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Monschau und das Monschauer Land

Monschau und das Monschauer Land

Titel: Monschau und das Monschauer Land
Autoren: Christoph Wendt
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französische Militär herstellen, bekamen aber nur einen Spottpreis dafür. Als die Franzosen abzogen, und die Preußen die neuen Herren im Lande wurden, kam es nicht viel besser. Preußen schirmte seine alten Landesteile zollmäßig weitgehend ab. Aus politischen Gründen gingen die Märkte in Frankreich und Italien verloren. Der Aufstieg der Firma Jansen mit ihren Exporten nach Amerika war nicht von langer Dauer.
    Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten hatten aber nicht nur politische Gründe, die technischen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts taten das Ihrige dazu. Die Monschauer hatten kein Geld, die neuen mechanischen Webstühle und andere Maschinen zu kaufen. So wurde man immer weniger konkurrenzfähig.
    Ein besonders schwerwiegendes Hindernis war die Lage der Stadt abseits der großen Verkehrswege. Als, nicht zuletzt auf Druck der Monschauer Tuchmacher, 1885 Monschau durch den Bau der sogenannten Vennbahn an das moderne Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, war es zu spät. Die neue Zeit war über die Stadt der Groben und der Feinen Gewandschaft hinweggegangen.
    Viele Textilfacharbeiter wanderten ab. Mitglieder der Familie Scheibler bauten das ostpolnische Dorf Lód´z zu einem neuen Textilzentrum aus, andere wanderten nach Brasilien aus.
Das Treppenwunder von Monschau
    Es gibt nichts Vergleichbares. Kein anderer Tuchherr hat in der hier vorgestellten Region seinem Gewerbe, der Herstellung edler Feintuche und natürlich sich selbst ein solches Denkmal gesetzt, wie es der Monschauer Tuchmacher Johann Heinrich Scheibler mit seinem Roten Haus gemacht hat. Im Herzen der kleinen Stadt, genau dort, wo die beiden Täler von Rur und Laufenbach zusammentreffen, ließ er einen Doppelpalast errichten, der in seiner Art im ganzen Rheinland als einzigartig gilt.
    Während der linke Teil des Hauses, das Haus „Zum goldenen Helm“, ursprünglich das Wohnhaus des Bauherrn und seiner Familie war, befanden sich im rechten Teil, im Haus „Zum Pelikan“, die Kontorräume und die Produktionsstätten, wobei man wissen muss, dass nur ein relativ bescheidener Teil der feinen Wolltuche im Roten Haus produziert wurde. Zur Blütezeit der Monschauer Tuchindustrie, dem 18. Jahrhundert, in dem auch dieses Prachthaus entstand, wurden die feinen Tuche vor allem von den rund 6.000 für Johann Heinrich Scheibler tätigen Menschen in Monschau und den umliegenden Dörfern in Heimarbeit hergestellt.
    Welcher Baumeister hinter den Entwürfen für das Rote Haus steckt, weiß man bis heute nicht. Der Aachener Baumeister Johann Joseph Couven ist immer wieder als der geistige Vater des Monschauer Roten Hauses genannt worden. Doch die Fachleute gehen heute davon aus, dass Couven nichts mit den Entwürfen für das Scheiblersche Prunkgebäude zu tun hat.
    Auch über den genaue Zeitpunkt, zu dem das Rote Haus entstand, ist nichts Zuverlässiges bekannt. Allgemein wird heute angenommen, dass dieses „schönste Patrizierhaus des Rheinlandes“, wie oft gesagt wird, etwa zwischen 1756 bis 1765 gebaut wurde.

    Das Rote Haus

    Salon im Roten Haus
    Es würde hier zu weit gehen, eine detaillierte Darstellung des Roten Hauses als schönstem und kostbarstem Tuchmacherpalast der Region zu geben. Vorgestellt werden muss aber das kostbarste und berühmteste Element, das in diesem Haus verwirklicht wurde, die Treppe im Haus „Zum goldenen Helm“.
    Einzigartig ist in unserer zu Übertreibungen und Superlativen neigenden Zeit leider ein allzu oft so dahingesagter Ausdruck. Doch die Fachleute sind sich einig: Die Treppe im Roten Haus , und zwar im Haus „Zum goldenen Helm“, ist einzigartig, es gibt nirgends ein vergleichbares Werk.
    Die Einzigartigkeit bezieht sich zunächst auf die Gesamtkonstruktion dieser Treppe, die in einer Art Spirale vom Erdgeschoss an durch drei Stockwerke in die Höhe gezogen ist, ohne dabei unterwegs irgendwo „haltzumachen“. Das bedeutet, diese Treppe ist völlig freitragend durch das ganze Haus hindurch in die Höhe geführt worden.
    Einzigartig ist auch und vor allem der Bildschmuck in den Kartuschen der inneren Treppenwangen. Dabei sind die insgesamt 45 Reliefs zu Themengruppen geordnet. Auf der Innenseite des inneren Geländers zeigen die geschnitzten Figuren im Dreiviertelrelief die vier Jahreszeiten, die vier Tageszeiten und die vier Elemente, jeweils auf die einzelnen Stockwerke verteilt. Das sind Themen, die damals in der Barock- und Rokokozeit beliebt waren und relativ häufig dargestellt wurden. Das Besondere an der
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