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Morganas Wölfe

Morganas Wölfe

Titel: Morganas Wölfe
Autoren: Jason Dark
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Wetter war vorbei, der Herbst hielt Einzug. Da fielen die Blätter, und dafür kam der Nebel, lautlos wie ein Dieb. Er brachte immer Kühle und Feuchtigkeit mit, was auch Amalfi spürte, denn er fror.
    Deshalb stellte er den Kragen seiner Jacke hoch, wanderte über den zerrissenen Belag des Hofs, ging vor und zurück, hielt den Kopf gesenkt, fluchte leise vor sich hin und trat tatsächlich gegen eine Mülltonne, um seinen Frust loszuwerden. Damit erreichte er nichts, der Frust blieb, nur die Zehen taten ihm weh.
    Es war ein großer Hof. Ein Wunder, daß er noch nicht für den Bau entdeckt worden war. Spekulanten schnappten sonst überall zu, aber hier hatten sie eine Lücke hinterlassen.
    In der Nähe führte eine Straße vorbei. Sie war eigentlich viel befahren, was in der Nacht abflaute. Der Verkehr wurde normalerweise als Echo in den Hof transportiert, doch in dieser Nacht, wo der Dunst erschienen war, blieben die Geräusche weich und leise.
    Man konnte sich einsam vorkommen…
    Verloren inmitten der Großstadt, umgeben von ungewöhnlichen Gerüchen, die sich zumeist aus Abgasen zusammensetzten und in den Hof hineintrieben. Keine Stimmen. Wenn, dann nur weit entfernt, und auch die Striptease-Bude schien jenseits der Wolken zu liegen.
    Einsamkeit, verloren, verlassen, eine triste Umgebung, passend zu ihrem Job.
    Don Amalfi ärgerte sich. Er fluchte in sich hinein. Er dachte an die Ost-Mafia, und er wünschte sich, einmal so zu sein wie der gute Arnold Schwarzenegger, wenn er unter seinen Gegner aufräumte. Das wäre toll gewesen, aber die Wirklichkeit war anders, die stand in keinem Drehbuch.
    Amalfi fluchte vor sich hin. Er wollte eine Zigarette rauchen und blieb neben den Mülltonnen stehen. Irgendwo in der Nähe fiepte und raschelte es. Don wußte nicht, ob es Ratten oder Mäuse waren, die sich bei den Tonnen aufhielten.
    Er rauchte.
    Die Flamme des Feuerzeugs und auch die Glut der Kippe wurden von den Nebelschleiern geschluckt. In den letzten Minuten schien er dichter geworden zu sein. Er hüllte London ein wie ein Netz. Das war wieder so typisch für diese Stadt. Da kam Amalfi stets der Gedanke, in die Heimat seiner Vorfahren zu ziehen, ins sonnige Italien.
    Die Zigarette schmeckte ihm nicht. Er rauchte sie trotzdem, obwohl auf seiner Zunge und in seiner Kehle ein trockener Geschmack zurückblieb.
    Mit einem Whisky hätte er ihn gern weggespült.
    Zu einem Ergebnis war er noch nicht gelangt. Es fiel ihm sowieso schwer, seine Gedanken zu sammeln. Bisher war die andere Seite noch nicht an sie herangetreten, aber es gab Anzeichen, daß sich die Gangster aus dem Osten breitmachten. Das würde auch den einheimischen Verbrechern nicht gefallen, und Amalfi befürchtete Bandenkriege, die London erschüttern konnten, denn die einheimischen Bosse würden sich auf keinen Fall kampflos aus dem Geschäft drängen lassen.
    Die Zigarette qualmte zwischen seinen Fingern. Er wollte auch nicht mehr an ihr ziehen, denn da war etwas.
    Amalfi erstarrte.
    Er hatte noch nichts Konkretes gesehen, was wegen des Nebels auch schwer war, nur spürte er die Veränderung in seiner Nähe. Jemand war auf den Hof geschlichen.
    Er dachte nicht an die Gegner aus dem Osten, die würden anders auftreten und mit Gewalt über alles hinwegwalzen. Nein, was sich hier ereignet hatte und er nicht sehen konnte, hatte sich irgendwie dem Nebel angepaßt und war ebenso schleichend gekommen.
    Er starrte nach vorn. Nichts war zu sehen. Der Hinterhof schwamm in der grauen Suppe. Amalfi konnte nicht mal die Mauer gegenüber erkennen, auch die hohen Bauten dahinter waren für ihn nur mehr verschwommene Schatten.
    Don zuckte zusammen, als die Glut an seiner Haut fraß. Er ließ die kurze Kippe fallen und trat sie aus. Aber er blieb auch stehen.
    Bis zum Hintereingang waren es nur wenige Schritte. Amalfi traute sich nicht, ihn zu benutzen, aus Angst, jemand könnte ihm eine Falle stellen.
    Warten… Worauf?
    Er atmete flach, konzentrierte sich. Irgend etwas mußte doch zu hören sein, auch wenn er zunächst nichts sah. Oder hatte er sich alles nur eingebildet?
    Im Hinterhof lag der Nebel still wie ein See. Da war eine Bewegung! Don hielt den Atem an. Er spürte, wie eine zweite Haut über seinen Rücken rann, das Herz schlug schneller, denn diese Bewegung hatte er sich nicht eingebildet.
    Vor ihm schlich jemand über den Hof. Ein Schatten, kleiner als ein Mensch, dabei gebückt gehend, als würde der Schatten auf allen vieren laufen wie ein Hund.
    Hund?
    Der
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