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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv
Autoren: John Maddox Roberts
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Füßen landete. Im nächsten Augenblick kam er grinsend auf uns zu. Sogar seine Zähne waren makellos. Wie schlecht die Götter es, was seine Abstammung anging, auch mit ihm gemeint hatten - bei seinen physischen Merkmalen hatten sie alles wieder gutgemacht.
    »Sei gegrüßt, Praetor! Welch angenehme Überraschung, dich schon heute hier empfangen zu dürfen! Ich bin Gelon, der Sohn von Gaeto, einem Händler aus Baiae. Herzlich willkommen in Kampanien.« Bei diesen Worten senkte er höflich das Haupt, eine Gebärde, die kein Römer macht, die aber würdevoll wirkte und nichts von der kriecherischen Unterwürfigkeit der orientalischen Verbeugung hatte. »Auch dich heiße ich herzlich willkommen, hochverehrte Julia aus dem Hause Caesars, und dich, wundervolle Antonia, und dich, die andere Julia, deren Spitznamen ich noch erfahren muss, und natürlich euer gesamtes Gefolge. Nochmals herzlich willkommen!«
    Die Frauen fühlten sich geschmeichelt und gurrten wie gezähmte Täub-chen. So viel zur patrizischen Würde.
    »Du bist ungewöhnlich gut informiert«, stellte ich fest.

    »Ein paar Männer, die für meinen Vater arbeiten, sind zufällig gestern aus Capua zurückgekehrt. Sie haben an der Zeremonie teilgenommen, mit der die Bewohner Capuas euch geehrt haben.«
    »Das erklärt natürlich alles. Vielen Dank für die ausgesprochen zuvorkommende Begrüßung, Gelon. Wir freuen uns sehr auf unsere Zeit im schönen Südkampanien.«
    »Falls du dir die Sehenswürdigkeiten der Umgebung ansehen möchtest, Praetor, wäre es mir eine Ehre und ein Vergnügen, dein Reiseführer zu sein.«
    »Danke«, entgegnete ich. »Vielleicht komme ich auf das Angebot zurück.« Hinter mir vernahm ich missbilligende Äußerungen der engstirnigeren Mitglieder meines Gefolges.
    Schließlich war Gelon der Sohn eines Sklavenhändlers und obendrein noch Ausländer. Aber das interessierte mich nicht.
    Ich verfügte über das Imperium und konnte tun und lassen, was ich wollte. Julia würde ich allerdings im Auge behalten müssen.
    »Was habt ihr hier zu suchen?«, rief plötzlich ein glatzköpfiger Mann mit weißem Bart entrüstet zu uns herüber.
    Nach seiner weißen Robe und dem Lorbeerkranz auf seinem Kopf zu urteilen, handelte es sich um Diocles, den Apollopriester.
    »Ich habe das Recht, mich hier aufzuhalten«, stellte ich klar.
    »Ich bin der neue Praetor Peregrinus.«
    »Nicht du!«, schrie er und zeigte mit seinem dürren Finger auf Gelon. »Der da! Dieser afrikanische Sklavenverkäufer! Er beschmutzt das heilige Anwesen des Apollotempels.«
    Ich war mir natürlich sehr wohl darüber im Klaren, dass er nicht mich gemeint hatte, aber ich wollte mir den kleinen Spaß nicht entgehen lassen. »So schlimm kann der Junge doch auch nicht sein. Immerhin können seine Pferde es ohne weiteres mit denen des Apollo selbst aufnehmen. Können so prächtige Tiere wirklich einem Mann gehören, den du nicht für würdig erachtest, sich den Tempelanlagen zu nähern?«
    Der Priester versuchte sich zu beruhigen und seine Würde zurückzuer-langen. »Der verehrte Praetor beliebt zu spaßen, wie es scheint. Aber du musst wissen, dass dieser Halunke von niederer Geburt jede Gelegenheit nutzt, sich an meine Tochter heranzumachen.« Er bedachte die hübsche junge Frau mit einem bösen Blick, woraufhin diese kurz die Augen senkte, nur um dem attraktiven Gelon gleich darauf einen weiteren bewundernden Blick zuzuwerfen.
    »Meiner Meinung nach spricht das lediglich für den guten Geschmack des jungen Mannes«, stellte ich fest. Schließlich schaltete Julia sich ein, um die Wogen zu glätten, eine Aufgabe, die sie relativ häufig für mich übernahm.
    »Ehrwürdiger Diocles«, begann sie, während sie neben ihn trat und ihm zur Beruhigung eine Hand auf den Arm legte, »bitte, verzeihe die Leichtfertigkeit meines Mannes. Er ist ein sehr ernst zu nehmender Mann, aber leider nur vor Gericht.
    Ansonsten ist er immer zu Scherzen aufgelegt. Allerdings muss ich sagen - der junge Gelon hat uns sehr zuvorkommend begrüßt. Deshalb bitte ich dich - trübe unsere Ankunft nicht mit Groll und Bitterkeit.«
    Ich hatte eigentlich nichts gegen ein bisschen Unfrieden einzuwenden. So etwas brachte Leben in den Alltag. Doch der alte Mann gab sich wohlwollend geschlagen. »Nichts liegt mir ferner, als euch die Ankunft zu verderben. Euren Aufenthalt in Kampanien sollt ihr in bester Erinnerung halten. Gorgo!«, brüllte er im nächsten Augenblick. »Geh zurück in den Tempel!«
    Das Mädchen
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