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Monschau und das Monschauer Land

Monschau und das Monschauer Land

Titel: Monschau und das Monschauer Land
Autoren: Christoph Wendt
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Protagonist names Oelbers, der in diesem Buch nicht gerade als Sozialapostel hingestellt wird, für den Namen Scheibler steht. Tatsache ist jedenfalls, dass die Familie Scheibler, Nachfahren jenes Johann Heinrich Scheibler, damals die gesamte Auflage dieses Romans aufkauften und damit aus dem Verkehr zogen.
    Was fehlte, war die geeignete Wolle, um wirklich hochwertige Feintuche herstellen zu können. Scheibler setzte auf die Wolle spanischer Merinoschafe. Diese Wolle wurde von Agenten in Spanien gekauft, nach Rotterdam oder Antwerpen verschifft und dann mit Pferdefuhrwerken nach Monschau gebracht.

    Weber am Tuchmacherbrunnen
    Das war aufwendig und teuer, aber der Erfolg gab dem genialen Scheibler recht. Binnen weniger Jahre gehörten Monschauer Tuche auf den großen Messen in Frankfurt und Leipzig zu den begehrtesten ihrer Art. Scheiblers Monschauer Feintuche gingen in fast alle Länder der damals bekannten Welt. Selbst die Angehörigen der Herrscherhäuser in ganz Europa kleideten sich in Monschauer Feintuche. Diese Tuche wurden nach Nordeuropa ebenso verfrachtet wie in asiatische Länder.
    Aus den Musterbüchern, die es heute noch im Roten Haus gibt, geht hervor, welcher Art Tuche die Scheiblers damals produzierten und für wen. Es war eine erlauchte Kundschaft, die sich in Scheiblersche Feintuche hüllte, in ganz Europa. Der französische Königshof in Versailles wurde von Monschau aus beliefert, ebenso der Zarenhof in Sankt Petersburg. Und die edlen,farbenprächtigen Tuche, aus denen der türkische Sultan Kleidung für seine Haremsdamen anfertigen ließ, kamen damals aus Monschau. Wenn man die Größenverhältnisse berücksichtigt, lässt es sich durchaus vertreten, zu sagen, Monschau war damals als Tuchmacherstadt solchen Zentren wie Krefeld oder Manchester ebenbürtig.
    Nur ein Mann, der auf seinem Fachgebiet als Tuchmacher so tüchtig wie als Kaufmann umsichtig war, wie Johann Heinrich Scheibler, konnte in dem kleinen Monschau ein solches Vermögen machen, dass er sich den Prunkpalast des Roten Hauses bauen lassen konnte. Eins blieb allerdings nicht aus, nämlich bittere Differenzen zwischen den Herren der Feinen und der Groben Gewandschaft . Die Grobtuchmacher, biedere Monschauer Tuchmacherleute, katholisch, wie das seit jeher üblich war, mussten mit ansehen, wie der von außen hereingekommene Protestant mit seinen feinen Tuchen ihnen gleichsam davonlief, die Welt eroberte und aus der Sicht der bodenständigen Monschauer in Saus und Braus lebte. Hinter den Grobtuchmachern, die ja seit Langem aus der Bevölkerung der Stadt kamen, stand die übrige katholische Bevölkerung. Mitunter kam es zu offener Feindschaft.
    Scheiblers Sohn Georg baute aufdem Burgau eine Fabrikationsstätte für Feintuche, in der erstmals in Monschau alle Abläufe der Tuchherstellung vereinigt wurden. Neben den Scheiblers etablierten sich andere Feintuchmacher als Mitglieder der „feinen Gesellschaft Monschaus“. Namen wie Schlösser, Troistorff oder Jansen traten neben die schon bekannten Scheiblers und Schmitz.
    Ende des 18. Jahrhunderts entstanden zahlreiche neue Fabriken in Monschau. Neben der Fabrik auf dem Burgau gab es im Rosenthal, auf dem Äuchen, an Dreistegen, in der Laufenstraße weitere Fabriken. 1809 baute Troistorff, der sich vorher bereits in der Laufenstraße das prachtvolle, Couvenhaus genannte, Haus Troistorff hatte bauen lassen, Wiesenthal.

    Das Couvenhaus
    Neben den einstigen Fabrikationsgebäuden, von denen bei näherem Hinsehen doch noch eine ganze Reihe erhalten sind, und sechs immerhin noch einige Zeit lang nach dem Zweiten Weltkrieg gearbeitet haben, stößt man bei einem Gang durch Monschau eigentlich auf Schritt und Tritt auch auf zum Teil außerordentlich gut erhaltene, stattliche einstige Wohnhäuser der Tuchherren. Dabei hatten die Grobtuchmacher im 19. Jahrhundert damit begonnen, es ihren Kollegen von der Feinen Gewandschaft nachzumachen und „feine“ Häuser zu bauen. Allerdings blieben diese Häuser gegenüber denen der Feinen Gewandschaft immer etwas einfacher. Siehe dazu das übernächste Kapitel „Am langen Faden“.
    So steil der Aufstieg Monschaus zur international bekannten Tuchmachermetropole war, so jäh war der Absturz. Obschon noch Anfang des 19. Jahrhunderts neue Fabriken in Monschau gebaut wurden, war die glanzvolle Zeit vorbei. Den Anfang vom Niedergang besorgte die französische Besatzung Ende des 18. Jahrhunderts. Die Monschauer Tuchmacher mussten nun Uniformstoffe für das
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