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Monty Vampir

Monty Vampir

Titel: Monty Vampir
Autoren: Grit Poppe
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beleuchteten Behausungen hinein. Oh, wie grell kam ihm dieses Licht vor! Wie sollte er in dieser Helligkeit den passenden Menschen entdecken? In der Dunkelheit fanden sich seine Augen viel besser zurecht.

    Die meisten der Bewohner hockten vor flimmernden Kisten, vor dem Fernseher oder dem Computer. Es war fast wie in der Seemannskiste seines Bruders. Monty hatte mit Moreno schon einige Vampirfilme auf dem Laptop gesehen. Ein paar davon waren spannend, aber leider auch völlig verrückt. Die Menschen, die sich diese Geschichten ausdachten, schienen Vampire für blutrünstige Monster zu halten.

    Dabei waren Vampirbisse eigentlich recht harmlos. Das Opfer wunderte sich am Morgennur über die dicken, geschwollenen »Mückenstiche« am Hals. Und dass sich menschliche Wesen schon nach dem ersten Biss in Vampire verwandelten, kam eher selten vor.
    Nur in Vollmondnächten bestand eine gute Chance, sich so holterdiepolter in einen Untoten zu verwandeln. Oder auch wenn man von einem Verwandten gebissen wurde. Aber statt dies als Gelegenheit zu sehen, die Unsterblichkeit zu erlangen, fürchteten sich die Leute davor. Wie komisch diese Menschen doch waren! Monty kicherte nervös vor sich hin. Und jetzt musste er sich endlich einen von ihnen aussuchen! Bloß welchen?
    Weit oben, hinter einem Fenster eines Hochhauses, flackerte nur ein schwacher Schimmer. Keine grelle Lampe brannte, kein Fernseher verströmte sein künstliches Licht.
    Neugierig flog Monty näher.
    Zum Glück gab es einen Balkon, auf dem er landen konnte. Er krabbelte unter einen Plastiktisch und versteckte sich dort. Hinter der Scheibe entdeckte er eine merkwürdige, weiße Gestalt. Die Augen des fremden Wesens glühten, genau genommen war es nur ein Auge. Und es starrte ihn an!

    Montys Herz machte einen Sprung vor Schreck. Doch gerade als er fliehen wollte, passierte etwas Seltsames. Die weiße Haut rutschte von dem Wesen ab und zum Vorschein kam: ein Mädchen. Ein Menschenmädchen, ungefähr in seinem Alter – wenn man einmal von den hundert Jahren absah, die er schon sieben Jahre alt war.

    Monty seufzte erleichtert. Das Kind dort hatte sich nur verkleidet! Und er war darauf hereingefallen! Nur gut, dass ihn niemand beobachtete. Auch das Mädchen schien ihn nicht zu sehen. Sie hüpfte in dem Zimmer herum, mit der Taschenlampe in der einen und dem Laken in der anderen Hand.
    Monty beobachtete sie und leckte sich die Lippen. Normalerweise müsste er jetzt Appetit auf Menschenblut bekommen. Aber er spürte nichts, obwohl er noch nicht mal gespätstückt hatte. In der Aufregung hatte er vergessen, seinen geliebten Saft zu trinken. Aber die Idee, ein Mädchen in seinem Alter zu beißen, gefiel ihm eigentlich ganz gut.

    Falls sie ein Vampir wurde, konnte er sie in die Fabrik mitnehmen, und sie müsste nachts mit ihm Vampirnopoli spielen oder Vampir ärgere Dich endlich . Natürlich würde er sieseiner Familie vorstellen und ihr all die Räume der alten Fabrik zeigen, auch das finstere Kellergewölbe seiner Großeltern mit den verstaubten Urnen und den grinsenden Totenköpfen. Er würde ihr sogar helfen, einen passenden Sarg auszusuchen und ihn gemütlich einzurichten, ganz nach ihrem Geschmack. Monty träumte noch vor sich hin, als plötzlich die Balkontür aufgerissen wurde.

    »Ist da jemand?«, rief das Mädchen laut.
    Im Nu schlug Monty den Umhang über seinen Kopf. Aber natürlich nützte ihm das nichts. Der Balkon war klein und der Tisch diente so wenig als Versteck, wie eine Fledermaus zum Reiten taugte. Also gar nicht.
    »Bist du ein Einbrecher? Wenn du ein Einbrecher bist, muss ich jetzt laut schreien«, erklärte das Mädchen.
    Monty lüftete seinen Umhang und schüttelte den Kopf.

    Das Mädchen starrte ihn neugierig an. »Aber wer bist du dann?«
    Monty schwieg einen Moment verwirrt. Was sollte er tun? Aufspringen und davonfliegen? Oder sie anfallen und beißen? Verunsichert blickte er in den Himmel hinauf. Der halbe Mond war noch immer zu sehen. Er musste den richtigen Zeitpunkt abwarten. Ohne den richtigen Zeitpunkt war alles umsonst.
    »Sag es oder ich schreie!«, forderte das Mädchen. »Wer bist du und was soll dein komisches Kostüm bedeuten?«
    »Ich bin ein Vampir«, flüsterte Monty. Etwas Besseres als die Wahrheit fiel ihm im Moment nicht ein.
    Das Mädchen musterte ihn verblüfft. Dann lachte sie.
    »Ein Vampir bist du, so, haha, da hab ich schon bessere Witze gehört.«
    Monty lächelte verlegen. Er wusste, dassdie meisten Menschen nicht
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