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MordLust

Titel: MordLust
Autoren: John Sandford
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Monat zehn Riesen in die eigene Tasche gesteckt. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so viel Geld.«
    »Wahrscheinlich weil du kein Geld für Licht ausgibst«, erwiderte Lucas. »Hier ist es so dunkel, dass ich nicht mal meine Hände sehen kann.«
    »Cops mögen’s dunkel. Da kann man gut mit fremden Frauen rummachen«, sagte Sloan und griff nach seiner Diet Coke.
    »Du hast also die Cops hier?« Die Cops waren ein entscheidender Aspekt in Sloans geschäftlicher Planung gewesen.
    »Cops und Lehrerinnen«, sagte Sloan zufrieden. »Eine Bar für Cops und Lehrerinnen. Die Lehrerinnen saufen wie die Löcher, und die Cops machen die Lehrerinnen an. Eine große, glückliche Familie.«
    Der Barmann lachte über irgendwas im Journal, ein unangenehmes Lachen, dann sagte er zu niemand im Besonderen: »Der Goldkurs wird bis auf tausend steigen, darauf kannst du wetten. Jetzt werden wir ja sehen, wo’s langgeht.«
    Die beiden blickten ihn einen Moment lang an, dann zuckte Sloan mit den Schultern. »Er hat einen B. S. in Wirtschaftswissenschaften«, sagte er. »Einen echten Bachelor of Science.«
    »Nicht schlecht für einen Barmann … Und was hält deine Frau von dem Lokal?«
    »Sie hat sich gut eingearbeitet«, antwortete Sloan. Es machte ihm Spaß, einem alten Kumpel zu zeigen, dass es ihm gutging. »Sie hat einen Kurs in Buchführung gemacht, regelt die ganzen Finanzen und hat diese QuickBook-Sachen auf dem Computer. Sie redet schon davon, im nächsten Winter für zwei Wochen nach Cancun oder Palm Springs zu reisen. Oder nach Hawaii.«
    »Das ist ja fantastisch«, sagte Lucas. Und es freute ihn wirklich.

    Dann redeten sie eine Weile über ihre Frauen und Kinder, über Sloans Rente und über die Kosten für ein neues Reklameschild für das Lokal, das ursprünglich nach einem Baum benannt gewesen war und das Sloan in Shooters umbenannt hatte.
    Selbst aus der Ferne war deutlich zu erkennen, dass die beiden Männer gute Freunde waren. Sie hörten einander mit zusammengekniffenen Augen und der für Cops typischen Skepsis zu. Sie standen sich sehr nahe, auch wenn sie rein äußerlich kaum unterschiedlicher hätten sein können.
    Sloan war schmächtig, zurückhaltend, und hatte stumpfbraunes Haar.
    Lucas war nichts von alledem. Er war groß und dunkelhaarig, und mit der Narbe, die als eine dünne weiße Linie seine gebräunte Stirn hinab in eine Augenbraue lief, hätte er durchaus einen Schlägertyp in einem Film verkörpern können. Er hatte stechend blaue Augen, eine Habichtsnase, große Hände und breite Schultern, war sportlich und hatte früher mal für die University of Minnesota Hockey gespielt.
    Sloan verstand nichts von Mode und interessierte sich auch nicht dafür. Lucas stand auf italienische Anzüge, französische Krawatten und englische Schuhe. Er las die anspruchsvollen Modezeitschriften für Männer und verbrachte jedes Frühjahr und jeden Herbst einige Zeit mit der Suche nach Anzügen. Wenn er mit seiner Frau nach Manhattan fuhr, ging sie ins Museum of Modern Art und er zu Versace.
    Heute trug er ein leuchtend blaues Hemd unter einem Sommerjackett aus Leinen, dazu eine leichte Wollhose und Slipper; und eine Compact Kaliber.45 in einem Schulterholster von Bianchi.
    In Lucas’ Gesicht blitzte immer wieder ein Lächeln auf. Er hatte Krähenfüße in den Augenwinkeln, und sein schwarzes Haar war von Silberfäden durchzogen. Morgens beim Rasieren machte er sich Sorgen über das Älterwerden. Das war zwar
noch eine Weile hin, doch er glaubte, die ersten Anzeichen bereits erkennen zu können.
     
    Als sie ihre Diet Cokes ausgetrunken hatten, ging Sloan zwei neue holen. »Was ist denn nun mit Burt Kline?«, sagte er dann.
    »Du kennst ihn doch, oder?«, fragte Lucas.
    »Ich bin mit ihm dreizehn Jahre zur Schule gegangen«, sagte Sloan. »Ab und zu seh ich ihn noch, wenn gerade Wahlkampf ist.«
    »Was ist er für ein Typ?«, fragte Lucas.
    »Er war im ersten Schuljahr unser Klassensprecher und danach jedes Jahr wieder«, sagte Sloan. »Er ist Politiker. Er ist schon immer Politiker gewesen. Und er war schon immer dick, schmierig, fröhlich, jovial und locker mit dem Geld. So in der Art. Ich hab ihn mal in eine Schneeverwehung geschubst. Anschließend hab ich zum ersten Mal Ärger in der Schule gekriegt. Er hat es dem Lehrer gesagt.«
    »Alte Petze.«
    Sloan nickte.
    »Aber noch viel interessanter an der Geschichte ist, dass du in der Schule ein Rabauke warst. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut«, sagte Lucas.
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