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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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durchschnittlich aussehende Camilla geraten war. Aber recht schnell fiel ihr ein, dass es keine Maßeinheit für körperliche Anziehung gab. Sie fühlte sich ausgeschlossen aus dieser kleinen Welt. Die beiden wollten allein sein und das miteinander tun, weswegen er gekommen war. Was auch immer es sein mochte. Mit einem winzigen, neidvollen Stich musste Kate daran denken, wie langweilig Andrew manchmal sein konnte. Andrew, der Mann, der in ihrem Leben eine Rolle spielte.
    Camilla und Carey begleiteten sie zur Tür. Immer noch lag Careys Arm leicht um Camillas Schulter. Und Camilla, die seit 20 Jahren ihre Freundin war, wirkte mit einem Mal ganz fremd.
    Was würden wohl die prüden Direktoren der Amy-Robsart-Mädchenschule von dieser Verbindung halten?, überlegte Kate auf dem Heimweg. Sie konnte nicht umhin, sich Camilla vorzustellen, die vielleicht in diesem Augenblick in einen durchsichtigen, paillettenbestickten rosa Traum schlüpfte und mit dem unverschämt gut aussehenden Carey Stanton ihre Spielchen spielte. Ob Yvonne etwas damit zu tun hatte?
    Kate vergrub sich in ihrem kuscheligen, leicht abgedunkelten Arbeitszimmer und schaltete den PC ein. Sie ging die am Morgen geschriebenen Seiten durch und korrigierte hier und da eine Kleinigkeit. Konzentrier dich, wies sie sich zurecht. Hör endlich auf, dich danach zu sehnen, dass plötzlich ein unglaublich gut aussehender Mann in dein Leben platzt und es in einen Garten voller sinnlicher Genüsse verwandelt. Das ungemütliche Boulogne des Jahres 1803 trug nicht gerade zur Verbesserung ihrer Gemütslage bei; alle Einfälle schienen ihr mit einem Mal spießig.
    Am nächsten Morgen würde sie noch weiter und noch schneller rennen. Sie wollte so lange Sauerstoff durch ihr Gehirn pusten, bis es endlich seltenweise vernünftige Ideen ausspuckte. Doch dann fiel ihr ein, dass sie morgen vermutlich voll und ganz damit beschäftigt wäre, einen Plan zu entwickeln, wie man in Lyndas und Theos Haus einbrechen könne, um eine völlig legal erworbene Sammlung wertvoller Emaille-Dosen aus dem frühen 19. Jahrhundert zu entwenden. Ihre Miene hellte sich auf: Das würde Spaß machen.
    Ihr war klar, dass sie mit Andrew darüber reden sollte. Aber sie wusste auch genau, wenn sie ihn jetzt anriefe, würde er ihr nur erklären, sie solle sich nicht lächerlich machen und die Finger von der Geschichte lassen. Er war ganz gut darin, ihre verrückteren Ideen ein wenig abzumildern. Sie würde ihm ein üppiges Mahl kochen, und beim Essen würde er so lange auf sie einreden, bis sie sich seiner Ansicht anschloss. Und dann würde ihr Leben weitergehen wie immer. Plötzlich sah sie Camilla und Carey vor sich, die vergnügt lachend durch Camillas Wohnzimmer tanzten.
    Sie ließ den Telefonhörer, wo er war.

5. KAPITEL
    D
    er nächste Morgen war zwar trocken, aber in der Nacht musste es geregnet haben, denn der Hochwasserspiegel schien noch gestiegen zu sein. Möwen segelten im Tiefflug über das Gelände, das die Fridesley-Entwicklungsgesellschaft für ihre kostspieligen Erschließungspläne vorgesehen hatte.
    Der Lauftreff Fridesley wärmte sich in der Rosamund Road neben der Schranke zum Sportplatz auf. Kate und Camilla liefen bis zum Ende der Straße und wieder zurück, um sich warm zu halten. Zwar war es für die Jahreszeit ungewöhnlich mild, aber am Himmel zeigte sich gerade erst der erste graue Morgenschein.
    »Höchste Zeit, dass du deine Nase endlich mal vom Computer wegkriegst und mit eigenen Augen siehst, was sich in dieser Welt hier abspielt«, grantelte Camilla.
    »Dann erklär mir bitte endlich, was die Fridesley-Entwicklungsgesellschaft vorhat«, sagte Kate, die sehr gut wusste, dass Camilla nicht zu halten war, wenn sie erst einmal pädagogisch wurde. »Ich habe gehört, der Erschließungsplan sei abgelehnt worden. Ist ihnen damit nicht der Wind aus den Segeln genommen?«
    »Der Auftraggeber hat Einspruch gegen die Ablehnung eingelegt. Die ›Freunde‹ tragen jetzt alles zusammen, was sie gegen den Einspruch vorbringen können. Die Ausschüsse müssen nun sowohl die wahrscheinliche Zunahme des Straßenverkehrs in diesem Sektor berücksichtigen als auch das Erscheinungsbild der Umgebung und die mögliche Auswirkung auf den öffentlichen Nahverkehr. Und deshalb hoffen wir auch, den Fall zu gewinnen. Die breite Öffentlichkeit interessiert das zwar zunächst weniger, aber die Leute würden die Veränderungen schnell bemerken, wenn Grant Erfolg haben sollte.«
    »Muss denn in einem
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