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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
Autoren: Robin Cook
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zurückzog. Für fünf Minuten kehrte wieder Frieden ins Schlafzimmer ein, und Jacks Atem wurde so ruhig und tief wie vorher. Dies gehörte zum morgendlichen Standardablauf, den Laurie nie mitbekam, weil Jack immer schon vor ihr aufstand. Laurie war ein Nachtmensch und liebte es, abends im Bett noch zu lesen, und oft blieb sie länger auf, als ihr gut tat. Fast vom ersten Tag ihrer wilden Ehe an hatte Laurie sich angewöhnt, nicht auf den Wecker zu achten, weil sie wusste, dass Jack ihn nie überhörte.
    Als er das zweite Mal losging, schaltete Jack ihn ab, warf die Decke zurück und kehrte Laurie den Rücken zu, als er sich aufsetzte und die Füße auf den Boden stellte. Sie beobachtete ihn, wie er sich streckte, hörte ihn gähnen, während er sich die Augen rieb. Schließlich stand er auf und ging barfuß ins Badezimmer, ohne sich darum zu scheren, dass er nackt war. Laurie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah ihm hinterher, und obwohl sie sich ärgerte, freute sie sich über den Anblick. Sie hörte, wie er pinkelte und die Spülung betätigte. Als er zurück und auf Lauries Seite kam, um sie zu wecken, rieb er sich wieder die Augen.
    Jack streckte die Hand nach Lauries Schulter aus, um sie wie gewöhnlich zu schütteln, zuckte aber zurück, als er sah, dass sie ihn bereits verärgert und entschlossen anblickte.
    »Du bist ja wach!«, stellte er mit hochgezogenen Augenbrauen fest. Er wusste sofort, dass etwas nicht stimmte.
    »Ich habe seit unserem kleinen mitternächtlichen Stelldichein nicht mehr geschlafen.«
    »War es denn so gut, hm?« Er hoffte, dass er ihren offensichtlichen Groll mit Humor vertreiben konnte.
    »Jack, wir müssen reden«, forderte Laurie mit ausdrucksloser Stimme und hielt sich die Decke vor die Brust, als sie sich aufsetzte und Jack kämpferisch anschaute.
    »Tun wir das nicht gerade schon?«, fragte Jack. Ihm war sofort klar, was Laurie auf der Seele lag. Gerade deswegen konnte er sich mit seinem Sarkasmus nicht zurückhalten, obwohl er wusste, dass dieser Tonfall kontraproduktiv war. Sarkasmus war ein Schutzmechanismus, den er sich während der letzten zehn Jahre angewöhnt hatte.
    Laurie wollte darauf schon etwas erwidern, doch Jack hielt nur seine Hand hoch. »Tut mir Leid. Ich möchte nicht unsensibel klingen, aber ich fürchte, ich weiß schon, worauf dieses Gespräch hinauslaufen soll. Tut mir Leid, Laurie, aber dafür ist jetzt keine Zeit. Wir müssen in einer Stunde im Institut sein, und wir müssen noch duschen, uns anziehen und was essen.«
    »Jack, dafür ist nie Zeit.«
    »Gut, dann lass es mich so sagen: Dies ist vielleicht der schlechteste Moment für ein ernstes, gefühlsbeladenes Gespräch. Es ist Montagmorgen halb sieben, wir haben ein herrliches Wochenende verbracht und wir müssen zur Arbeit. Falls dir das Thema schon vorher auf der Seele gebrannt haben sollte, so hätte es während der letzten Tage ein Dutzend Gelegenheiten gegeben, darüber zu reden, und dann hätte ich es gern mit dir getan.«
    »So ein Quatsch! Jetzt kapier das doch endlich! Du willst nie darüber reden, Jack. Ich werde am Donnerstag dreiundvierzig. Dreiundvierzig! Ich kann mir den Luxus, geduldig zu sein, nicht länger leisten. Ich kann nicht warten, bis du entscheidest, was du tun willst. Bis dahin sind meine Wechseljahre rum.«
    Eine ganze Weile blickte Jack nur in Lauries blaugrüne Augen. Es war klar, dass sie sich nicht so leicht abspeisen lassen würde. »Also gut«, sagte er, stieß hörbar die Luft aus und blickte hinunter zu seinen nackten Füßen. »Wir werden heute Abend beim Essen darüber reden.«
    »Ich muss aber jetzt mit dir darüber reden!«, widersprach Laurie mit Nachdruck und streckte die Hand nach Jacks Kinn aus, um seinen Kopf zu heben, damit sie ihm in die Augen blicken konnte. »Ich habe über unsere Situation nachgedacht, während du geschlafen hast. Das Gespräch zu verschieben, kommt nicht in Frage.«
    »Laurie, ich muss jetzt ins Bad und duschen. Ich habe doch schon gesagt, dass im Moment keine Zeit zum Reden ist.«
    »Ich liebe dich, Jack«, begann sie, nachdem sie seinen Arm gepackt hatte, um ihn am Gehen zu hindern. »Aber ich brauche mehr. Ich will heiraten und eine Familie haben. Ich will an einem Ort leben, der besser ist als dieser hier.« Sie ließ Jacks Arm los und deutete mit ihrer Hand im Zimmer umher – auf die abblätternde Farbe, die nackte Glühbirne, das Bett ohne Kopfteil, die zwei Nachttischchen aus umgedrehten Weinkisten, den Schreibtisch.
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