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Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Brownlee
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Jake gab offen zu, dass er keine Ahnung von Literatur hatte, aber Harry versicherte ihm, dass jeder von ihnen, ob er nun aus den USA oder der Ukraine anreiste, sich vorkam wie Ernest Hemingway in Person. Und bei ihrer Heimkehr hatte sich jedes noch so mickrige Fischchen in einen zweihundert Pfund schweren Marlin verwandelt. Harry war ein belesener Mann, und Jake widersprach ihm nicht. Doch solange die Ernies zahlten, war es Jake egal, wie er sie nannte.
    Er griff in die Tasche seiner Shorts und ließ einen Stapel Banknoten auf den Tisch plumpsen. »Sie haben alles gleich bezahlt, und zwar in bar.«
    Harry rieb sich die Hände und legte das Geld in eine Blechdose. »Gott segne Amerika.«
    Dann deponierte er die Dose in einen Bodensafe, stand auf und rieb sich sein schmerzendes Kreuz. Seit Jake zurückgekommen war, war mit seinem Partner irgendetwas nicht ganz in Ordnung. Er war zwar zum Witzeln aufgelegt und großmäulig wie immer, aber das war Harrys Standardeinstellung. Jake kannte ihn lang genug, um zu merken, wann er ihm etwas verheimlichte.
    »Was ist denn los, Harry?«
    »Häh?«
    »Jetzt spuck’s schon aus.«
    Einen Moment überlegte Harry, ob er die Maskerade aufrechterhalten sollte, aber dann zeichnete sich auf seinem Gesicht doch resignierte Müdigkeit ab. »Ach, Mann, Jake. Ich hatte gehofft, du hättest es vielleicht schon gehört.«
    »Harry …!« Jake schossen alle möglichen apokalyptischen Szenarien durch den Kopf. Hatte jemand eine Bombe gelegt? Würde es erneut Blutvergießen im ganzen Land geben? Hatte die Regierung in Nairobi das Kriegsrecht ausgerufen und allen Ausländern befohlen, sich sofort zum Teufel zu scheren?
    Harry ließ sich hinter den Schreibtisch plumpsen und nahm seine Kappe ab. »Es geht um Dennis Bentley.«
    Jake musste vor Erleichterung fast lachen. »Um Dennis? Was ist denn mit ihm?«
    Harry deutete mit einer Kopfbewegung auf das Funkgerät neben der Tür. »Kam den ganzen Tag über Funk.«
    Jake runzelte die Stirn. »Tja, da das Funkgerät der Yellowfin nach wie vor kaputt ist, kannst du wohl davon ausgehen, dass ich keinen Schimmer habe. Was ist denn mit Dennis passiert?«
    »Na ja, das ist es ja gerade, Kumpel.« Harry zuckte mit den Achseln. »Keiner scheint es zu wissen.«

3
    V om erhöht gelegenen dritten Abschlag des Monte- Julia-Golfplatzes konnte Norrie Barclay gut und gerne fünfzig Kilometer über die kahlen, trockenen Ausläufer der Serr-de-Ronda-Berge hinausblicken, bis zum verschwommen erkennbaren rauchblauen Mittelmeer. An einem klaren Tag konnte man sogar noch weiter sehen, bis nach Gibraltar, das achtzig Kilometer weiter südlich vorragte wie ein schwarzer Zahn.
    Was Norrie jedoch völlig egal war. Der einzige Ausblick, der ihn jetzt interessierte, war der in die steile Schlucht, die das Tee von dem taschentuchgroßen Grün in zweihundert Meter Entfernung trennte. Dieses gnadenlose Miststück hatte schon drei seiner Titleist-Bälle geschluckt und seine Scorekarte ruiniert. Jeder andere wäre in so einem Moment einfach gegangen – aber nicht so Norrie Barclay. Da gab es ja immer noch das unerhebliche Thema Stolz. Nach sorgfältigen Überlegungen wählte er ein Eisen 6 aus seiner Golftasche, holte noch einen Titleist aus dem Behälter und näherte sich dem Abschlag.
    »Na los, Norrie! Diesmal schaffst du’s!«
    Norrie drehte sich um und lächelte seinen Golfpartner an, der im Schatten des Golfbuggys fläzte.
    »Den dresch ich jetzt da rüber, Mann«, verkündete er zuversichtlich.
    Der andere zog eine Flasche San Miguel aus einer Kühltasche, die hinten am Buggy befestigt war, und nahm einen tiefen Schluck. Er war schlank, und Norrie schätzte ihn auf Anfang dreißig. Er trug eine lange Hose und ein kastanienbraunes Golfhemd. Norrie Barclay kannte ihn als Whitestone, aber er wusste nicht, dass Whitestone viele Namen hatte.
    »Ich trink auf dein Glück beim vierten Mal«, sagte Whitestone und prostete ihm mit der Flasche zu.
    Arrogantes Arschloch, dachte Norrie, als er die Spitze seines Tees in die steinharte Erde bohrte. Nur weil seinem Gast aus purem Glück ein Drive gelungen war, mit dem er den Ball bis auf anderthalb Meter vors Loch befördert hatte, hielt er sich für einen gottverdammten Tiger Woods. Aber im nächsten Moment tadelte Norrie sich selbst für solche Gedanken. Es gab keinen Grund, so gereizt zu sein. Alles in allem war Whitestone ein anständiger Kerl. Sicherlich ein bisschen seltsam. Manchmal vielleicht ein bisschen … intensiv  – und
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