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Monschau und das Monschauer Land

Monschau und das Monschauer Land

Titel: Monschau und das Monschauer Land
Autoren: Christoph Wendt
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Auch sie lebten recht und schlecht.
    Das änderte sich in Monschau erst, als Ende des 16. Jahrhunderts ein Aachener Protestant, Arnold Schmitz, aus Religionsgründen die katholische Reichsstadt Aachen verlassen musste und nach Monschau kam. Der damals für Monschau zuständige Landesherr, der Herzog von Jülich, war den Protestanten gegenüber aufgeschlossener als die engstirnigen Aachener.
    In dem nach ihm heute noch sogenannten Schmitz’schen Hof begründete Schmitz die erste Feintuchfabrik. Um Feintuche herzustellen, musste man bessere Wolle haben, als die Schafe vom Hohen Venn sie liefern konnten. Schmitz und seine Nachfolger ließen solche Wolle über Händler von auswärts kommen.
    Die weitere Verarbeitung war bei der feinen Wolle nicht anders als bei der heimischen groben. Die Wolle wurde zunächst gewaschen, dann von Hunderten oder gar Tausenden armer Bauern und ihren Familienangehörigen, Frauen und Kindern, mit Handspindeln in Lohnarbeit gesponnen. Spinnereien kannte man zu der Zeit noch nicht.

    Im Schmitz’schen Hof
    Aus dem so gewonnenen Garn fertigten dann die Weber, wiederum in Heimarbeit am häuslichen Webstuhl, den es wohl in fast jeder Monschauer Wohnung und ebenso in den Dörfern gegeben haben dürfte, die Tuchstücke für die Monschauer Tuchherren.
    Die Fabrikanten ließen dann die Tuchstücke von Frauen noppen. Das bedeutet, dass die aus den fertigen Tuchstücken herausragenden Fadenenden abgeschnitten und in das Tuchstück eingearbeitet werden mussten.
    Der nächste Arbeitsgang dürfte recht „anrüchig“ gewesen sein. Die Tuche wurden nämlich in Urin gelegt und getränkt, den Urinsammler mehrmals in der Woche in der Stadt für ein paar Pfennige einsammelten. Das so getränkte Tuch musste nun in der Walkmühle gewalkt und dabei verfilzt werden. Zum Schluss wurden die Tuche gewaschen und getrocknet. Dazu spannte man sie auf Rahmen, die auf besonderen Terrassen oberhalb der Stadt aufgestellt wurden. Das geschah im „Rahmenberg“, dessen durch kunstvoll aufgeschichtete Trockenmauern gestützte Terrassen heute noch gut zu erkennen sind. Waren die Tuche trocken, wurden sie mit Karden, den Fruchtständen einer Distelart, aufgeraut, auf besonderen, gewölbten Tischen von den Scherern glatt geschoren und zum Schluss dann glatt und glänzend gepresst. Der Tuchmacherbrunnen am Markt in Monschau zeigt recht anschaulich einzelne Szenen aus diesem Werdegang der Tuche damals in Monschau.

    Detail am Tuchmacherbrunnen
Kleine Stadt ganz groß – das Glück der Scheiblers
    Es ist sicherlich nicht übertrieben, zu behaupten, dass es eine Sternstunde für diese bescheiden blühende Tuchmacherstadt Monschau war, als Mitte des 18. Jahrhunderts der aus dem Bergischen Land stammende Pfarrerssohn Johann Heinrich Scheibler sich in Monschau ansiedelte. Als erfahrener Tuchmacher, der er damals bereits war, und weit blickender Geschäftsmann hatte er sicherlich bereits vorher von der an Rur und Laufenbach dahindümpelnden Feintuchfabrikation gehört und seine große Chance erkannt.
    Die Voraussetzungen waren für einen Geschäftsmann wie Scheibler hervorragend: Es gab reichlich fließendes, weiches, sauberes Wasser, das sowohl zum Waschen der Wolle wie der Tuche, vor allem aber als Antriebskraft für die verschiedenen Mühlen und Werkstätten unabdingbar war. Vor allem aber gab es in und um Monschau eine Bevölkerung, die nicht gerade reichlich mit irdischen Gütern gesegnet war. Bis zu 6.000(!) Menschen arbeiteten für Scheibler, als Spinner daheim, vor allem aber als Weber. Wahrscheinlich hat damals in fast jeder Monschauer Wohnung genau wie in den ringsum liegenden Dörfern mindestens ein Webstuhl gestanden.
    Es ist eine bis heute gern diskutierte Frage, wie die soziale Lage dieser 6.000, im Dienste Scheiblers stehenden Heimarbeiter war. Es gab ja damals weder Gewerkschaften noch Tarifverträge. War Scheibler ein sozial denkender Patron in der Art eines Fugger oder Krupp oder anderer Industrieller, der soziales Engagement für die Arbeiter zeigte und in diesem Zusammenhang bis heutegenannt wird? Oder nutzte der Monschauer Tuchherr, der sich mit dem Roten Haus ein im ganzen Rheinland einzigartiges palaisartiges Wohn- und Kontorhaus bauen ließ, die Notlage der Bevölkerung aus?

    Laufenbachableitung zur alten Walkmühle
    Der Monschauer Heimatschriftsteller Dr. Ludwig Mathar veröffentlichte 1923 einen Roman mit dem Titel Das Glück der Oelbers . Bei der Lektüre erschließt sich dem Leser sehr schnell, dass der
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