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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft
Autoren: Aufbau
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Dünger, der zur Blüte der alten und denkmalgeschützten Gebäude geführt hatte, die man in Hotels, Restaurants und Pensionen umgewandelt hatte.
    Als Honey beim Hotel »La Reine Rouge« angelangt war, einem eleganten Gebäude oberhalb der Pulteney Bridge, nur wenige Fußminuten von den Römischen Bädern entfernt, hatte sie das Gefühl, sich durch eine Menschenmenge aus aller Herren Länder gepflügt zu haben.
    Das »La Reine Rouge« war innen noch eleganter als die Fassade vermuten ließ, hauptsächlich dank des vorzüglichen Geschmacks seines Besitzers und Managers und dank einer eklektischen Mischung von Antiquitäten, Farben und geschmackvoller Beleuchtung.
    Honey tätschelte den Arm einer mit Turban bekrönten Statue, einer von zwei in Purpurrot, Schwarz und Gold gefassten Figuren, die den Eingang bewachten.
    »Hallo, Jungs! Ist der Boss zu Hause?«
    Neville, ein echter, lebendiger Bursche mit wasserstoffblondem Haar und einer burgunderroten Weste mit goldener Uhrkette, beantwortete ihre Frage.
    »Er wartet schon auf Sie, Süße. Die Maniküre ist bei ihm drin. Er ist furchtbar aufgeregt, wissen Sie, nach allem, was geschehen ist.«
    Sie schnappte nach Luft. »Geschehen? Er wird sich doch nicht einen Fingernagel abgebrochen haben?«
    |11| Neville grinste. »Böses Mädchen, Honey.« Er wandte seine ungeteilte Aufmerksamkeit wieder den drei weißen Lilien zu, die er in einer hohen grünen Vase zu arrangieren versuchte. Sie schienen sich nicht so gruppieren zu lassen, wie er das gern gehabt hätte, also fing er noch einmal von vorn an.
    »Nur wenn mich die Versuchung übermannt. Ich habe mir sagen lassen, Neville, dass Sie auch ganz schön böse sein können, wenn die Versuchung Sie packt.«
    Neville errötete. »Ach, hören Sie auf, mich aufzuziehen, Honey. Das machen Sie doch absichtlich.«
    Gerade in diesem Augenblick schlug eine Standuhr auf einem dicken türkischen Läufer die halbe Stunde.
    Die Blumen waren wirklich sehr widerspenstig. »Ach, Mist!« Nevilles Wortschatz war so zart wie seine äußere Erscheinung.
    Honey zog eine Augenbraue in die Höhe. Neville schien ungeheuer aufgeregt zu sein. Casper war das nie, und außerdem sah er immer aus wie aus dem Ei gepellt, überlegte sie und schnitt eine Grimasse. Sie schaute auf ihre Fingernägel hinunter. Der Lack war abgeblättert. Was hätte man anderes erwarten sollen? Chefin eines Hotels zu sein, das bedeutete, dass man einspringen musste, wenn der Geschirrspüler streikte oder Zimmermädchen einfach nicht zum Dienst erschienen. Sie versteckte die Hände in den Hosentaschen. Dann ging sie über den mit dicken Teppichen ausgelegten Flur und die Treppe hinunter zu Caspers Büro.
    Früher einmal hatten sich die Weinkeller unter dem »La Reine Rouge« über die ganze Länge des Hauses erstreckt. Nachdem die Bauarbeiter mit der Grundrenovierung fertig waren, hatte Casper diesen Bereich zu Büros für sich und seine Angestellten umgewandelt und die frisch verputzten Wände mit teurem Rupfen in einem üppigen Siennarot bespannen lassen. Die Einrichtung bestand aus minimalistischen Sitzmöbeln, Bücherschränken mit Glastüren aus georgianischer Zeit und Ethnokunst. Oh, und aus Uhren natürlich. Casper liebte Uhren. Sie waren überall zu finden: Wanduhren, |12| große und kleine Standuhren, ausgefallene Skelettuhren, Kaminuhren, Reiseuhren – und alle tickten fröhlich im Takt. Sie schlugen sogar im Takt. Darauf bestand Casper. Er hasste Unordnung.
    »Kommen Sie herein, meine Liebe«, rief Casper mit glockenklarer Stimme.
    Als Honey eintrat, polierte die Maniküre Casper St. John Gervais gerade den Nagel am kleinen Finger der rechten Hand. Sobald sie damit fertig war, gab er ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie sich entfernen solle. »Kommt Zeit, kommt ein anderer Finger«, sagte er mit einem gezierten Lächeln.
    Die Maniküristin huschte aus dem Zimmer, zweifellos zu Neville, der die Rechnung begleichen würde. Caspers empfindsamer Patriziergeist ließ sich einfach nicht mit etwas so Plebejischem vereinbaren, wie tatsächlich Geld in die Hand zu nehmen.
    Er saß auf einem mit honiggelbem Leder bezogenen Stuhl hinter einem Mahagonischreibtisch, der gut und gern einmal Tennyson oder Wordsworth gehört haben mochte. Casper liebte Gegenstände, die eine besondere Herkunft, eine eigene Geschichte und Beziehungen zu Berühmtheiten hatten. Er liebte Auktionen mindestens so sehr wie Honey, wenn er auch Mahagonikommoden den langbeinigen Baumwollunterhosen
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