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Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels

Titel: Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
Autoren: Robin Cook
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Zellkernmaterial miteinander. Daraus wurden die erforderlichen sechsundvierzig Chromosomen einer menschlichen Körperzelle gebildet. Die Eizelle hatte sich zu einer Zygote gewandelt. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden würde sie sich teilen, was den ersten Schritt in einer Abfolge von Ereignissen darstellte, die in zwanzig Tagen einen Embryo entstehen lassen würde. Ein Leben hatte begonnen.
     
    Bei dem Ereignis auf Molekularebene ging es um die gewaltsame Injektion eines Klumpens von mehr als einer Billion Kaliumchlorid-Molekülen, eines einfachen Salzes, aufgelöst in sterilem Wasser in der Menge eines Schnapsglases, in eine periphere Armvene. Die Wirkung trat fast schlagartig ein. Durch passive Diffusion drangen die leidenschaftslosen Kaliumionen in das Innere der Venenzellen und brachten die elektrostatische Spannung aus dem Gleichgewicht, die zum Leben und Funktionieren notwendig war. Empfindliche Nervenenden zwischen den Zellen warnten das Gehirn in dringlichen Schmerzbotschaften vor einer bevorstehenden Katastrophe.
    Schon nach wenigen Sekunden strömten die Kaliumionen durch die dicken Venen bis ins Herz, wo sie mit jedem Schlag hinaus in das weit verzweigte Arteriennetz gepumpt wurden. Obwohl die Konzentration immer mehr abnahm, war sie für die Zellen immer noch zu hoch. Besonders betroffen waren diejenigen Zellen des Herzens, die für die Auslösung eines Herzschlags verantwortlich waren, diejenigen des Hirnstamms, mit denen der Atemreflex ausgelöst wurde, sowie die Nerven und Muskelspindeln, mit deren Hilfe Nachrichten transportiert werden. Deren Funktionen brachen zusammen, die Herzschläge wurden schwächer und ihre Rate nahm rapide ab, die Atmung wurde flach, und die Sauerstoffversorgung reichte nicht mehr aus. Wenige Augenblicke später hörte das Herz ganz auf zu schlagen, und der Zelltod erfasste den gesamten Körper und führte zum klinischen Tod. Ein Leben war verloren. In einem letzten Akt gaben die sterbenden Zellen ihre Kaliumvorräte in das stehende Kreislaufsystem ab und erweckten so den Eindruck, als wäre diese tödliche Injektion niemals verabreicht worden.

 
Kapitel 1
     
    D as Platschen hatte etwas von einem Metronom. Im Dauerregen fielen irgendwo draußen auf der Feuerleiter die Tropfen unaufhörlich auf eine metallene Oberfläche. Für Laurie Montgomery hörte sich der Lärm in Jack Stapletons ansonsten ruhiger Wohnung fast genauso laut an wie Schläge auf eine Kesselpauke. Jeder Tropfen ließ sie schon vor seinem Auftreffen zusammenzucken. Die einzige Ablenkung während dieser langen Stunden boten der Kühlschrank, dessen Kompressor sich in regelmäßigen Abständen ein- und ausschaltete, die Heizung, die immer wieder zischend warme Luft ausstieß, und hin und wieder eine Sirene oder Hupe in der Ferne, Geräusche, die für New York so typisch waren, dass niemand sie mehr hörte. Doch Laurie hatte dieses Glück nicht. Nachdem sie sich drei Stunden lang hin- und hergewälzt hatte, reagierte sie auf jedes Geräusch um sie herum überempfindlich.
    Laurie drehte sich wieder um und öffnete die Augen. Im schwachen Licht, das seitlich an den Rollos vorbei drang, konnte sie ihren Blick durch Jacks kahle und eher düster wirkende Wohnung wandern lassen. Der Grund, warum sie hier und nicht in ihrer Wohnung übernachteten, war Lauries Schlafzimmer. Es war so klein, dass nur ein Einzelbett hineinpasste, was das gemeinsame Schlafen zum Problem machte. Und dann gab es da noch Jacks Wunsch, ständig in der Nähe seines geliebten Basketballfeldes zu sein.
    Laurie blickte zum Wecker. Je weiter der Zeiger wanderte, desto wütender wurde sie. Sie wusste, dass sie ohne ausreichenden Schlaf im Gerichtsmedizinischen Institut mit den Nerven völlig am Ende sein würde. Wie, in Gottes Namen, hatte sie bloß das Studium und die Assistenzzeit hinter sich gebracht, in der Schlafentzug auf der Tagesordnung stand? Trotzdem wusste sie, dass ihr gegenwärtiges Unvermögen, wieder einzuschlafen, nicht der einzige Grund für ihre Wut war. Eher war genau diese Wut der eigentliche Grund, der sie am Einschlafen hinderte.
    Es war mitten in der Nacht gewesen, als Jack sie unabsichtlich an ihren bevorstehenden Geburtstag erinnert und sie gefragt hatte, ob sie zur Feier des Tages etwas Besonderes unternehmen wollte. Laurie wusste, dass er – im entspannten Zustand nach dem Liebesakt – die Frage voller Unschuld gestellt hatte, doch es hatte ihre ausgeklügelte Verteidigungsstrategie erschüttert, jeden Tag nur für
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