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Monster (German Edition)

Monster (German Edition)

Titel: Monster (German Edition)
Autoren: Benjamin Maack
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Spaziergang.
    Du bist ein Erwachsener auf einem Spaziergang.
    Du bist ein Erwachsener auf einem Spaziergang.
    Aber der Weg, der Scheißweg, will einfach nicht ins Dorf abzweigen, führt starr an der Siedlung vorbei, immer starr, ein steiler Abhang zwischen ihm und den Häusern.
    Willst du auf deinem Hintern runter ins Dorf rutschen? Ein völlig verschlammter Tourist, das Ding aus dem Sumpf, halb Mensch, halb Vollidiot. Da weiß man schon, wie die Leute gucken. Da ist sofort klar, dass ...
    Der Regen stoppt.
    Der Regen lässt so plötzlich nach, wie er angefangen hat. Der Wind legt sich, der Himmel klart auf. Alles, wie um Benjamin blöd aussehen zu lassen. Jetzt ist er kein Mensch mehr in Lebensgefahr. Nur noch ein durchnässter Fremder, ein Tourist, der den Weg ins Dorf sucht. Selbst seine Schlammhand hat der Regen reingewaschen. Nur noch ein paar Spritzer, die man leicht im Bach loswerden kann. Er taucht seine Hände in den Wasserlauf und erschrickt, als er auf sie herabschaut. Das Wasser ist blutrot. Nicht schlammig, nicht rotbraun, dunkel und rot wie frisches Blut.
    Jetzt beginnt Benjamin zu rennen.
    Mit einem dicken weichen Handtuch rubbelt Kathrin Benjamin den Kopf trocken.
    »Das ist doch nur Rost. Der wird hier immer bei starkem Regen aus der Erde gewaschen, weil da so viele Erze drin sind, du Pudel.«
    Er sitzt auf dem Rand der Badewanne. Nur das Frottee zwischen seinem Kopf und ihren Händen. Ihr Bauch berührt seine Schulter, als wäre das nichts.
    »Jetzt geh erst mal in die Wanne. Du bist ja völlig durchnässt. Wenn du fertig bist, wecke ich Stephan, dann können wir abendessen. Es gibt Spinat und Spiegeleier.«
    Das heiße Badewasser liegt angenehm auf seinem Körper. Eine schwere, warme Decke. Benjamin drückt sein Kreuz durch, hebt sein Becken aus der Wanne. Sie ist groß, mit einer Haltestange und einer Art Minikran am Rand. Eine Konstruktion, um einen schwachen Körper hineinzuheben. Das Wasser riecht nach Chlor und Badezusatz. Benjamin hat einen Steifen. Er nimmt seinen Penis in die Faust und beginnt zu onanieren, vorsichtig, damit es keine Plätschergeräusche macht. Nur zwei Türen weiter kocht Kathrin das Abendessen, im Nebenraum schläft Stephan seinen Medikamentenschlaf. Benjamin massiert seinen Schwanz. Benjamin denkt an Kathrin.
    »Ich wollte eben ... Ich wollte nur eben deine nassen Sachen in den Trockner werfen, bevor sie anfangen zu riechen.«
    Kathrin steht einfach so im Badezimmer. Mit einem Klatschen, dass ein Schwall Wasser auf den Badezimmerboden schwappt, lässt er sein Becken abtauchen. Nur eine kurze Pause, ein Stocken im Satz, dann redet sie weiter. Nicht so, als hätte sie nichts gesehen, sondern, als wäre es völlig normal, dass ein alter Freund zu Besuch kommt, um sich in ihrer behindertengerechten Familienbadewanne einen abzuwichsen.
    Stephan und Kathrin sitzen am Küchentisch. Es ist spät. Die beiden bemerken Benjamin nicht, weil er sie aus dem Flur beobachtet.
    »Ich will eins«, sagt Kathrin und wiegt ihre Arme vor der Brust hin und her, als würde sie etwas halten.
    »Du kannst dich nicht um uns beide kümmern«, antwortet Stephan ernst.
    Auf dem Tisch liegen Eier. Kathrin nimmt eins in die Hand, die Hülle scheint ganz weich, fast gallertartig. Es ist merkwürdig klein und hat eine gelbliche Schale. Es sieht überhaupt nicht aus, als stamme es von einem Vogel, eher wie ein hundertfach vergrößertes Insektenei.
    Beinahe als würde es sich zusammenziehen, gibt das Oval unter ihren Fingern nach. Sie hält es ins Licht der Küchenlampe. Etwas scheint darin zu stecken, ein kleiner, zuckender Schatten.
    »Ich will eins«, sagt Kathrin plötzlich, »ich will diese Eule.« Erst jetzt fällt Benjamin auf, dass der ganze Tisch mit den merkwürdigen Eiern bedeckt ist. Wie auf Kommando beginnen sie, sich zu bewegen.
    »Ja, die Eule«, wiederholt Stephan und sieht dem Eindringling im Türrahmen direkt in die Augen. »Wie steht es mit dir, Benjamin? Willst du auch eine Eule?«, fragt er. Und langsam hebt sich sein gekrümmter Körper aus dem Rollstuhl und wankt auf Benjamin zu.
    »Willst du, Benjamin«, fragt er. »Willst du die Eulähhh.« Und das letzte Wort wird zu einem Möwenkreischen. »Eeeeuuuulääääähhhh. Du willst doch auch deine Eeuuuulääähhhhh.«
    Dum, machen Stephans Schritte auf den Küchenfliesen, wie ein Holzhammer auf Teppichboden.
    Dum.
    Dann wacht Benjamin auf. Die Laken sind schweißnass. Er muss auf die Toilette.
    Dum, macht es. Dann ein Schleifen über
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