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MordLust

Titel: MordLust
Autoren: John Sandford
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Van und fuhr ihn vorsichtig um das Haus herum zum Lieferanteneingang. Wegen des abschüssigen Geländes hinter dem Haus war der Wagen von der Straße aus nicht mehr zu sehen.
    Das letzte Licht war verschwunden, die Nacht war jetzt so schwarz wie ein Sack Kohle, die Blitze kamen näher, und der Wind fuhr Big wie eine eisige Hand ins Gesicht, als er aus dem Van stieg. Ein Regentropfen, so dick und rund wie eine Murmel, traf ihn vorne am Schuh. Dann noch einer und noch viel mehr. Tropf, tropf plätscherte es auf den schwarzen Straßenbelag, den Beton und gegen die Mauern.
    Er eilte zur Hintertür; Little machte sie von innen auf.
    »Noch eine Überraschung«, sagte Little, hielt ein Gemälde hoch und drehte es in dem schwachen Licht. Big warf einen Blick darauf, dann sah er Little an. »Wir hatten doch vereinbart, dass wir nichts von den Wänden nehmen würden.«
    »Das war nicht an der Wand«, entgegnete Little. »Es stand in einem Abstellraum. Und es ist nicht auf der Versicherungsliste.«
    »Erstaunlich. Vielleicht sollten wir jetzt aber abhauen, solange wir noch einen Vorsprung haben.«
    »Nein.« Littles Stimme war heiser vor Gier. »Diesmal … diesmal könnten wir ausgesorgt haben. Wir müssen so was nie wieder tun.«
    »Mir macht das nichts aus«, sagte Big.
    »Das Töten macht dir nichts aus, aber wie steht’s mit dreißig Jahren Knast? Würd dir das auch nichts ausmachen?«

    Big schien einen Augenblick darüber nachzudenken, dann sagte er: »Okay.«
    Little nickte. »Denk an die SLs. Schokoladenbraun für dich, silbergrau für mich. Und Wohnungen, in New York und Los Angeles. In New York irgendwas direkt am Park. Wo man sich bloß aus dem Fenster zu lehnen braucht und das Met sieht.«
    »Wir könnten was kaufen.« Big dachte wieder einige Sekunden nach. »Vielleicht … einen Picasso?«
    »Einen Picasso.« Little dachte ebenfalls nach und nickte. »Aber erst geh ich noch mal nach oben. Und du …«
    Big grinste unter der Maske. »Ich hau die Bude zusammen. Gott, ich liebe diesen Job.«
     
    Draußen, jenseits des Rasens hinterm Haus, den Hang hinunter, über die Gebäude des United Hospital, die Siebte Straße und die Häuser dahinter hinweg, etwa eine Dreiviertelmeile entfernt, schob ein Schlepper eine Reihe Frachtkähne zum Anlegeplatz bei Pig’s Eye. Ohne jede Eile. Schleppkähne waren nie in Eile. Überall auf dem Hang funkelten die Lichter von St. Paul wie Diamanten, auf dem stärker abfallenden Stück unterhalb der Kathedrale, auf den Brücken dahinter und auf der nach oben führenden High Bridge.
    Der Mann im Ruderhaus blickte den Hügel hinauf zu den Lichtern von Oak Walk, Dove Hill und dem Hill House und bemerkte zufällig, wie alle Lichter gleichzeitig verschwanden.
    Die Regenfront hatte die Kante des Hangs erreicht und bewegte sich auf den Fluss zu.
    Es wird heftig regnen, dachte der Mann. Heftig regnen.

ZWEI
    S loan brachte zwei Diet Cokes zu der Nische, in der Lucas Davenport, die Füße hochgelegt, seitlich auf einer Bank saß. Die Bar war modern, auch wenn die Einrichtung etwas abgenutzt wirkte – knarrende Holzfußböden, Nischen mit hohen Trennwänden und auf einer Seite eine kleine Tanzfläche.
    Sloan war der Inhaber, und so zog er sich auch an. An diesem Tag trug er einen leichten braunen Sommeranzug, ein hellbraunes Hemd mit langem, spitzem Kragen, eine weiße Krawatte mit einer goldenen, diamantenbesetzten Brosche und einen echten Panamastrohhut. Er war ein gertenschlanker Mann mit schmalem Gesicht, schmalen Schultern und schmalen Hüften; nicht hager, aber schmal. Er hätte Klarinettenspieler in einer abgetakelten Jazzband sein können, dachte Lucas, oder die auf dem Titelblatt abgebildete Hauptfigur aus einem Schundroman der dreißiger Jahre.
    »Diese verdammte Diet Coke sprudelt wie verrückt. Ich dachte erst, es würde irgendwas mit dem Apparat nicht stimmen, aber es liegt an der Cola. Weiß auch nicht, warum«, sagte Sloan, als er die Gläser auf den Tisch stellte.
    Am anderen Ende der Bar las der Barmann im Licht einer erdnussgroßen Leselampe, die an der Registrierkasse befestigt war, das Wall Street Journal. Im Hintergrund plätscherte ein Song von Norah Jones. In dem Lokal roch es angenehm nach frisch gezapftem Bier und Erdnüssen.
    »Nur zwei Typen in der Bar, und die trinken beide Cola«, sagte Lucas. »Du wirst pleitegehen.«
    Sloan lächelte gelassen, beugte sich über den Tisch und
sprach mit leiser Stimme, damit der Barmann ihn nicht hören konnte. »Ich hab letzten
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