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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier
Autoren: Jonathan Kellerman
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eine -«
    »Gewiss, meine Liebe«, sagte die Frau. Kehlige Stimme wie diese Schauspielerin, die Mutter gefiel … Lauren Lauren … Hutton? Nein, Bacall. Lauren Bacall hatte sie gerettet!
    Kat näherte sich dem Bentley.
    Die Frau lächelte sie an. Älter als Mutter, mit silbernen Haaren, riesigen Perlenohrringen, elegantem Make-up, einem Tweedkostüm, einer Art Seidenschal, purpurfarben, der teuer aussah und den sie auf diese lässige Weise über die Schultern drapiert trug, die Frauen mit Klasse leichtfiel.
    Was Mutter zu sein vorgab.
    »Ma’am, ich weiß das wirklich zu schätzen«, sagte Kat, die plötzlich wollte, dass diese Frau tatsächlich ihre Mutter wäre.
    »Steigen Sie ein, meine Liebe«, sagte die Frau. »Wir finden schon Treibstoff für Sie.«
    Treibstoff - eine Britin.
    Eine verfluchte Aristokratin in einem verfluchten Bentley .
    Kat stieg freudestrahlend ein. Was als Scheißabend begonnen hatte, würde schließlich eine coole Geschichte sein.
    Während der Bentley sich in Bewegung setzte, dankte Kat der Frau noch einmal.
    Die Frau nickte und schaltete die Stereoanlage ein. Irgendwas Klassisches - mein Gott, was für ein Klang, es war wie in einem Konzertsaal.
    »Falls ich Ihnen irgendwie Ihre Auslagen ersetzen kann …«
    »Das wird nicht nötig sein, meine Liebe.«
    Eine stämmige Frau, kräftige, mit Juwelen besetzte Hände.
    »Ihr Wagen ist einfach unglaublich «, sagte Kat.
    Die Frau lächelte und stellte die Musik lauter.
    Kat lehnte sich zurück und schloss die Augen. Dachte an Rianna und Bethie mit den nachgemachten Hemden.
    Ihnen diese Geschichte zu erzählen würde ein köstlicher Spaß werden.
    Der Bentley rollte geräuschlos den Pass hoch. Die gepolsterten Sitze, der Alkohol, das Gras und das Absinken des Adrenalinspiegels versetzten Kat in einen plötzlichen, fast komatösen Schlaf.
    Sie schnarchte laut, als der Wagen abbog und weich die Steigung erklomm.
    Unterwegs zu einem dunklen, kalten Ort.

2
    Ich saß mit Milo beim Mittagessen im Surf Line Café, als der Anruf kam.
    Vom herrlichen Wetter abgesehen, hatte keiner von uns beiden einen Grund, hier zu sein. Das Restaurant ist ein Schindelbungalow mit Fenstern in Wandgröße und einer breiten Bretterveranda, der hoch auf der Westseite des Pacific Coast Highway am Hang thront, unmittelbar südlich der Kanan Dume Road. Es liegt eine halbe Meile vom Meer entfernt, ohne dass man das Wasser sehen könnte, trägt seinen Namen also zu Unrecht. Aber das Essen ist fantastisch, und das Salz kann man sogar aus dieser Entfernung riechen.
    Es war dreizehn Uhr, und wir saßen draußen auf der Veranda und aßen gegrillten Gelbflossenthunfisch und tranken Bier. Milo war von einem einwöchigen Urlaub in Honolulu zurück, wo er es geschafft hatte, seinen blassen Teint in der Farbe fettarmer Milch zu bewahren. Schlechtes Licht ist für seine Haut gar nicht gut - man sieht die kleinen Beulen, die Aknenarben, die tiefen Unmutsfalten, die Hängebacken, an denen die Schwerkraft zupft. Heute war das Licht grandios, aber es konnte höchstens die schlimmsten Stellen abmildern.
    Trotz alledem und dem hässlichsten Aloha-Hemd, das mir je unter die Augen gekommen war, sah er gut aus. Kein noch so kurzes Zusammenzucken mehr, das die Mühe verriet, mit der er die Schmerzen in seiner Schulter zu verbergen suchte.
    Das Hemd war eine wilde Mischung aus braunroten Elefanten, bläulichen Kamelen und ockerfarbenen Affen auf einem Meer aus olivgrüner Viskose, die sich an seinen Kesselpauken-Oberkörper schmiegte.
    Der Ausflug nach Hawaii war einem neunundzwanzigtägigen Aufenthalt im Krankenhaus gefolgt, wo er sich von einer Schusswunde erholte, bei der sich ein Dutzend Schrotkugeln in seinen linken Arm und seine linke Schulter gebohrt hatten.
    Der Psychopath, der auf ihn geschossen hatte, war tot, was allen Beteiligten die Unannehmlichkeiten eines Prozesses ersparte. Milo hatte seine Verletzung als »saublöde verdammte Fleischwunde« abgetan. Ich hatte die Röntgenbilder gesehen. Ein paar von den Kugeln hatten sein Herz und seine Lunge um Millimeter verfehlt. Ein Rehposten saß so tief, dass man ihn nicht entfernen konnte, ohne den Muskel in Mitleidenschaft zu ziehen, wodurch das Zusammenzucken verursacht wurde.
    Ungeachtet all dessen war man nur von einem dreitägigen stationären Aufenthalt ausgegangen. Am zweiten Tag setzte eine Staphylokokken-Infektion ein, und er lag schließlich fast einen Monat lang an einem antibiotischen Tropf. Abgeschieden auf der VIP-Etage, weil
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