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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition)
Autoren: Sabine Wierlemann
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Manchmal war die Gemütlichkeit, die ihr Mann insbesondere am Morgen an den Tag legte zu viel für das Temperament seiner Frau. Otto König wusste, dass er jetzt aus seiner Komfortzone kommen musste. Er warf seinen Brötchen noch einen letzten sehnsüchtigen Blick zu und erhob sich dann seufzend, um wenigstens durch die Veränderung seiner Position Tatbereitschaft zu signalisieren. „Jetzt schnauf’ doch erst mal durch, du bist ja noch völlig außer Atem und dann erzähl mir alles ganz genau.“ „Ich dachte, der Käferfahrer kommt vielleicht, während ich beim Bäcker bin und macht unseren Parkplatz wieder frei. Aber der Wagen stand immer noch als ich zurückkam. Als ich mir das gute Stück dann ein wenig näher anschauen wollte, dachte ich, das gibt’s doch gar nicht. Autoscheiben frieren doch eigentlich nicht von innen zu. Als ich bin dann näher hingegangen bin, da hat mich dann fast der Schlag getroffen! Da saß jemand in dem eingeschneiten und zugefrorenen Auto.“ „Wer war’s denn? Konntest du die Person erkennen?“ „Nein, die Scheiben waren doch zugefroren. Ich wollte es erst selbst gar nicht glauben, aber es stimmt wirklich. In dem Käfer sitzt jemand! O Gott, Otto, da sitzt ein Toter auf unserem Parkplatz! Vielleicht wurde er ermordet!“
    Gerda König wurde blass , als ihr die ganze Tragweite ihrer Entdeckung schlagartig bewusst wurde. „Was machen wir denn jetzt? Ich habe nicht mal ein Alibi, weil du gestern Nacht weg warst!“ Dass seine Frau aber auch immer gleich so übertreiben musste. Otto legte ihr beruhigend den Arm um die Schultern und hätte sich wieder einmal gewünscht, zehn Zentimeter größer zu sein. Er war ein klein wenig untersetzt und seine Frau überragte ihn um fünf Zentimeter. Die große Beschützer-Geste war deshalb leider nicht drin, aber daran hatte sich Gerda längst gewöhnt. Sie liebte ihren Otto so wie er war. Keiner konnte so gut kochen wie er und seine Witze waren wirklich komisch. Sie mochte seinen Humor und es war ihr immer noch wichtig, dass er sie für die schönste Frau der Stadt hielt.
     
    Gerda König ließ sich von ihrem Mann an den Küchentisch führen. „Schätzle, du bist ganz blass um die Nase. Sei so gut und iss ein Laugenweckle, dann geht’s dir bestimmt gleich besser.“ Vielleicht hatte er Recht, auf den Schreck brauchte ihr Magen tatsächlich ein wenig Beruhigung. „Otto, ich könnte auch gleich noch einen Schnaps vertragen. Wir haben doch noch was von Onkel Reinholds Zwetschenbrand, oder?“ Jetzt war Zurückhaltung angesagt und Otto stellte die hochprozentige Flasche und zwei Schnapsgläser auf den Tisch. Gerda goss sich sofort ein zweites nach, schloss die Augen und atmete tief durch. „Jetzt rufen wir den Schorsch an, der wird hoffentlich schon im Dienst sein.“ Georg Haller war der Polizeihauptkommissar in Bärlingen und um diese Uhrzeit längst im Einsatz für Recht und Ordnung.
     

- 2 -
     
    „Und du meinst wirklich, dass sich deine Mutter über so etwas zu Weihnachten freut?“ Alex drehte die kleine Spielzeugminiatur in den Fingern hin und her. „Eigentlich schenken wir uns schon seit Jahren nichts mehr, aber an dem kleinen Flitzer kam ich einfach nicht vorbei. Genau so sieht der alte VW-Käfer meiner Mutter aus, ein Traum in rot.“ Susanne kuschelte sich unter der Decke nah an Alex und schob ihre Füße auf die andere Seite des Bettes, wo es immer ein paar Grad wärmer zu sein schien. „Ich bin schon ziemlich aufgeregt und gespannt darauf, was meine Eltern zu dir sagen werden. Immerhin ist das heute eine Premiere, ich habe bislang noch nie jemand meinen Eltern vorgestellt.“ „Oh, das ist dann wohl eine besondere Ehre“, witzelte Alex und schmiss sich in Pose. „Dann ist es wohl was Festes mit uns, Fräulein Merz? Kann ich mir Hoffnungen machen?“ Susanne ließ eine wilde Kitzel- und Kussattacke über sich ergehen und bat schließlich nach Luft japsend um Gnade. „Du nimmst mich gar nicht ernst. Du hast gut lachen mit deinen Hippie-Eltern. Die hätten jede Schwiegertochter akzeptiert, Hauptsache die Beziehung läuft gut. Bei meinen Eltern ist das ein bisschen anders.“ „Nicht böse sein, Maus. Ich freue mich sehr, endlich deine alten Herrschaften kennen zu lernen und werde mich von meiner besten Seite zeigen.“
     
    Susanne drehte sich zur Seite und stopfte sich ihr Kissen so unter den Kopf, dass sie Alex direkt ansehen konnte. „Dieses Jahr Weihnachten ist es glaub’ ich besonders wichtig für meinen Vater, dass
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