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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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verzierten Wollmütze verborgen, in deren Ohrklappen, die Rose gegen den schneidenden Wind heruntergeschlagen hatte, grellrosa Nelken als Muster eingestrickt waren. Sie lief ausgesprochen schwerfällig, denn ihre Nike-beschuhten Füße schwangen bei jedem Schritt fast genauso weit seitwärts wie vorwärts. Sie könnte ganz schön schnell sein, wenn sie die ganze vergeudete Kraft in eine Vorwärtsbewegung brächte, dachte Kate, die genau hinter ihr lief.
    Vielleicht hatte Penny Rose besänftigen wollen, aber Camilla platzte dazwischen. Durch die Anstrengung gleichzeitigen Redens und Rennens klang ihre Stimme rau und abgehackt.
    »Du solltest dem Himmel danken, dass er dich von diesem Schwergewicht Theo erlöst hat. Immerhin hast du ihn die ganzen letzten sieben Jahre mit dir rumschleppen müssen.«
    »Also ehrlich, Camilla«, murmelte Kate, »du gehst ja nicht gerade besonders zartfühlend mit dem armen Mädchen um.«
    »Jemand musste ihr das einmal klar und deutlich sagen«, erklärte Camilla. »Wie soll sie denn im Leben zurechtkommen, wenn sie sich nicht allmählich den Tatsachen stellt und mit der praktischen Seite der Geschichte beschäftigt?«
    Sie bogen von der Hauptstraße ab. In der stillen, lauschigen Umgebung des Treidelpfads trat das Summen des Verkehrs immer weiter in den Hintergrund.
    »Du solltest dein eigenes Leben leben«, dozierte Camilla, die immer mehr in Fahrt kam. Yvonne und Sophie liefen direkt hinter ihnen, während Gavin und Barbara weit voraus joggten und ihren angestrebten Sechs-Minuten-pro-Kilometer-Schritt übten.
    »Finde raus, wer du wirklich bist und was du vom Leben erwartest. Bis jetzt hast du schließlich nichts anderes getan, als dich Theos Erwartungen zu fügen«, fuhr Camilla fort.
    Von den Bäumen triefte Feuchtigkeit. Man hatte den Eindruck, auf den Ästen säßen Massen von unsichtbaren, aber inkontinenten Vögeln.
    Rose schniefte wie ein kleines Kind. »Du hast leicht reden, Camilla. Schließlich bist du erfolgreich, und die Leute hören auf dich. Außerdem arbeitest du in einem gut bezahlten Job. Niemandem würde je im Traum einfallen, dich zu beschimpfen, du wärst ein Hemmschuh, und es wäre kein Wunder, dass dein Mann dich verlassen hat.«
    »Wenn jemand so etwas täte«, gab Camilla zurück, »der bekäme eine gepfefferte Antwort, verlass dich drauf.«
    »Außerdem hat Lynda gesagt, dass ich mir jede Art von Unterstützung getrost abschminken könnte. Die Gerichte hätten keine Zeit für junge – na ja, mitteljunge Frauen ohne Kinder. Aber wie soll ich die Zinsen für mein Haus abzahlen, wenn kein Geld reinkommt?«
    »Such dir halt einen Job«, sagte Camilla. »Was hast du denn gelernt?«
    »Gar nichts«, antwortete Rose kleinlaut. »Ich wollte immer nur heiraten.«
    »Was ist mit deiner Strickerei? Sicher würden Leute dafür bezahlen, wenn du ihnen Mützen mit Blumen drauf strickst oder Pullover mit Teddybären oder was sonst gerade in ist. Du entwirfst die Muster doch selbst, nicht wahr?«, fragte Penny.
    »Eigentlich hatte ich auch vor, irgendwas mit meiner Strickerei anzufangen. Aber natürlich brauche ich erst mal Startkapital und Geld zum Leben, ehe das Geschäft Profit abwirft. Ich wollte meine Großmutter bitten, mir vorläufig auszuhelfen, aber so, wie es aussieht, werde ich da auch kein Glück haben.«
    »Fang endlich an, dich zu wehren, Rose.« Camilla klang, als wolle sie eine Schüler-Hockey-Mannschaft anfeuern.
    »Hört sich ganz schön mies an, diese Lynda«, erklärte Penny und kam damit auf das eigentliche Thema zurück. Sie trug einen leuchtend blauen Jogginganzug, eine knallrote Mütze, weiße Socken und knallrote Laufschuhe. Ihr dunkles Haar und ihre frische Hautfarbe ließen Rose neben ihr noch blasser und unbedeutender erscheinen. Pennys Hüften waren ein wenig fülliger, als es ihren Vorstellungen von Schönheit entsprach, und das ärgerte sie, weil ihr sehr wohl bekannt war, wie man gesund und schlank lebt. Fast den ganzen Tag ernährte sie sich von komplexen Kohlehydraten, ungesättigten Fettsäuren, Karotten und entrahmter Milch. Ihrer Meinung nach hätte sie gertenschlank sein müssen. Was ihrer Aufmerksamkeit allerdings entging, waren die Chips, geeisten Marsriegel und Erdnussbutterbrote, mit denen sie sich abends beim Fernsehen voll stopfte.
    »Diese Lynda hat ein Spatzenhirn. Nimm sie einfach nicht zur Kenntnis«, meinte Camilla. »Vielleicht solltest du einen Einsteigerkurs für Selbstständige an der Volkshochschule belegen. Dann hast du
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