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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv
Autoren: John Maddox Roberts
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persönlichen Diener. Ich verspreche, alles zu tun, um euch euren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.«
    Er machte uns mit der Haushälterin bekannt, einer furchterregenden Frau mit unbarmherzigen Gesichtszügen, an deren Gürtel diverse Schlüssel hingen. Dann stellte er uns die wichtigsten Bediensteten vor, die meisten von ihnen freigelassene Frauen und Männer. Bei den Übrigen wies er nur kurz darauf hin, welche Aufgaben sie verrichteten.
    Während unsere eigenen Sklaven gemeinsam mit denen des Anwesens die Räume für uns herrichteten, machten wir eine Besichtigungstour. Wir Metelli waren zwar auch nicht gerade arme Schlucker, aber es gab einfach zu viele von uns, als dass meine Familie ein so immenses Vermögen in ein einziges Landgut hätte stecken können. Im Grunde gab es in ganz Rom höchstens eine Handvoll Männer, die über so prachtvolle Besitztümer verfügten wie Hortensius Hortalus, und die Villa Hortensia war nur eines seiner diversen luxuriösen Landhäuser.
    Allein die Sammlung griechischer Skulpturen raubte einem den Atem; die meisten standen in speziell für ihre Zurschaustellung kunstvoll angelegten Gärten. Sogar drei Originale von Praxiteles waren dabei, eine davon die unvergleichliche Skulptur der drei Grazien. Ich hatte schon etliche Nachbildungen dieses großartigen Kunstwerks gesehen, doch hier handelte es sich zweifellos um das Original.
    Wir bestaunten auch die riesigen Fischteiche, für die Hortalus eine echte Leidenschaft entwickelt hatte. Er hatte umfangreiche Bücher zu dem Thema geschrieben und mit seinem Freund Philippus gewetteifert, der sich mit gleicher Inbrunst der Fischzucht verschrieben hatte. Die Damen unseres Gefolges waren von den grotesk fetten Fischen entzückt, die sich, als wir uns den Teichen näherten, hungrigen Vogelküken gleich mit weit aufgerissenen Mäulern am Beckenrand sammelten, um gefüttert zu werden. Für diejenigen, denen es Vergnügen bereitete, die bettelnden Fische zu verköstigen, standen Behälter mit Futter bereit. Julia und ihre Freundinnen warfen so dicke Brocken ins Wasser, dass sie damit ein ganzes Rudel Löwen hätten sättigen können. Als sie vom Füttern genug hatten, setzten wir den Rundgang fort.
    »Gestattest du mir eine Frage, Praetor?«, bat Annius feierlich.
    »Ich wüsste gern, in welchem Zustand sich mein Patron befand, als du ihn zum letzten Mal gesehen hast.« Wir spazierten gemächlich auf den Tempel zu.
    »In einem sehr schlechten, muss ich leider gestehen«, erwiderte ich. »Ihr müsst mit dem Schlimmsten rechnen. Aber«, fügte ich wohlwollend hinzu, »ich habe durchaus Grund zu der Annahme, dass euer Patron ausgezeichnete Vorsorge für euch getroffen hat.«
    »Was ist das für ein Tempel?«, fragte Julia. »Er ist wunderschön!«
    »Er ist dem kampanischen Apollo geweiht«, erwiderte der Gutsverwalter stolz. »Wir stehen hier vor dem ältesten griechischen Heiligtum Italias. Es wurde vor mehr als vierhundert Jahren von Kolonisten errichtet. Der ehrwürdige Hortensius hat den Erhalt und die Verschönerung des Tempels zum kostspieligsten Teil seines Lebenswerks gemacht. Er hat den abgebröckelten alten Marmor durch feinsten Marmor aus Parthien ersetzt. Die heruntergekommenen Dachziegel ließ er durch glänzende Bronze austauschen, und wann immer in dem heiligen Wäldchen ein Baum abgestorben ist, hat er umgehend von den heiligen Stätten anderer Tempel einen ausgewachsenen Baum herbeischaffen und einpflanzen lassen.«
    »Hortensius Hortalus hat sich eben nie mit halben Sachen zufrieden gegeben«, pflichtete ich dem Verwalter bei.
    »Gibt es auch einen Priester für den Tempel?«, wollte Julia wissen. »Werden hier tatsächlich noch Zeremonien abgehalten?«
    »O ja«, versicherte Annius mit Nachdruck. »In Südkampanien gibt es eine große griechische Gemeinde, und die Mitglieder haben diesen Tempel seit jeher als wichtiges Heiligtum verehrt.
    Die Apollo-Priesterschaft ist vererblich. Der derzeitige Priester ist ein direkter Abkömmling des Gründungspriesters, der seinerzeit ein Bürger Athens war. Sein Name ist Diocles.«
    In diesem Augenblick kam eine wunderschöne junge Frau aus dem Tempel, begleitet von zwei Sklavenmädchen, die lange Efeugirlanden trugen. Die junge Frau war in ein einfaches, aber elegantes, strahlend weißes Gewand gehüllt, das von einem goldenen Gürtel gehalten wurde. Unter ihrer sorgfältigen Aufsicht schmückten die Mädchen den Altar mit dem Efeugeranke.
    »Das ist Gorgo«, erklärte der
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