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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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Goldblatt, hat einmal in dem Haus gewohnt. Und der hat mir erzählt, dass die Hausmeisterin Oprschalek heißt. Die hat bei ihm immer aufg’räumt und geputzt…«
    Drabek nickte und ergänzte:
    »Ja, da haben die Oprschaleks g’wohnt. Er, der Oprschalek, ist übrigens ein Mordstrum 8 Sozi. Ein Aufwiegler. Den hab ich schon ein paar Mal verhaftet. Wegen aufrührerischer Reden, die er im Wirtshaus g’halten hat…«
    Nechyba nickte und sah sich um. Plötzlich erblickte er ein vertrautes Gesicht in der Menge. Grinsend kämpfte er sich durch das Gedränge und stand wie aus dem Boden gewachsen vor seiner Frau Aurelia. Die erschrak und stammelte:
    »Um Gottes willen! Nechyba, wie siehst denn du aus?«
    Gewohnheitsmäßig fuhr er sich über seinen Schnauzbart und staunte. Seine Hand war ganz schwarz. Aurelia Nechyba holte ein Taschentuch aus dem Mantel und wischte ihrem Mann das Gesicht ab. Wie ein kleines Kind schloss er die Augen, hielt still und genoss ihre Fürsorge. Als er die Augen wieder öffnete, blickte er in ein ganz schwarzes Taschentuch, das seine Frau ihm vor die Nase hielt.
    »Du bist ein Narr! Was tust du da drinnen beim Feuer? Das ist gefährlich. Stell dir vor, dir passiert was…«
    Nechyba grinste verlegen.
    »Geh, mir passiert schon nix…«
    »Außerdem riechst du wie ein Stück Räucherspeck.«
    »Magst abbeißen?«, neckte er sie und zwickte sie in die Hüfte. Sie quietschte leise und schaute ihn strafend an. Eine Antwort blieb sie ihm aber schuldig. Der Polizeiagent Drabek trat neben Nechyba und sagte:
    »T’schuldigen, Herr Inspector… Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass der Brand jetzt soweit unter Kontrolle ist. Wollen wir einmal hineinschauen, was da los ist?«
    Nechyba nickte, streichelte liebevoll über die Hand seiner Frau, drehte sich um und folgte Drabek ins Haus. Durch den an manchen Stellen noch schwach glimmenden, sonst aber schwarzen Türstock gelangten sie in die Küche, die gleichzeitig auch als Vorzimmer diente. Hier war alles ausgebrannt. Vorsichtig gingen sie durch die Verbindungstür ins Zimmer der Hausmeisterwohnung. Zwei Feuerwehrleute spritzten mit dem Schlauch eine Wand und die Reste des Ehebettes, das noch immer glühte, ab. Stechende Hitze und dichter Dampf stiegen auf. Die zwei Polizeiagenten blinzelten und husteten. Und dann bemerkten sie etwas, was Ihnen gar nicht gefiel. Auf dem Boden neben dem Bett lagen die verkohlten Überreste eines Menschen. Mit verdrehten Armen und Beinen und zur Seite gewendetem, verkohlten Schädel. Haut und Fleisch waren völlig verbrannt. Vom Kopf sah man nur mehr die Schädeldecke, dunkle Augenhöhlen und Oberkiefer, der Unterkiefer und dessen Zähne hingen weit herab. Es sah aus, als ob die Leiche die Zähne fletschte.
     
     
     

IV.
    »Hundswetter, miserables!«, fluchte Nechyba, als er aus dem Laden der Lotte Landerl heraustrat und sich auf den Weg zur Arbeit machte. Wie jeden Morgen, so hatte er auch heute bei der Greislerin sein Gabelfrühstück erstanden. Auf Gehsteig und Straße lag Schneematsch, der das Gehen beschwerlich machte. Außerdem herrschte dichtes Schneetreiben. Der eisige Wind ließ dicke Schneeflocken auf seinen Mantel, seine Melone und sein Gesicht mit dem mächtigen, aufgezwirbelten Schnurrbart klatschen. Am Ring kaufte er sich eine Zeitung und stieg in eine Tramway ein. Im Polizeigebäude angekommen, genoss er das wohlige, staubig-warme Klima seines Büros. Pospischil, der kurze Zeit später eintraf, erhielt von ihm eine Reihe Anweisungen, die den Dienst der anderen Polizeiagenten betrafen. Solchermaßen sorgte Nechyba dafür, dass er bis zu seinem Gabelfrühstück ungestört Zeitung lesen konnte. Nachdem er den Leitartikel über den neuen Finanzminister Dr. Robert Meyer gelesen hatte, fiel ihm ein anderer, kürzerer auf:
    Auch in der vergangenen Woche mussten wieder zwei Schwerkranke von Spital zu Spital wandern, bis sie endlich Aufnahme fanden. Einer von ihnen, schwer lungenkrank, wurde von seinem Wohnungsgeber auf das Polizeikommissariat gebracht. Hier wurde dem Mann aufgetragen, den Kranken wieder in seine Wohnung zu bringen. Der Quartiergeber fürchtete sich aber aus Angst vor Ansteckung davor, den Patienten wieder mit nach Hause zu nehmen und ließ den Handwagen mit dem Kranken einfach im Hausflur des Kommissariats stehen. Und siehe da, jetzt war plötzlich ein Bett frei und der Mann konnte ins Spital aufgenommen werden. Man muß sich wirklich fragen, warum das nicht gleich geschehen ist, da
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