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Mord im Dirnenhaus

Mord im Dirnenhaus

Titel: Mord im Dirnenhaus
Autoren: Petra Schier
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einen Haushalt alleinegeführt und ebenso die Apotheke, wenn es meinem Vater nicht gutging. Würdet Ihr also bitte endlich sagen, worum es geht?»
    «Natürlich.» Der Ratsherr schien sich immer unwohler zu fühlen. «Aber ich weiß wirklich nicht, ob Magister Burka damit einverstanden wäre. Ich …» Als er ihren strengen Blick sah, zuckte er mit den Schultern. «Es hat vor zwei Tagen einen Mord gegeben.»
    «Ich habe davon gehört», sage Adelina. «Die Leute sagen, dass ein Ratsherr getötet wurde.»
    «Ja. Thönnes van Kneyart, der Goldschmied. Er wurde vergiftet.»
    «Und warum kommt Ihr damit zu mir?» Adelina hob spöttisch die Brauen. «Oder glaubt Ihr wieder einmal, ich habe ihm das Gift verabreicht?»
    «O nein, Gott bewahre!» Reese hob abwehrend die Hände. «Ganz gewiss nicht. Dennoch habe ich gehofft, dass Ihr mir bei der Aufklärung der Sache behilflich sein könnt. Allerdings …», wieder hielt er inne und wischte sich umständlich den Schweiß von der Stirn. «Warm habt Ihr es hier drin.» Auf ihr Stirnrunzeln hin nickte er. «Also, die Sache ist die, dass Ihr Stillschweigen über die Angelegenheit bewahren müsst. Van Kneyart hat sich nämlich an einem denkbar ungünstigen, will sagen unziemlichen Ort umbringen lassen.»
    «Tatsächlich?» Um Adelinas Mundwinkel zuckte es. «Ist bei Mord nicht ein Ort so unziemlich wie der andere?»
    «In diesem Falle nicht. Er befand sich nämlich zum Zeitpunkt seines Ablebens in der Schwalbengasse, genauer gesagt im Haus
Zur schönen Frau

    «In dem Hurenhaus?», fragte Adelina gelassen. Ihr war klar, dass Männer unterschiedlichster Schichtendas Dirnenhaus aufsuchten, interessierte sich aber nicht für die heimlichen Vergnügungen der Reichen und Mächtigen.
    «Wie es aussieht, starb er mitten während des …»
    «Ich verstehe.» Nun lächelte Adelina. So fahrig und unbeholfen hatte sie den Ratsherrn noch nie erlebt, war er doch sonst ein Respekt einflößender Mann, der unnahbar wirkte und meist eine gewittrige Miene zur Schau trug. «Und woran ist er nun gestorben?»
    «Eisenhut. Wir haben die Dirne, die bei ihm war, festgesetzt und befragt. So, wie sie es beschrieben hat, kann es sich kaum um etwas anderes gehandelt haben.»
    Adelina schnalzte.
    «Ein sehr unangenehmes Gift. Brennen und Kribbeln im Mund, das sich schnell über Arme und Beine ausbreitet. Schweißausbrüche, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, zum Schluss Atemstillstand», zählte sie auf. Reese zuckte zusammen, nickte aber.
    «Ein gefährliches, aber leicht zugängliches Gift.»
    «In Italien ist es sehr beliebt, sagt mein Gemahl.» Adelina stützte sich auf der Theke ab. «Aber auch hierzulande findet man es nicht selten. Nun weiß ich aber noch immer nicht, wie ich Euch helfen kann.»
    «Ich muss wissen, wo hier in der Gegend Eisenhut zu finden ist und wie es in den Magen des Opfers gelangt ist.»
    «Wo man Eisenhut findet, kann ich nicht sagen, dazu müsste ich meine Sammelfrauen befragen. Verabreicht wird es normalerweise über das Essen oder als Essenz in Wein oder Bier.»
    «Wir haben das Essen, das van Kneyart in dem Hurenhaus angeboten wurde, beschlagnahmt, ebenso den Wein. Beides haben wir einem Straßenköter gegeben,aber er lebt noch. Das kann es also nicht gewesen sein. Außerdem beteuert die Dirne, dass sie ebenfalls davon gegessen habe.»
    «Und sonst hat er nichts zu sich genommen?»
    «Soweit wir wissen, nicht», bestätigte Reese.
    «Eisenhut ist ein schnell wirkendes Gift», erklärte Adelina mit Bestimmtheit. «Die ersten Symptome treten schon nach wenigen Minuten auf. Er muss noch etwas anderes gegessen haben.»
    «Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit? Würdet Ihr Euch dieser Frage annehmen? Ich wäre Euch sehr dankbar.»
    Adelina verschränkte die Arme vor dem Leib. «Ich kann mich umhören, aber versprecht Euch nicht zu viel davon. Ich glaube nicht, dass es noch andere Wege gibt, jemanden damit zu vergiften. Versucht lieber herauszufinden, was der Mann sonst noch gegessen oder getrunken haben könnte.»
    Reese nickte erneut und trat zur Tür. «Was Eure Sammelweiber angeht …»
    «Ich befrage sie», versprach Adelina. «Wie kann ich Euch erreichen?»
    «Ich komme in ein oder zwei Tagen wieder her, wenn es Euch recht ist. Gehabt Euch wohl und grüßt Euren Vater von mir. Und Euren Herrn Gemahl, falls er bis dahin schon wieder im Lande ist.»
    «Natürlich.» Adelina sah ihm durch das Fenster nach, wie er zielstrebig über den Alter Markt schritt und kurz darauf in
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