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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter
Autoren: Jack McDevitt
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Bilder gesehen, die Eindrücke von Künstlern, Hologramme und all das. Er hatte zu wissen geglaubt, wie es sein würde. Wie es sich anfühlen würde. Der zehnjährige Charlie, der Dinosaurier sammelte und Raumschiffmodelle bastelte, war irgendwo verlorengegangen. Aber er war mit Nachdruck wieder aufgetaucht, und jetzt saugte der Vizepräsident die Mondlandschaft bis in seine Seele auf und begriff, daß er eine Erfahrung durchlebte, die er nie wieder vergessen würde.
    Er hatte zur Vorbereitung auf diese Reise viel über den Mond gelesen und dabei gehofft, etwas zu finden, was er in die von seinem Wahlkampfmanager entworfenen Ausführungen einflechten konnte. Rick wurde nervös, wenn Charlie das tat. Er war schwer mit Beispielen wohlmeinender öffentlicher Bediensteter bewaffnet, deren Ambitionen auf die Präsidentschaft an den Klippen improvisierter Stellungnahmen zerschellt waren. Trotzdem war Rick nur ein politischer Berater. Ein gemieteter Revolverheld. Geschult, um alles vor dem Hintergrund von Meinungsumfragen, öffentlichen Reaktionen und Parteischattierungen abzuwägen. Wie die meisten anderen Mietlinge war er recht anständig und stets ehrlich gegenüber jedem, der ihn gerade bezahlte. Seine Perspektive war jedoch auf das beschränkt, was nötig war, um Wahlen zu gewinnen. Nichts sonst spielte eine Rolle.
    Teddy Roosevelt hätte das nicht gefallen.
    Für eine permanente Niederlassung auf dem Mond hatte sich vor einem Dutzend Jahren Präsident Andrew Y. Culpepper eingesetzt; er überzeugte den Steuerzahler, einte die Industrienationen unter dem Banner der Idee und drehte sie obendrein einem widerwilligen Kongreß an. Es gibt Leute, hatte er gesagt, die uns immer wieder erzählen, wir könnten uns eine permanente Einrichtung auf dem Mond nicht leisten. Es sind Nachfahren der Berater Isabellas, die fanden, Europa könnte es sich nicht leisten, den Atlantik zu öffnen. Diese Worte waren in eine Plakette eingraviert, die man im Zentrum der Main Plaza angebracht hatte.
    Culpepper hatte die Verwirklichung seines Traums nicht mehr erlebt. Heute jedoch wanderte der Schatten einer totalen Sonnenfinsternis über Nordamerika hinweg. Und sobald der Schatten Culpeppers kleine Heimatstadt in Ohio erreichte, was etwa um 12.30 Uhr Ostküsten-Sommerzeit zu erwarten stand (was auch die Mondbasiszeit war), würde Charlie das symbolische Band vor dem Vordereingang der Main Plaza durchschneiden und die Mondbasis für betriebsbereit erklären.
    Die Sache entwickelte sich zu Anfang nur langsam, aber das Interesse an Fertigungsmöglichkeiten auf dem Mond stieg, und die Mondverkehrsbehörde war bald aufgebaut und aktiv. Je mehr Unterbringungsmöglichkeiten fertiggestellt wurden, desto mehr Menschen und Labors konnten aus provisorischen Unterkünften in die permanente Anlage umziehen. Die Basis bestand aus einem Zentralkomplex mit Verwaltungs- und Wohnbereichen, mehreren verstreut liegenden Forschungseinrichtungen sowie Bergbau- und Industrieanlagen, größtenteils in der Umgebung von Alphonsus. Ein ausgedehntes System von elektrischen Oberleitungsfahrzeugen, Obusse genannt, sollte die verschiedenen Anlagen letztlich verbinden.
    Es gab sogar Pläne, eine Obus-Verbindung mit dem automatischen Observatorium auf der Rückseite des Mondes herzustellen.
    Das Flugterminal der Mondbasis, der Raumhafen, breitete sich auf dem Alphonsus-Kraterboden direkt neben der Main Plaza aus und war per Straßenbahn erreichbar.
    Charlie wollte die Basis zwei Tage lang besichtigen und vor den Augen der Welt das amerikanische Interesse an dem Mondunternehmen sowie Unterstützung dafür demonstrieren. Dazu gehörte eine ganze Reihe von Banketten und Zeremonien. Würdenträger aus der ganzen Welt waren zugegen, und alles in allem freute sich der Vizepräsident auf dieses Erlebnis.
    Am Mittwochnachmittag ging sein Bus zur L1, von dort die Fähre nach Skyport, der Raumstation auf einer Erdumlaufbahn, und schließlich der einstufige Raumgleiter nach Dulles. Wenn alles gutging, traf er mit ordentlich Schwung für die Vorwahlen im Spätfrühling wieder zu Hause ein.

 
2.
     
     
Mexiko, 6 Uhr 43 Sommerzeit der Rocky-Mountains-Staaten (8 Uhr 43 Ostküsten-Sommerzeit)
     
    Die totale Sonnenfinsternis schob sich auf ihrer allgemeinen Nordostrichtung bei Mazatlán an die Küste. Sechs Minuten später verdunkelte sich der Himmel über Durango. Spaziergänger auf dem Zócalo blieben stehen und blickten hinauf. Die Lichter im Einkaufsbezirk gingen an.
    Etwa zur gleichen
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