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Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer
Autoren: P. J. Tracy
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anderen, unterwegs von Farm zu Farm auf den Nebenstraßen Wisconsins, um die Rohmilch der produktiven Herden des Staates einzusammeln. Der Laster hatte ein staubiges weißes Führerhaus und hinten einen glänzenden Tank aus Edelstahl, der aussah wie eine riesige liegende Thermoskanne. Über die Länge des Tanks stand in königsblauer Druckschrift GOOD HEALTH DAIRIES geschrieben.
    Der Truck bewegte sich mit fünfundsechzig Stundenkilometern, als er auf die Stelle traf, wo sich der Asphalt in der Hitze des vorangegangenen Nachmittags aufgewölbt hatte, unmittelbar dort, wo die lange Zufahrt zur Wittig-Farm abzweigte. Als das rechte Vorderrad des Lasters auf den schlimmsten Teil der Verwerfung traf, wurde es von seinem Kurs abgelenkt und landete im weichen Kies des Seitenstreifens. Ein hohes, lang gezogenes Quietschen erklang, als der Fahrer mit aller Kraft auf die Bremse trat; dann geriet der Laster wie in Zeitlupe ins Schleudern. Für einen scheinbar endlosen Moment balancierte er auf zwei Rädern, als wollte er dem Fahrer Zeit lassen, über das nachzudenken, was als Nächstes kam, bevor er sich quer stellte/auf die Seite krachte und mit ohrenbetäubendem metallischem Kreischen über den Asphalt schlitterte.
    Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen lag der Fahrer gegen die Tür gepresst auf der Seite, und der Metallgriff bohrte sich in seine Rippen, während sich seine Hände so um das Lenkrad krampften, dass die Knöchel weiß hervortraten. Das Führerhaus zeigte auf eine entfernte Ansammlung von Farmgebäuden, und durch die vom Steinschlag pockige Scheibe hindurch bemerkte er zwei Jungen, die über die staubige Auffahrt zu ihm herübergerannt kamen. Auf der Weide nebenan trampelte eine Herde panischer Holsteiner dicht zusammengedrängt in die andere Richtung davon.
    »Scheiße!«, brachte er endlich in einem zittrigen Ausatmen hervor, sodass das Wort in ein halbes Dutzend Silben zerlegt wurde. Er ließ das Lenkrad los, bewegte probeweise die Finger, wackelte mit den Zehen und stieß ein erleichtertes, unsicheres Lachen aus, ausgelassen angesichts der Tatsache, dass all seine Körperteile intakt geblieben waren. Sein Lachen erstarb jedoch, als er hörte, wie sich hinter der Fahrerkabine der Kompressor aktivierte, und es verschwand vollständig, als er einen Blick auf das Armaturenbrett warf und sah, wie die Nadel der Nutztankanzeige langsam fiel.
    »Gütiger Gott«, murmelte er und tastete hektisch nach der kleinen Computereinheit, die in das Armaturenbrett eingebaut war. Er drückte auf einen großen roten Knopf in der Mitte und dann auf die Enter-Taste. Eine Nachricht erschien auf dem kleinen Bildschirm und blinkte in unschuldigen, großen babyblauen Druckbuchstaben.
     
    MILCH AUSGELAUFEN
    MILCH AUSGELAUFEN
    MILCH AUSGELAUFEN
     
    Mark und Matthew hatten den Laster fast erreicht. Sie rannten, so schnell sie konnten, mit weit ausgreifenden Schritten, wild rudernden Armen und angestrengt pumpenden Herzen. Ein paar Meter vom Laster entfernt stürzten sie wie vom Blitz gefällt zu Boden, und für einen schrecklichen Augenblick konnte jeder von ihnen noch das Entsetzen im Auge des anderen sehen.
    Auf der anderen Seite der Weide sanken die Kühe von Harold Wittigs Holsteinerherde in die Knie.
    In Four Corners, eine halbe Meile entfernt, auf der vom Wind abgewandten Seite, hatte das kreischende Geräusch die morgendliche Stille zerrissen wie Tausende von Fingernägeln, die über eine Schultafel kratzten. Der Welpe jaulte und schlug mit den Vorderpfoten nach seinen Ohren, und Großvater Dale und Tommy hielten sich ihre mit den Händen zu. Eine Sekunde lang fragte sich Dale, ob die beiden Swensons wieder einmal Harolds alten John Deere aus der Scheune geholt hatten und damit auf der Straße umgekippt waren, doch er verwarf diese Möglichkeit fast im gleichen Augenblick. Das grauenvolle Kreischen dauerte viel zu lange an, es fraß sich förmlich in sein Gehirn hinein, und der Druck ließ seine Augen schmerzen.
    Die Neugierigen und Besorgten strömten bereits aus Hazels Café, bevor das schreckliche Geräusch verklungen war, und alle schauten die Straße hinauf in Richtung der Wittig’schen Farm und schirmten die Augen ab gegen das grelle Licht des Morgens. Die Besorgten, das waren der Pastor und seine Frau, die wussten, dass ihre beiden Söhne dort oben arbeiteten. Die plötzliche Stille war fast noch schlimmer als das Kreischen zuvor, und der Pastor und seine Frau eilten zu ihrem großen, vor dem Café geparkten Chevy.
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