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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv
Autoren: John Maddox Roberts
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heißt, dass sie sich an dich erinnern werden, und das wird dir eines Tages von großem Nutzen sein. Jetzt hör mal zu, mein Junge! Ich wünschte, ich könnte noch viele Plauderstündchen mit dir halten, aber leider bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Ich habe ein Landhaus in Kampanien, in der Nähe von Baiae.«
    »Das ist allgemein bekannt«, entgegnete ich.
    »Im Augenblick steht das Haus leer. Wie es aussieht, brauchst du ja wohl eine Unterkunft, wenn du dich in der Gegend aufhältst, und es wäre sicher keine gute Idee, die Gastfreundschaft der lokalen Honoratioren anzunehmen. Wenn einer dieser Männer eines Tages vor deinem Gericht landet, erwartet er als Gegenleistung eine Sonderbehandlung, das ist so klar wie Jupiter lüstern ist. Glaub mir, ich weiß, wie so etwas läuft. Was hältst du davon, in meinem Haus zu wohnen?«
    »Das ist sehr großzügig«, erwiderte ich begeistert. Die Idee war mir nämlich auch schon gekommen.
    »Wunderbar.« Er grübelte eine Weile vor sich hin. »Weißt du, ich habe niemanden, dem ich das Anwesen vererben kann.
    Wenn es dir also … ach, guck einfach, ob es dir gefällt.«
    Spätestens da hatten sich all meine aus früheren Zeiten herrührenden Animositäten gegen Hortensius Hortalus in nichts aufgelöst. In jeder anderen Situation wäre ich misstrauisch gewesen, schließlich ist das Versprechen eines Erbes bekanntermaßen eine klassische Methode der Bestechung. Aber es bestand kein Zweifel, dass der alte Mann bald sterben würde und von mir nichts mehr zu erwarten hatte. Also stammelte ich ein paar Dankesworte und ging zur Tür. Draußen wartete mindestens die Hälfte aller angesehenen Männer Roms, um Hortensius Hortalus, der einer der herausragendsten Senatoren seiner Zeit gewesen war, ein letztes Mal die Ehre zu erweisen.
    Doch bevor ich die Tür erreichte, rief er mich noch einmal zurück.
    »Decius!«
    Ich drehte mich um. »Ja, Quintus Hortensius?«
    »Bleib mit deiner Frau zusammen!«
    »Meinst du Julia?«, fragte ich vollkommen baff.

    »Wen sollte ich sonst meinen? Sie ist nicht nur eine äußerst charmante Frau - vor allem ist sie eine Angehörige der Familie Caesars, und ihr Onkel Julius ist der kommende Mann. Alle anderen kannst du vergessen, egal, was deine Familie sagt! Dass du mit seiner Nichte verheiratet bist, könnte dir eines Tages das Leben retten.«
    »Ich habe nicht vor, sie zu verlassen«, beruhigte ich ihn, doch da war er bereits eingenickt. Selbst alte Männer auf dem Sterbebett redeten von Julius Caesar.
    Während wir jetzt auf das Hauptgebäude zuspazierten, erfreute ich mich an der Vorstellung, dass dieses enorme Anwesen eines Tages womöglich mir gehörte. Zwischen den Hermen waren entlang des Weges zu Ehren unserer Ankunft frische Girlanden gespannt. Ich hatte wohlweislich einen Läufer vorausgeschickt, damit das Personal die entsprechenden Vorbereitungen für unser Eintreffen vornehmen konnte.
    Unangekündigt auf einem solchen Anwesen zu erscheinen ist nie eine gute Idee. Man bekommt dann nur einen Eindruck davon, wie es aussieht, wenn der Herr nicht anwesend ist.
    Vor dem Haus erwarteten uns mindestens hundert Sklaven, was für ein solches Anwesen das absolute Minimum an Personal war. Wenn er selbst zugegen war, ließ sich ein Mann, der so reich war wie Hortalus, von fünfhundert Haussklaven umsorgen, und auf den Feldern arbeiteten noch mal ein paar Tausend.
    »Willkommen, Praetor! Willkommen!«, riefen die gut erzogenen Sklaven im Chor. »Frohgemuter und gnädiger Senator, verehrte Dame, ein dreifaches Willkommen in der Villa Hortensia! Ehre dem Praetor Decius Caecilius Metellus dem Jüngeren! Evoi! Evoi!«
    »Du meine Güte!«, staunte Julia. »So einen Empfang hatte ich nun wirklich nicht erwartet.«
    »Immerhin hat der alte Hortalus die angesehensten Männer Roms empfangen«, erklärte ich ihr. »Von ausländischen Königen und Prinzen ganz zu schweigen. Wahrscheinlich hat er extra einen griechischen Zeremonienmeister kommen lassen, der seinen Sklaven diese feierliche Prozedur eingepaukt hat.« Doch auch ich fühlte mich angenehm geschmeichelt.
    Ein großer, Würde ausstrahlender Mann trat hervor. Er hielt einen Stab in der Hand, der seine herausgehobene Stellung erkennen ließ. »Sei gegrüßt, Praetor, sei gegrüßt, verehrte Dame, ich bin Annius Hortensius, Freigelassener des angesehenen Hortensius Hortalus und Verwalter der Villa Hortensia. Ich heiße euch herzlich willkommen. Bitte fühlt euch hier wie zu Hause und betrachtet mich als euren
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