgesehen. Der soll sogar auf Victors Prügelliste stehen. Mann, in Nicos Haut möchte ich echt nicht stecken ...“
    Wieder schaute er sich suchend um, so, als ob er befürchtete, dass Victor jeden Moment hinter ihm auftauchen könnte.
    â€žNicos Eltern haben dem Böker ganz schön die Hölle heiß gemacht. Wegen unterlassener Hilfeleistung und so´m Kram. Und dann musste Victor zum Rektor und dort soll es tierisch abgegangen sein ...“
    Marvin beugte sich so nahe an Jan heran, dass der seinen Atem spüren konnte. Seine Stimme war nur noch ein heißeres Flüstern, als er sagte: „Victor soll geschworen haben Nico alle zu machen, wenn er ihn zwischen die Finger kriegt ...“
    In Jans Kopf schlugen die Gedanken Purzelbäume – genau so würden seine Eltern auch reagieren. Seine Mutter würde augenblicklich einen ellenlangen Brief verfassen und dem Rektor mit einer Klage drohen. Ganz sicher. Und dann? Wäre er dann der Nächste auf Victors Prügelliste? So weit durfte er es nicht kommen lassen. Auf keinen Fall würde er seinen Eltern etwas von Victor und seiner Gang erzählen.
    Jan nahm seinen ganzen Mut zusammen und hielt Marvin am Arm fest, als der davonschlurfen wollte.
    â€žKennst du Victor eigentlich näher?“, fragt er und gab sich die größte Mühe, cool zu klingen.
    â€žAch, haste auch Ärger mit dem?“, meinte Marvin dennoch.
    â€žQuatsch! Wie kommst du denn darauf?“, schnauzte Jan zurück und ärgerte sich, dass seine Stimme dabei zitterte. Marvin zuckte mit den Schultern und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch seinen kurzgeschorenen karottenroten Haarschopf. „Und warum regst du dich dann so auf?“
    Jan lief rot an und zog die Mundwinkel auseinander. Eigentlich sollte es ein Lächeln sein. Aber es war eine Grimasse. Ärgerlich entfernte sich der dicke Marvin ein paar Schritte von Jan. Doch schließlich kam er wieder zurück und blieb direkt vor Jan stehen.
    â€žVoll der Penner, aber eigentlich auch `ne arme Sau.“
    Er schüttelte angewidert den Kopf. „Sein Vater säuft, hab ich gehört und seine Mutter ist irgendwie krank im Kopf oder so. Ist ständig in der Klapse ... hab ich jedenfalls gehört.“
    Er hielt Jan die Hand zum Einschlagen hin.
    â€žUnd wenn du mal Hilfe brauchst ...“, er schaute Jan einen kurzen Moment lang nachdenklich an, bevor sich auf seinem runden Gesicht ein schmieriges Grinsen breitmachte, „dann wende dich bloß nicht an mich.“
    Blöd, einfach obersaublöd fand er Marvin in diesem Augenblick. Doch Jan musste unbedingt mehr über Victor erfahren und deshalb schlug er laut klatschend in die ihm hingehaltene Hand ein.
    â€žDu bist ja gut informiert“, versuchte er das Gespräch wieder in Gang zu bringen. Marvin grinste noch breiter.
    â€žLogo! Bin immer auf dem Laufenden ...“
    â€žAber ...“, weiter kam Jan nicht, denn Marvin fiel ihm einfach ins Wort.
    â€žPass auf, Alter. Ich will keinen Ärger ... ist das klar?“
    Jan nuschelte etwas, das als Ja gedeutet werden konnte. Dem dicken Marvin genügte das. Er nickte befriedigt und meinte dann: „Der ist auch erst seit einem halben Jahr hier auf der Gesamtschule. Man munkelt, dass er schon von zwei Schulen geflogen ist. Der müsste eigentlich schon in der Achten sein und nicht in der Sechsten. Ey, der Typ ist so krass drauf, dass selbst die Pauker Schiss vor ihm haben.“
    Jans Kehle brannte und sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Am liebsten hätte er sich die Ohren zugehalten – nur nicht noch mehr über den fiesen Victor hören. Doch Marvin setzte noch einen drauf.
    â€žFalls es Victor auf dich abgesehen hat“, er form-te seine Augen zu schmalen Schlitzen, was ihn wohl besonders gefährlich aussehen lassen sollte, „dann kannste schon mal dein eigenes Grab schaufeln. Das garantiere ich dir!“
    In diesem Augenblick läutete die Schulglocke und der dicke Marvin eilte ohne ein weiteres Wort in Richtung Schulgebäude davon. Jan blieb regungslos auf dem Schulhof zurück. Die anderen Kinder strömten an ihm vorbei in ihre Klassen, doch Jans Beine waren schwer wie Blei. In seinen Ohren rauschten noch immer Marvins Worte. Er konnte an nichts anderes
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